Täglich werden Lebensversicherungen fällig und lösen manche Frage aus: „Was soll ich tun? Soll ich das Kapital nehmen oder die Rente? Welche Alternativen gibt es und wo erhalte ich unabhängigen Rat? Die Versicherungsgesellschaft möchte das Geld im Haus behalten. Mein Nachbar ist Immobilienmakler und hat mir eine Immobilie empfohlen, mein Kollege setzt auf Aktien und meine Erben möchten, dass ich das Kapital erhalte. Doch was will ich?“
Sind Sie betroffen?
Lebensversicherungen im Wert von über 80 Milliarden Euro werden jährlich fällig. Statistisch gesehen, hat jeder Deutsche mehr als eine Lebensversicherung. Das hat Tradition, seit 1892 gibt es Lebensversicherungen in Deutschland, schon unsere Großeltern kannten sie. Heerscharen von Finanzvertrieben, haben sie unter das Volk gebracht. In den letzten Jahren ging der Trend zu Rentenversicherungen. Diese sind von vornherein so konstruiert, dass ab Fälligkeit (im Alter) eine lebenslange Rente gezahlt wird. Der Versicherungsnehmer hat jedoch ein Kapitalwahlrecht und kann sich, statt der Rente, alternativ, das Kapital auszahlen lassen.
Ihre Ausgangssituation
Wer entscheiden will, sollte die Fakten kennen. Können Sie diese drei Fragen zu Ihrem Vertrag beantworten?
- Wie hoch wäre die Kapitalabfindung?
- Wie hoch ist die monatliche Rentenzahlung, wenn Sie die Kapitalabfindung nicht wählen?
- Bis wann müssen Sie das entscheiden (Frist der Versicherung)?
Bei Rentenversicherungen bekommen Sie standardmäßig eine Rente. Machen Sie von Ihrem Kapitalwahlrecht Gebrauch, ist die Frist zu beachten. Bei Kapital-Lebensversicherungen werden automatisch ausgezahlt. Sie erhalten jedoch im Regelfall ein Angebot für eine Sofortrente. (Achtung: Es wird erneut Provision fällig.) Eine Sofortrente wandelt eine Einmalzahlung in eine sofort beginnende lebenslange Rente um.
Wenn Sie die Fragen nicht beantworten können, stellen Sie die Fragen genauso Ihrer Versicherung. Sie brauchen die Fakten. Nur so ist es möglich, das Angebot Ihrer Versicherung mit anderen Angeboten zu vergleichen. Dieser Schritt macht erst Sinn, wenn Sie sicher wissen, dass Sie eine Rente brauchen und in welcher Höhe.
Welches Problem wollen Sie lösen?
Welche Lösung für Sie geeignet ist, hängt davon ab, was Sie erreichen wollen. Brauchen Sie das Geld eigentlich gar nicht und wollen es nur nicht zinslos rumliegen lassen? Dann haben Sie ein Luxusproblem und können sich gleich, den Anlagealternativen zuwenden. Die meisten Menschen brauchen das Geld,
- um Ihre Rente aufzustocken
- um Ihren Immobilienkredit zu tilgen
- um das Haus zu renovieren
- um den Kindern eine Starthilfe zu geben
- um eine Reserve zu haben für unerwartete Kosten wie beispielsweise Pflege
Und vieles mehr. Welches Problem wollen Sie lösen? Wozu benötigen Sie das Geld?
Wissen Sie wo Sie stehen?
Vielleicht brauchen Sie erst noch ein paar Informationen. Nehmen wir den ersten Punkt „die Rente aufstocken“. Wissen Sie,
- wie hoch Ihre Rentenansprüche sind?
- wieviel Sie momentan und im Ruhestand zum Lebensunterhalt brauchen?
- wie sehr die Inflation über Jahrzehnte an Ihrer Kaufkraft zehrt?
Es ist gar nicht so leicht zu beantworten, wo wir finanziell stehen:
- Kennen Sie Ihr Vermögen? Haben Sie eine Vermögensbilanz?
Wie Sie vorgehen können
Drei Dinge gilt es zu verstehen:
1. Die eigene Situation (Vermögen, Ein-/Ausgaben, Ansprüche, Verpflichtungen)
2. Sich und ggf. seinen Partner (Wie ticken wir? Wie sehen wir Risiko? Was ist uns wichtig?)
3. Die Alternativen (Formen der Geldanlage, Angebote)
Die Reihenfolge ist wichtig. Wer mit den Alternativen anfängt, dem fehlen die Kriterien zu entscheiden. Wichtiger als hohe Renditeversprechen sind Ihre Ziele. Wer gleich zu Punkt 3 übergeht, ist leichte Beute für Finanzvertriebe, die mit dem Verkauf von Finanzprodukten auf Provision Ihr Geld verdienen.
Unabhängigen Rat gibt es bei:
- Verbraucherschutz-Zentralen
- Zertifizierten Finanzplanern
- Unabhängigen Finanzberatern auf Honorarbasis
Achten Sie hierauf:
- Sucht der Berater eine Lösung, die zu Ihnen und Ihrer Situation passt und spricht er eine verständliche Sprache?
- Nimmt er sich Zeit und setzt er Sie nicht unter Druck?
- Legt er alle Kosten transparent offen?
Die Null-Zins-Politik und Ihre Folgen
Manche Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen sind geschockt, wenn Sie erfahren, wie wenig Sie aus Ihren Lebensversicherungsverträgen rausbekommen. Nicht selten beträgt der Rückkaufswert bzw. die Kapitalabfindung bis zur Hälfte dessen, was die Verkäufer der Policen einst in Aussicht gestellt (nicht garantiert) haben. Das wirkt sich gravierend auf den Ruhestand aus. Besonders hart trifft es Immobilienbesitzer, die die Tilgung Ihres Darlehens gegen Lebensversicherung ausgesetzt haben. Statt schuldenfrei zu sein, müssen Sie nun ein neues Darlehen für die Restschuld aufnehmen.
Die Versicherungsgesellschaften schieben diese Entwicklung auf die niedrigen Zinsen. Sicherlich konnte niemand mit Null-Zinsen rechnen, doch nun rächt sich die einseitige Anlagepolitik und die hohen Kosten für den Vertrieb. Die Versicherungsgesellschaften bewegen sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Verbraucher haben das Nachsehen.
Neuverträge in klassische Lebensversicherungen sind völlig unattraktiv. Altverträge mit hohen Garantiezinsen versuchen sie loszuwerden (Run off), was ein fatales Signal an Kunden ist. Die Vertriebe setzen auf Indexpolicen und Fonds-Renten. Verbraucher fragen sich zu Recht, ob Sie damit diesmal besser fahren. Das Kostenproblem bleibt. Lesen Sie dazu: Wie Sie mit drei einfachen Fragen, teure Fehler bei Finanzanlagen vermeiden.
Böses Erwachen bei Lebensversicherungen – Lassen Sie Ihre Verträge unabhängig überprüfen. Share on X
Prüfen Sie Ihre laufenden Verträge
Machen Sie den Kurzcheck:
- Was habe ich eingezahlt?
- Was bekomme ich raus, wenn ich aussteige (Rückkaufswert)?
Ein starkes Indiz für zu hohe Kosten ist es, wenn der Rückkaufswert auch nach Jahren immer noch unter dem Betrag Ihrer Einzahlungen liegt. Die Provisionen für Vermittler und Versicherung lasten schwer. Sie werden laufend den Verträgen entnommen. Es gibt eine Vielzahl von Kosten, die in der Vergangenheit nur mangelhaft ausgewiesen wurden. Beachten Sie auch, dass es mehrere Kosten-Ebenen geben kann, so bei Fonds-Renten. Es fallen Kosten für die Versicherung und für die Fonds an. Letztere werden bei Abschluss der Versicherung meist nicht benannt. Informationen zum Rückkaufswert finden Sie auf Ihrer jährlichen Standmitteilung.
Versicherungen machen es schwer, die Kosten zu ermitteln. Holen Sie sich Rat, aber achten Sie darauf, dass der Berater unabhängig ist. Ihr Versicherungsverkäufer erleidet finanzielle Einbußen, wenn Sie aussteigen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die es zu prüfen gilt:
- unverändert weiterlaufen lassen
- Beitrag reduzieren oder aussetzen
- Versicherung verkaufen
- Versicherung kündigen
- Möglicherweise Versicherung widerrufen, wenn möglich.
Neben der Rendite, sind steuerliche Aspekte und der Verlust von Versicherungsschutz (Todesfall und ggf. BUZ) zu bedenken.
Es geht um viel Geld. Handeln Sie mit Bedacht.
1. Klären Sie die Fakten Ihres Vertrages
2. Klären Sie Ihren Bedarf am besten mit einem unabhängigen zertifizierten Finanzplaner.
3. Lassen Sie den Vertrag unabhängig überprüfen und prüfen Sie Ihre Optionen.
So kommen Sie zu Entscheidungen, die Sie später nicht bereuen.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?