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Früher in Ruhestand – Rente mit 63

Die Rente mit 63 ist ein Renner.

2018 stellten rund 251.000 Menschen einen Antrag auf Rente mit 63, berichtete das „Handelsblatt“ und beruft sich auf die Deutsche Rentenversicherung. 1,2 Millionen Anträge in fünf Jahren zählt die Statistik. Auch mir begegnet als Finanzplaner die Frage: Können wir uns einen vorgezogenen Ruhestand leisten?

Ruhestandsplanung hilft

Wer sich seinen Traum vom vorgezogenen Ruhestand verwirklichen möchte, der sollte frühzeitig planen. Je früher, je besser. Sie brauchen entweder ausreichende Rentenansprüche oder ein Vermögen, dass hoch genug ist, um ein Leben lang das Rentenkonto aufzufüllen.

An einer soliden Planung führt kein Weg vorbei, wollen Sie böse Überraschungen vermeiden. Viele tun sich schon schwer, ihre Renteninformation oder die Standmitteilung ihrer Versicherung richtig zu lesen. Schnell komplex wird es, wenn in der Berechnung Inflation, Steuern und Beiträge zur Sozialversicherung berücksichtigt werden sollen. Der Einsatz einer professionellen Finanzplanungssoftware hilft, Szenarien durchzurechnen, um eine solide Kalkulationsgrundlage zu haben.

Doch schauen wir zunächst auf die Regelung zur Rente mit 63.

 

Erhöhung der Regelaltersgrenze auf 67

Wir werden immer älter, was die Bezugsdauer der Rente verlängert. Noch mehr belastet der demographische Wandel. Die gesetzliche Rente wird durch Umlagen finanziert. Das bedeutet, dass die aktiven Arbeitnehmer mit Ihren Beiträgen die Renten der heutigen Rentner aufbringen. Lag die Relation im Jahr 2000 noch bei 4:1, so werden 2040 zwei Arbeitnehmer einen Rentner finanzieren müssen. Die Erhöhung der Regelaltersgrenze entlastet die Rentenversicherung gleich doppelt:

  • Arbeitnehmer zahlen länger ein.
  • Rentner beziehen weniger lange Rente.

Die Regelaltersgrenze für die Regelaltersrente wird zwischen 2012 und 2029 schrittweise von 65 Jahren auf 67 Jahre angehoben. Beginnend mit dem Jahrgang 1947 beginnt sie für jeden Jahrgang etwas später . In dieser Übergangsphase ist die Regelaltersgrenze mithin abhängig vom Geburtsjahr. Personen, die nach dem 31.12.1963 geboren sind, erreichen die Regelaltersgrenze somit erst mit 67 Jahren (siehe nachstehende Tabelle).

 

Abschlagsfrei in Rente mit 63

Diese Möglichkeit wurde im Juli 2014 den Arbeitnehmern eröffnet, die eine besonders langjährige Beschäftigung nachweisen können. Wer vor dem 1. Januar 1953 geboren ist und 45 Jahre mit Pflichtbeiträgen für eine versicherte Beschäftigung, Tätigkeit oder Berücksichtigungszeiten vorweisen kann, kann ab 1. Juli 2014 die Altersrente bereits mit 63 ohne Abschläge in Anspruch nehmen. Für alle späteren Jahrgänge beginnt die abschlagsfreie Rente mit 63 erst einige Monate später, spätestens mit der Vollendung des 65. Lebensjahres. Die Altersgrenze verschiebt sich parallel zur o.a. Tabelle für die Regelaltersgrenze.

Ausnahmen gibt es für Arbeitslose, Schwerbehinderte und Erwerbsunfähige unter bestimmten Umständen.

Wer Altersteilzeit mit seinem Arbeitgeber vereinbart, kann sogar noch früher aufhören zu arbeiten. Altersteilzeit soll einen gleitenden Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Der Arbeitnehmer kann im sogenannten „Blockmodell“ in der ersten Hälfte Vollzeit arbeiten, um in der zweiten Hälfte freigestellt zu werden. Die Teilzeit wird voll bei der Ermittlung der 45 Jahre berücksichtigt.

Rente mit 63 wird immer beliebter. Nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei möglich, nach 35 Beitragsjahren mit max. 14.4 % Rentenabschlag.

 

Vorzeitige Rente gegen Abschlag

Wer mindestens 35 Jahre Pflichtbeiträge nachweisen kann gilt als langjährig Beschäftigter. Er kann zu den gleichen Zeiten wie bei der Rente mit 63, abhängig vom Jahrgang, vorzeitig Rente beziehen. Dies muss er sich jedoch durch einen dauerhaften Abschlag erkaufen. Für jeden Monat, den er früher in Rente geht, wird die Rente dauerhaft um 0,3 % gekürzt. Der maximale Abschlag beträgt 14,4 %. Das will wohl überlegt sein.

 

Ohne Zusatzrente geht es nicht

Das Rentenniveau sinkt weiter, 2030 soll es bei 43 % liegen. Das Rentenniveau stellt die Relation zwischen der Höhe der Standardrente (45 Jahre Beitragszahlung auf Basis eines Durchschnittsverdienstes) und dem Entgelt eines Durchschnittsverdieners dar.

Wer sich im Ruhestand nicht erheblich einschränken möchte, braucht eine Zusatzrente. Diese bieten private Rentenversicherungen mit oder ohne staatliche Förderung. Die Rente wird lebenslang gezahlt.

Wer aus eigenem Vermögen eine lebenslange Rente erwirtschaften will braucht ein großes Vermögen. Selbst bei einer Million Euro betragen die Erträge hierauf – bei realistischen 2 % p.a. Rendite nach Steuern und Inflation – lediglich 20.000 Euro im Jahr oder 1.666 Euro im Monat. Wer mehr entnimmt als er erwirtschaftet verbraucht das Kapital. Somit eine Frage der Zeit, wann das Kapital aufgebraucht ist und die Quelle versiegt. Dieses Risiko wird Langlebigkeitsrisiko genannt. Denn wer lange lebt, braucht lange Geld.

Am Besten fährt, wer Einkommen aus verschiedenen Quellen bezieht:

  • Gesetzliche Rente
  • Betriebliche Rente
  • Private Rente
  • Vermögen mit Ertrag bzw. Entnahmen

 

Ruhestandsplanung hilft, unliebsame Überraschungen im Ruhestand zu vermeiden.

 

Nachgelagerte Besteuerung

Seit 2005 gilt das Prinzip der nachgelagerten Besteuerung. Der Grundsatz lautet: Wer in der Ansparphase Beiträge steuerlich gelten macht, dessen Rente wird später besteuert. Es handelt sich folglich – entgegen landläufiger Meinung – nicht um Steuervermeidung, sondern lediglich um Steuerstundung. Bleibt zu hoffen, dass der Steuersatz in der Ansparphase höher ist, als in der Rentenphase. Sicher ist das nicht und abhängig vom Gesamteinkommen sowie der künftigen Steuerpolitik.

 

Auch Sozialversicherungsabgaben beachten

Bei der betrieblichen Altersvorsorge können unter bestimmten Umständen Sozialversicherungsbeiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung „gespart“ werden. Auch diese werden später nachgeholt. Wer nicht in der Krankenversicherung der Rentner ist, zahlt den vollen KV-Beitrag alleine (ohne Arbeitgeber Anteil).  Nicht nur auf die Rente, sondern auch auf andere Einkünfte wie Mieten, Zinsen oder Dividenden sind KV-Beiträge zu entrichten. Sogar eine Doppelverbeitragung ist möglich, wie einige Betriebsrentner leidvoll erfahren mussten, die Direktversicherungen vor 2005 abgeschlossen hatten.

 

Mentale Herausforderung

Mit dem Ruhestand fallen viele Dinge weg, die vorher von Bedeutung waren:

  • Status, Firmenwagen, Sekretärin, Kantine oder kostenloser Ärzte Check-up
  • Mitgliedschaften in Verbänden, Gremien oder der Betriebssportgemeinschaft

Gleichzeitig verändern sich Routinen wie Aufstehzeiten, Fahrt zur Arbeit oder Urlaubszeit. Plötzlich ist viel Zeit neu zu füllen. Und so manch einer stellt die Sinnfrage.

 

Wir Menschen sind seltsame Wesen. Wir wünschen uns sehnlichst mehr Zeit, um sie dann totzuschlagen.

Auch in der Beziehung zum Partner verschieben sich die Rollen. Jeder muss seinen Platz neu finden. All diese Veränderungen gilt es, zu bedenken und zu gestalten. Wer frühzeitig plant und sich darauf einstellt, hat es leichter und kann die Zeit genießen. Und darauf kommt es doch schließlich an.

Hilfe meine Lebensversicherung wird fällig

Täglich werden Lebensversicherungen fällig und lösen manche Frage aus: „Was soll ich tun? Soll ich das Kapital nehmen oder die Rente? Welche Alternativen gibt es und wo erhalte ich unabhängigen Rat? Die Versicherungsgesellschaft möchte das Geld im Haus behalten. Mein Nachbar ist Immobilienmakler und hat mir eine Immobilie empfohlen, mein Kollege setzt auf Aktien und meine Erben möchten, dass ich das Kapital erhalte. Doch was will ich?“

 

Sind Sie betroffen?

Lebensversicherungen im Wert von über 80 Milliarden Euro werden jährlich fällig. Statistisch gesehen, hat jeder Deutsche mehr als eine Lebensversicherung. Das hat Tradition, seit 1892 gibt es Lebensversicherungen in Deutschland, schon unsere Großeltern kannten sie. Heerscharen von Finanzvertrieben, haben sie unter das Volk gebracht. In den letzten Jahren ging der Trend zu Rentenversicherungen. Diese sind von vornherein so konstruiert, dass ab Fälligkeit (im Alter) eine lebenslange Rente gezahlt wird. Der Versicherungsnehmer hat jedoch ein Kapitalwahlrecht und kann sich, statt der Rente, alternativ, das Kapital auszahlen lassen.

 

Ihre Ausgangssituation

Wer entscheiden will, sollte die Fakten kennen. Können Sie diese drei Fragen zu Ihrem Vertrag beantworten?

  • Wie hoch wäre die Kapitalabfindung?
  • Wie hoch ist die monatliche Rentenzahlung, wenn Sie die Kapitalabfindung nicht wählen?
  • Bis wann müssen Sie das entscheiden (Frist der Versicherung)?

Bei Rentenversicherungen bekommen Sie standardmäßig eine Rente. Machen Sie von Ihrem Kapitalwahlrecht Gebrauch, ist die Frist zu beachten. Bei Kapital-Lebensversicherungen werden automatisch ausgezahlt. Sie erhalten jedoch im Regelfall ein Angebot für eine Sofortrente. (Achtung: Es wird erneut Provision fällig.) Eine Sofortrente wandelt eine Einmalzahlung in eine sofort beginnende lebenslange Rente um.

Wenn Sie die Fragen nicht beantworten können, stellen Sie die Fragen genauso Ihrer Versicherung. Sie brauchen die Fakten. Nur so ist es möglich, das Angebot Ihrer Versicherung mit anderen Angeboten zu vergleichen. Dieser Schritt macht erst Sinn, wenn Sie sicher wissen, dass Sie eine Rente brauchen und in welcher Höhe.

 

Welches Problem wollen Sie lösen?

Welche Lösung für Sie geeignet ist, hängt davon ab, was Sie erreichen wollen. Brauchen Sie das Geld eigentlich gar nicht und wollen es nur nicht zinslos rumliegen lassen? Dann haben Sie ein Luxusproblem und können sich gleich, den Anlagealternativen zuwenden. Die meisten Menschen brauchen das Geld,

  • um Ihre Rente aufzustocken
  • um Ihren Immobilienkredit zu tilgen
  • um das Haus zu renovieren
  • um den Kindern eine Starthilfe zu geben
  • um eine Reserve zu haben für unerwartete Kosten wie beispielsweise Pflege

Und vieles mehr. Welches Problem wollen Sie lösen?  Wozu benötigen Sie das Geld?

 

Wissen Sie wo Sie stehen?

Vielleicht brauchen Sie erst noch ein paar Informationen. Nehmen wir den ersten Punkt „die Rente aufstocken“. Wissen Sie,

  • wie hoch Ihre Rentenansprüche sind?
  • wieviel Sie momentan und im Ruhestand zum Lebensunterhalt brauchen?
  • wie sehr die Inflation über Jahrzehnte an Ihrer Kaufkraft zehrt?

Es ist gar nicht so leicht zu beantworten, wo wir finanziell stehen:

Wer nicht weiß, wo er steht, tut sich schwer, Finanzentscheidungen zu treffen.

 

Wie Sie vorgehen können

Drei Dinge gilt es zu verstehen:

1.       Die eigene Situation (Vermögen, Ein-/Ausgaben, Ansprüche, Verpflichtungen)

2.       Sich und ggf. seinen Partner (Wie ticken wir? Wie sehen wir Risiko? Was ist uns wichtig?)

3.       Die Alternativen (Formen der Geldanlage, Angebote)

Die Reihenfolge ist wichtig. Wer mit den Alternativen anfängt, dem fehlen die Kriterien zu entscheiden. Wichtiger als hohe Renditeversprechen sind Ihre Ziele. Wer gleich zu Punkt 3 übergeht, ist leichte Beute für Finanzvertriebe, die mit dem Verkauf von Finanzprodukten auf Provision Ihr Geld verdienen.

Unabhängigen Rat gibt es bei:

Achten Sie hierauf:

  • Sucht der Berater eine Lösung, die zu Ihnen und Ihrer Situation passt und spricht er eine verständliche Sprache?
  • Nimmt er sich Zeit und setzt er Sie nicht unter Druck?
  • Legt er alle Kosten transparent offen?

Die Null-Zins-Politik und Ihre Folgen

Manche Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen sind geschockt, wenn Sie erfahren, wie wenig Sie aus Ihren Lebensversicherungsverträgen rausbekommen. Nicht selten beträgt der Rückkaufswert bzw. die Kapitalabfindung bis zur Hälfte dessen, was die Verkäufer der Policen einst in Aussicht gestellt (nicht garantiert) haben. Das wirkt sich gravierend auf den Ruhestand aus. Besonders hart trifft es Immobilienbesitzer, die die Tilgung Ihres Darlehens gegen Lebensversicherung ausgesetzt haben. Statt schuldenfrei zu sein, müssen Sie nun ein neues Darlehen für die Restschuld aufnehmen.

Die Versicherungsgesellschaften schieben diese Entwicklung auf die niedrigen Zinsen. Sicherlich konnte niemand mit Null-Zinsen rechnen, doch nun rächt sich die einseitige Anlagepolitik und die hohen Kosten für den Vertrieb. Die Versicherungsgesellschaften bewegen sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Verbraucher haben das Nachsehen.

Neuverträge in klassische Lebensversicherungen sind völlig unattraktiv. Altverträge mit hohen Garantiezinsen versuchen sie loszuwerden (Run off), was ein fatales Signal an Kunden ist. Die Vertriebe setzen auf Indexpolicen und Fonds-Renten. Verbraucher fragen sich zu Recht, ob Sie damit diesmal besser fahren. Das Kostenproblem bleibt. Lesen Sie dazu:  Wie Sie mit drei einfachen Fragen, teure Fehler bei Finanzanlagen vermeiden.

Böses Erwachen bei Lebensversicherungen – Lassen Sie Ihre Verträge unabhängig überprüfen.

 

Prüfen Sie Ihre laufenden Verträge

Machen Sie den Kurzcheck:

  • Was habe ich eingezahlt?
  • Was bekomme ich raus, wenn ich aussteige (Rückkaufswert)?

Ein starkes Indiz für zu hohe Kosten ist es, wenn der Rückkaufswert auch nach Jahren immer noch unter dem Betrag Ihrer Einzahlungen liegt. Die Provisionen für Vermittler und Versicherung lasten schwer. Sie werden laufend den Verträgen entnommen. Es gibt eine Vielzahl von Kosten, die in der Vergangenheit nur mangelhaft ausgewiesen wurden. Beachten Sie auch, dass es mehrere Kosten-Ebenen geben kann, so bei Fonds-Renten. Es fallen Kosten für die Versicherung und für die Fonds an. Letztere werden bei Abschluss der Versicherung meist nicht benannt. Informationen zum Rückkaufswert finden Sie auf Ihrer jährlichen Standmitteilung.

Versicherungen machen es schwer, die Kosten zu ermitteln. Holen Sie sich Rat, aber achten Sie darauf, dass der Berater unabhängig ist. Ihr Versicherungsverkäufer erleidet finanzielle Einbußen, wenn Sie aussteigen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die es zu prüfen gilt:

  • unverändert weiterlaufen lassen
  • Beitrag reduzieren oder aussetzen
  • Versicherung verkaufen
  • Versicherung kündigen
  • Möglicherweise Versicherung widerrufen, wenn möglich.

 

Neben der Rendite, sind steuerliche Aspekte und der Verlust von Versicherungsschutz (Todesfall und ggf. BUZ) zu bedenken.

Es geht um viel Geld. Handeln Sie mit Bedacht.

1.       Klären Sie die Fakten Ihres Vertrages

2.       Klären Sie Ihren Bedarf am besten mit einem unabhängigen zertifizierten Finanzplaner.

3.       Lassen Sie den Vertrag unabhängig überprüfen und prüfen Sie Ihre Optionen.

So kommen Sie zu Entscheidungen, die Sie später nicht bereuen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?