Investieren ohne zu spekulieren

Investieren zahlt sich aus, spekulieren nicht. Finanzanlagen sind Werkzeuge, die Anlegern helfen sollen, Anlageziele zu erreichen. Jedes Werkzeug will sachgerecht genutzt werden, lässt sich aber auch zweckentfremden: Auf der Säge lässt sich musizieren, mit der Zange auch einen Nagel einschlagen und mit dem Brotmesser sogar morden. Auch Aktien sind Werkzeuge, deren Handhabung wir nicht gelernt haben. Wie Sie damit kalkulierbare Erträge erzielen und sich nicht finanziell ruinieren, davon handelt dieser Artikel.

 

Aktien sind für Spekulanten

Aktien sind Anteile an Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Ja, mit Aktien können Sie spekulieren. Das geht im Übrigen mit vielen anderen Dingen auch.

Spekulieren bedeutet, etwas zu kaufen in der Hoffnung, es später zu einem höheren Preis an einen anderen zu verkaufen.

Die Medien sind voll von Tipps zum Spekulieren oder von Stories über erfolgreiche Spekulanten. Auch mit Gold, Briefmarken, Wein oder Immobilien lässt sich spekulieren. Viel spannender ist daher die Frage: Ist es möglich, mit dem Werkzeug auch zu investieren?

Investieren bedeutet Kapital einzusetzen, um damit kalkulierbare Erträge zu erzielen.

Gold, Briefmarken und Wein eignen sich nicht zum Investieren. Sie haben keine originären Erträge. Es bleibt allein die Hoffnung, sie teurer weiterzuverkaufen.

Aktien (Unternehmen) und Immobilien (sofern vermietet) erwirtschaften hingegen Erträge in Form von Unternehmensgewinnen (Dividende nennt sich der Teil, der ausgeschüttet wird) und Mieten. Erträge machen Kapitalflüsse (Cash Flows) kalkulierbar. Der Wert eines Unternehmens und somit auch einer Aktie lässt sich – wie auch der Wert von einer Immobilie – ermitteln.

Der Wert ist die Summe aller künftigen Cash Flows (Erträge), abdiskontiert zum Barwert. Letzteres bedeutet, dass ein Zufluss heute stärker gewichtet wird wie ein Zufluss in der Zukunft. Dabei gilt der Wert ist umso geringer je ferner der Cash Flow in der Zukunft liegt und umso höher Zinsen und Inflation sind. Mehr zur Ertragswertmethode und dem Barwert können Sie hier erfahren.

Kalkulierbar sind Erträge nur dann, wenn sie das Investitionsobjekt, das Unternehmen oder die Immobilie, wirklich gut kennen und betriebswirtschaftliche Kennzahlen verstehen. Das mag im Einzelfall der Fall sein, wirft aber ein anderes Problem auf. Investieren Sie nur in einzelne Aktien oder Immobilien, so haben Sie ein hohes Klumpenrisiko. Wer sehr viel Geld auf eine Sache setzt ist abhängig vom Erfolg. Bleibt der aus oder geht es gar schief, droht ein Desaster.

 

Meiden Sie unsystematisches Risiko

Es ist wie beim Cholesterin, es gibt gutes und schlechtes. Das schlechte Risiko bei der Geldanlage nennt sich unsystematisches Risiko. Dieses Risiko muss kein Anleger eingehen, da es sich nahezu kostenfrei eliminieren lässt. Die Methode nennt sich Diversifikation.

Diversifikation: Durch breite Streuung heben sich Einzelrisiken teilweise auf. Je unabhängiger die Einzelinvestments voneinander sind, je stärker der Effekt.

Dank kosteneffizienter Investmentfonds ist heute jeder Anleger sogar für Sparbeiträge in der Lage, sein Kapital auf tausende von Aktien zu verteilen. Bei Immobilien ist es komplizierter, da diese nicht börsennotiert sind.

  • Wer in ein einzelnes Unternehmen investiert, den können singuläre Ereignisse treffen (VW-Skandal, Aufspaltung Thyssen-Krupp), im Guten wie im Schlechten.
  • Wer sich auf eine Branche konzentriert, den treffen branchenspezifische Nachrichten (Diesel Skandal, Ausstieg aus Atom oder Kohle).
  • Wer auf einzelne Länder setzt, den treffen Entwicklungen dort sehr hart (Türkei, Venezuela).

Wer jedoch sein Geld weltweit so breit wie möglich anlegt, der hat nur noch ein Marktrisiko. Dieses lässt sich nicht eliminieren. Wohl aber lassen sich Markt-Schwankungen abfedern durch beimischen von Anleihen, was allerdings die zu erwartende Rendite senkt. Das Marktrisiko wird als systematisches Risiko bezeichnet.

Unsystematische Risiken werden auf lange Sicht nicht belohnt. Das bedeutet nicht, dass sich kurzfristig nicht hohe Gewinne machen lassen, diesen stehen aber auch ebenso hohe Verlustrisken gegenüber. Es handelt sich um Spekulation.

Das Markrisiko hingegen zahlt sich langfristig aus. Kurzfristig gibt es immer wieder Verlustphasen, auf Zeiträume von fünfzehn Jahren und mehr hat es hingegen weltweit noch nie einen Verlust des Gesamtmarktes (gemessen am MSCI World) gegeben. Wer hierauf setzt, der spekuliert nicht auf Einzelereignisse, sondern er setzt auf das Funktionieren unserer Wirtschaft. Diese hat noch alle Krisen überwunden und die Produktivität weiter gesteigert. Dies gelingt dadurch, dass schwache Unternehmen ausscheiden und starke Unternehmen wachsen.

Aktienprämie

Aktien rentieren langfristig besser als Anleihen, dies bezeichnet die Finanzwissenschaft als Aktienprämie.

Aktienprämie: Investieren lohnt sich mehr, als Geld zu verleihen. Dies gilt nicht für jede Aktie und jeden Zeitraum, wohl aber für den Aktienmarkt als Ganzes auf lange Sicht.

Langfristig bringen Aktienmärkte zwischen 7-10 % Rendite p.a. Diese Prämie ist eine Belohnung für systematisches Risiko. Risiken müssen sich jedoch gelegentlich und im Einzelfall manifestieren, sonst wäre es kein Risiko. Somit gehören Rückschläge, Crashs und sogar Pleiten einzelner Unternehmen dazu.

 

Schutz vor Risiken

Für den Anleger ist entscheidend, dass ihn diese Risiken nicht treffen. Um dies wiederum einschätzen zu können ist es wichtig drei Grundregeln einzuhalten:

  1. Nur Geld investieren, dass auf mindestens zehn, besser fünfzehn Jahre nicht benötigt wird. So können Sie eine Durstschrecke durchstehen.
  2. Kein Market-Timing, d.h. Versuch, durch geschicktes Ein und Aussteigen den Markt zu schlagen
  3. Unsystematische Risiken meiden, d.h. kein Rosinenpicken oder Mode-Investment, dass zu Klumpen-Risken führt.

Übrigens: Eine individuelle Finanzplanung schützt am besten vor Fehleinschätzungen.

 

Weniger ist mehr

Der Versuch, besser abzuschneiden als der Markt, endet nicht selten im Gegenteil. Selbst professionelle Fondsmanager, die sich als aktive Manager bezeichnen, schaffen es nicht, auf Dauer den Markt zu schlagen. Kaum ein Phänomen ist intensiver erforscht und bestätigt. Hohe Kosten durch Transaktionen sowie schwerwiegende Fehleinschätzungen führen zu diesen Ergebnissen. Verfechter des aktiven Managements versuchen Anleger immer wieder mit dem Spruch zu locken: Sie wollen sich doch nicht mit dem Durchschnitt zufriedengeben?!

Richtig ist, dass sich ein Index durch Durchschnittsbildung errechnet, es also viele Aktien gibt, die besser abgeschnitten haben. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es viele Anleger gibt, die besser abschneiden als der Index. Viele verspekulieren sich beim Market-Timing oder Rosinenpicken oder scheitern an hohen Kosten ihrer Transaktionen.

Das überraschende Ergebnis: Wer sich mit der Marktrendite zufriedengibt und passiv anlegt, der schlägt 90 % aller Anleger.

Die Erfolgsformel lautet:

  • Keine Prognosen (wo steht der Dax am Jahresende)
  • Kaufen und Halten (statt rein und raus)
  • So breit wie möglich weltweit investieren (z.B. MSCI World Index)
  • So kostengünstig wie möglich (ETF)
  • Wissen was man tut (Finanzplanung und Finanzbildung)

 

Nachwort zu Immobilien und Gold

Für vermietete Immobilien gilt das Gleiche wie für Aktien, schließlich bedeutet eine Immobilie zu erwerben und zu vermieten, ein unternehmerisches Risiko einzugehen. Problematisch ist lediglich, dass Immobilien nicht fungibel sind, d.h. nicht schnell und einfach über die Börse handelbar. Hinzu kommen hohe Investitionssummen (Klumpenrisiken) und als zusätzlicher Risikofaktor Kreditfinanzierung. Die eigengenutzte Immobilie ist zwar nicht wertlos, aber zuvorderst ein Konsumgut.

Gold kommt eine Ausnahmestellung zu. Obwohl ohne originäre Erträge hat sich sein wert über Jahrtausende gehalten. Eine Konvention und kein Naturgesetz. Richtig dosiert dient es in einem breit gestreuten Portfolio der Risikoreduktion, da der Goldpreis sich weitgehend unabhängig von Aktien- und Rentenkursen entwickelt.

Mythos Finanzprodukte

Bei Geld: Sparkasse, bei Finanzproblemen: Finanzprodukte und bei Krankheit: Pillen. Die Werbung hat uns auf ihre Lösungen konditioniert.

Wie finde ich das richtige Finanzprodukt?

Dies halten viele für die wichtigste Frage, wenn Sie ein Finanzproblem umtreibt. Wir haben schließlich gelernt, dass Finanzprodukte Finanzprobleme lösen. So wie Medizin Krankheiten heilt. So wurde es uns gesagt. So hören wir es immer wieder. Das sagen alle. Dann muss es stimmen – oder? Schauen wir näher hin.

Finanzprodukte sind Verpackungen von Lösungen.

Finanzprodukte funktionieren, wie andere Markenprodukte. Da sie abstrakt sind, sind sie schwerer zu begreifen. Eine einfache Lösung für dieses Problem fand vor einigen Jahren die Deutsche Bank. Sie bot in Ihrer Experimentierfiliale Q110 in Berlin Fondssparpläne in der Dose an. Voll Hoffnung, das abstrakte Produkt, haptisch erlebbar zu machen. Die Idee hat sich nicht durchgesetzt. Es war wohl doch nicht so einfach.

Abstrakte Produkte haben auch Vorteile: Das was ich nicht sehen und anfassen kann, regt meine Phantasie an. Schließlich kommt es für den Verkauf weniger darauf an, was ich konkret kaufe, sondern, was ich damit verbinde. Wir kaufen keine Autos mehr, sondern Prestigeobjekte, Live-Style, den Traum von Freiheit … Je mehr er unsere Phantasie anregt, umso besser für den Verkäufer. Mit Finanzprodukten kaufen wir

  • Renditewünsche
  • Sicherheit
  • Komfort
  • Status
  • Trends
  • gutes Gewissen (Vorsorge)
  • sofortige Erfüllung von Konsumwünschen …

Überlegen Sie sich im Vorfeld, welches Problem Sie lösen wollen. Brauchen Sie lediglich ein gute Anlage? Dann reicht ein Investmentfonds. Oder suchen Sie eine Prestigelösung? Dann muss es wohl mindestens eine Vermögensverwaltung oder ein Hedgefonds sein.

 

Finanzprodukte sind Lösungen, …

Dass Finanzprodukte Lösungen sind, macht sie längst noch nicht für jedes Problem geeignet. Einige lösen nur sehr spezielle Probleme. So gibt es Millionen von Zertifikaten, von denen jedes eine sehr spezielle Lösung für ein sehr spezielles Problem ist. Wie viele Wertpapiere haben Sie in Ihrem Depot, deren Namen Sie kaum aussprechen können? Können Sie sagen, welches Problem diese Wertpapiere für Sie lösen?

… doch nicht jede Lösung ist ein Finanzprodukt.

Dass es nicht immer eines Finanzproduktes bedarf, diese Erfahrung mache ich immer wieder in der Finanz-Planung. Einige Beispiele:

  • In einem Crash hilft schon eine „Stopp-Loss“-Order Verluste zu begrenzen.
  • Bei Kreditbedarf ist zu prüfen, ob es nicht besser wäre Anlagen zu verkaufen.
  • Bei Risikovorsorge ist zu prüfen, welche Risiken überhaupt gefährlich sind. Können Sie den Schaden verkraften? Oder bedroht er Ihren Lebensstandard? Wollen Sie wirklich für geringe Risiken ein Leben lang Versicherungsprämie bezahlen?

Für die Absicherung im Todesfall gibt es nur ein einfaches Produkt, die Risikolebensversicherung. Sie kostet wenig und bringt Finanzberatern nur wenig Provision, weshalb sie vergleichsweise selten empfohlen wird. Lieber verkaufen Vertreter von Versicherungen Kapital-Lebensversicherungen oder Fonds-Lebensversicherungen. Kombiprodukte, die schlagen gleich „zwei Fliegen mit einer Klappe“. Das verspricht mehr Provision, hat für Sie als Verbraucher aber auch Nachteile. Zwei unabhängige Verträge ermöglichen unabhängige Entscheidungen. Sie können einen Vertrag kündigen und den anderen weiter laufen lassen. Bei Kombiprodukten heißt es dagegen, ganz oder gar nicht.

Vollmachten, Testament oder andere Verfügungen sind wichtige Instrumente für den Todesfall, ohne Finanzprodukte zu sein. Leider gibt es Geschäftsleute, die es versäumen eine Vollmacht für Ihr Konto zu erteilen. Im Todesfall oder noch schlimmer, wenn sie im Koma liegen, kann niemand verfügen. Die Familie und Arbeitnehmer sind handlungsunfähig. Völlig verantwortungslos. Ich bin mir sicher. Wäre die Vollmacht ein Finanzprodukt mit Provision, dann hätte sie jeder. Doch leider kostet die Einrichtung einer Vollmacht die Bank nur Zeit und Aufwand.

 

Interessenkonflikte verhindern gute Lösungen

Ein solcher Konflikt kommt im folgenden Beispiel zum Ausdruck: Ein Ehepaar mit einer Baufinanzierung erbt einen fünfstelligen Betrag. Was empfiehlt die Bank? Wertpapiere, Vorsorgeprodukte, Bausparen … Eines empfiehlt die Bank mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht: den Kredit zurückzuzahlen. Schließlich würde sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Die Kreditmarge würde wegfallen, ebenso die Chance auf zusätzliche Provisionseinnahmen. Ein klassischer Interessenkonflikt.

Deshalb ist es so wichtig, dass Finanzplaner unabhängig sind. Ein Verkäufer von Finanzprodukten wird immer seine Finanzprodukte als Lösung ansehen – frei nach dem Motto:

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Paul Watzlawick

 

Suchen Sie also nicht nach dem richtigen Finanzprodukt, sondern nach der richtigen Lösung.

Auf die Mischung kommt es an

Bei Finanzentscheidungen kommt es viel weniger auf das richtige Finanzprodukt an, als Sie glauben.

Ein Beispiel sind Wertpapieranlagen mit Aktien. Viele denken entscheidend sei es, die richtige Aktie auszuwählen (unterbewerte Aktien). Andere glauben, dass es auf den richtigen Kaufzeitpunkt ankommt (Chartsignal). Diese beiden Faktoren spielen jedoch langfristig kaum eine Rolle (zumindest, wenn Sie nicht hopp oder top spielen, sondern eine ausreichende Risikostreuung beachten). Dann ist der alles entscheidende Faktor die Zusammensetzung Ihres Portfolios: Wie hoch ist der Anteil an Aktien? Sind die Werte möglichst unabhängig voneinander?

Dies ist wissenschaftlich erwiesen. Gute erklärt ist das in diesem Artikel von Just-ETF.

Das wichtigste für eine gute Lösung ist das Ziel

 

 „Das Problem zu erkennen, ist wichtiger, als die Lösung zu erkennen, denn die genaue Darstellung des Problems führt zur Lösung.“ Albert Einstein

Um Ihr Problem zu beschreiben, ist es nicht erforderlich, dass Sie Finanzexperte sind. Unbestreitbar sind Sie jedoch die Expertin / der Experte für Ihr Problem oder positiv ausgedrückt Ihr Ziel. Keiner kann besser beschreiben, was Sie suchen, wie Sie. Der Finanzexperte ist Experte für die Lösung, die oft ein Finanzprodukt ist. So geht ein Dialog auf Augenhöhe.

Finanzprodukte erfüllen oft Wünsche, statt Probleme zu lösen. Sowohl Kunden wie Berater investieren zu wenig Zeit in die Problembeschreibung. Statt ein konkretes Ziel zu formulieren, äußern  Kunden Wünsche. Was ist der Unterschied?

 

Was ist ein Wunsch?

Reich oder glücklich zu sein, sind Wünsche. Jeder kann sich etwas Anderes darunter vorstellen. Keiner weiß, was es konkret bedeutet. Wann sind Sie reich? Wann empfinden Sie Glück?

Was ist ein Ziel?

Ich hatte mal einen sehr begabten jungen Mitarbeiter mit einem ausgeprägten Gefühl für Menschen. Er war als Kundenberater im Private Banking tätig. Da bekam ich folgendes Gespräch mit (noch zu DM-Zeiten):

Herr Meier (so hieß der Berater) begrüßte den Kunden, Herrn Richter. Ein Unternehmer, der sich mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hatte und der sich nun mit Hingabe seiner Depotanlage widmete. Sehr zur Freude der Bank.

Die beiden besprachen das Depot, als Herr Richter plötzlich unvermittelt fragte: „Herr Meier, sagen Sie mal, ab wann ist man eigentlich vermögend?“

Statt eine Diskussion über den Begriff „vermögend“ anzufangen oder auszuweichen – wie es manch einer getan hätte – sagte Herr Meier nur:

„Lassen Sie mich mal darüber nachdenken.“ Er schaute auf den Depotauszug mit 415.000 DM und antwortete dem Kunden:

„Herr Richter, ich würde sagen mit 500.000 DM. Dann sind Sie vermögend.“

Was glauben Sie was Herr Richter erwiderte?

Er antwortete mit einem Strahlen: „Herr Meier, ich glaube wir haben ein Ziel!“

Ein Ziel ist konkret. Ein Ziel gibt Orientierung. Ein Ziel zu haben, weckt Energie.

 

Wichtiger als die Frage „Wie finde ich das richtige Finanzprodukt?“ ist die Frage „Wie finde und definiere ich mein Ziel?“ Hierauf Zeit und Sorgfalt zu verwenden, ist keine Zeitverschwendung sondern die beste Investition in eine gute Lösung.

„Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ (Lao-tse)

 

Fazit

Auf die Reihenfolge kommt es an. Das Finanzprodukt, kommt am Schluss. Wer diese drei Schritte überspringt läuft Gefahr ein „schickes“ Produkt zu kaufen, dass ihm nicht weiterhilft. Schauen Sie mal nach, vermutlich haben Sie einige solcher Produkte in Ihrem Besitz.

  1. Definieren Sie Ihr Ziel
  2. Erstellen Sie ein Konzept und prüfen Sie, ob Sie dazu ein Finanzprodukt brauchen
  3. Legen Sie die Kriterien fest nach denen Sie das Produkt auswählen

 

In Abwandlung eines Slogans eines großen schwedischen Möbelhauses frage ich Sie:

Glauben Sie noch an Finanzprodukte oder denken Sie schon in Lösungen?

Mythos Sicherheit

Sicherheit ist neben Rendite das wichtigste Motiv bei Finanzentscheidungen. Doch was bedeutet Sicherheit?

 

 

 

„Wir sind zu jedem Risiko bereit, das unsere Sicherheit erhöht.“ Wolfram Weidner

Klingt widersprüchlich? Ist es auch. So sind wir Menschen. Beispiele dafür gibt es reichlich:

„Rentner bei Einbruch erschlagen“

So oder ähnlich könnte die Schlagzeile lauten, wenn extrem sicherheitsbewusste Anleger Ihr Erspartes zu Hause verstecken. Auf welch skurrilen Ideen Sparer kommen, lesen Sie in diesem Artikel der Zeitung Die Welt.

„Steuerfahndung ruiniert Ruf, hohe Strafen drohen“

So ergeht es vielen Prominenten und weniger prominenten Zeitgenossen. Sie wollten Ihr Vermögen vor dem Fiskus „in Sicherheit bringen“. Steuer-CDs bringen Sie nun um Ihren Schlaf und manche gar um einiges mehr.

„Totalverlust trotz Garantie“

Garantieprodukte sind beliebt: Anlagen in Beteiligungen, Immobilien oder Wertpapiere. Sicherheitsorientierte Anleger legen Wert auf Garantien. Schon so manch ein Anleger hat im Ernstfall die bittere Erfahrung machen müssen, dass Garantien wertlos waren. Dabei lassen sich Garantiegeber diese „Zusatzsicherheit“ in aller Regel fürstlich entlohnen.

Sie glauben, dass so etwas nur den Anderen passieren kann? Dann wiegen Sie sich in „falscher Sicherheit“. Niemand ist vor Fehlern gefeit. Es gibt keine absolute Sicherheit.

Obwohl scheinbar alle danach streben, absolute Sicherheit ist ein Mythos.

Zwei Deutungen von Sicherheit

Zum einen bedeutet Sicherheit, Abwesenheit von Gefahren. Sie haben die Möglichkeit, potentielle Gefahrenquellen zu reduzieren. Ganz ausschalten können Sie sie nicht. Der Zufall kann immer zuschlagen.

Zum anderen bedeutet Sicherheit, Gewissheit über die Zukunft. Sie können mögliche Entwicklungen in der Zukunft antizipieren. Gewissheit würde bedeuten, die Zukunft steht fest und alles läuft nach einem fertigen Drehbuch ab.

 

Wo suchen Sie Sicherheit in Finanzthemen?

In Prognosen?

Die Finanzindustrie produziert täglich tausende von Analysen und Prognosen. Sie erklären uns die Welt. Nicht wenige trauen sich zu, daraus die Zukunft vorherzusagen. Sie glauben Muster zu erkennen und extrapolieren diese in die Zukunft. Dabei herrschen drei Sichtweisen vor:

  • Die gängigste Methode, die viele von uns rein intuitiv anwenden, ist lineares Denken. Wir neigen dazu, die Entwicklung der Vergangenheit in einer Linie weiterzudenken.
  • Quasi die Gegenmethode, ist es Umbrüche vorherzusagen. Crashpropheten haben zu jeder Zeit ihre Anhänger.
  • Eine besonders ausgefeilte Methode ist die Mustererkennung. Sie unterstellt, dass Entwicklungen bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Das geht von Charttechnik, Fibonaci-Zahlen (der goldene Schnitt) bis hin zu Mandelbrot-Fraktalen.

In Finanzprodukten?

Sparprodukte, Garantiezertifikate, Versicherungen mit Beitragsgarantie haben immer Konjunktur. Diese Produkte versprechen Sicherheit. Sicherheit ist ein wichtiges Kauf-Motiv, das weiß nicht nur die Versicherungsbranche.

In Anlageklassen?

Gold und Immobilien gelten vielen risikoscheuen Anlegern als besonders sicher. Dafür verzichten sie bei Gold auf Zinsen und gehen ein Währungsrisiko ein. Sie brauchen Euro zum Leben und legen in US-Dollar an. Immobilieninvestoren investieren hohe Beträge in eine illiquide Anlage und nehmen dafür nicht selten hohe Darlehen auf.

In den Staat?

Staatliche Garantien sind beliebt. Allen voran die Einlagensicherung. Wer glaubt, dass staatliche Garantien absolute Sicherheit geben, dem sei ein Blick nach Österreich angeraten. Dort hat gerade der österreichische Staat eindrücklich dokumentiert, was seine Garantien wert sind (Näheres in diesem Artikel der Welt). Selbst staatliche Garantien haben nur Bestand, wenn sie dem Land nützen bzw. politische Mehrheiten dahinter stehen. Staatliche Aufsicht, ob Bafin oder der neue „Finanzmarktwächter“, werden bestenfalls das Gröbste verhindern. Sicherheit bringen Sie nicht.

Wer die Welt nach Sicherheit absucht, sucht an der falschen Stelle. Wahre Sicherheit kommt von innen.

 

Wahre Sicherheit kommt von innen

Sicherheit ist ein Gefühl der Geborgenheit, der Vertrautheit und der Selbstwirksamkeit. Wer Sicherheit in Prognosen, Produkten und Organisationen sucht, wird die Abhängigkeit von äußeren Umständen spüren.

Wir können unsere Zukunft gestalten, aber nicht vorherbestimmen. Trotz aller Anstrengungen, gibt es den Zufall. Ob uns dies Mut oder Angst macht, hängt davon ab, ob wir in uns ruhen oder uns über unsere Umgebung definieren.

Wir können keine Gewissheit über die Zukunft erlangen. Aber wir können Zuversicht in unsere Fähigkeiten haben:

  • zur reagieren
  • zu lernen
  • uns anzupassen
  • Lösungen zu finden
  • Verbündete zu finden
  • Hilfe zu erlangen

 

Macht Geld sicher?

Viele Menschen glauben, Geld mache sicher. Doch warum ist der Besitz von Geld Auslöser vieler Ängste?

  • Angst, Ihr Geld wieder zu verlieren
  • Angst, dass das Geld nicht reicht
  • Angst, dass das Geld an Wert verliert
  • Angst, dass Ihnen Ihr Geld jemand wegnimmt
  • Angst, dass jemand mehr Geld hat als sie

Geld ist eine Projektionsfläche. Wir projizieren unsere Ängste auf Geld. Geld ist damit ein Spiegel unserer selbst.

 

Was gibt uns die Sicherheit, gute Entscheidungen zu treffen?

Ein gesundes Selbstvertrauen gibt Sicherheit. Vertrauen Sie auf sich, die Stimme Ihres Herzens, Ihren gesunden Menschenverstand und Ihre Gefühle. Übertriebenes Selbstvertrauen hingegen ist gefährlich. Furcht und Angst sind überlebenswichtigen Funktionen aus der Entwicklung des Menschen als Jäger und Sammler. Sie dienen dazu, Fluchtreaktionen auszulösen, schneller zu reagieren und die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Risiken zu bedenken, Vorkehrungen zu treffen, Respekt vor einer Aufgabe zu haben sind auch heute noch wichtig.

Allerdings vermindert die Angst unsere Leistungsfähigkeit. Akute Angst kann lähmen. Viele Ängste – wie Verlust- oder Existenzängste – erleben wir in unserer Medienwelt kollektiv: Angst vor Überfremdung, neuen Technologien oder Finanzkrisen. Kennen wir die Fakten nicht, können wir keine eigene Bewertung abgeben. Das übernehmen dann unsere Emotionen. Darum sind Wissen und Erfahrung so wichtig.

Der beste Schutz gegen Risiken ist die Risikostreuung. Haben Sie Angst davor, dass der Wind Sie wegweht? Dann verringern Sie die Angriffsfläche. Suchen Sie nicht eine Umgebung ohne Wind. Es könnte ein Vakuum sein und dort fehlt Ihnen die Luft zum Atmen.

Ängste überwinden bedeutet, Finanzentscheidungen aus der Komfortzone heraus treffen. Ihre Komfortzone ist der Bereich, in dem Sie angstfrei – jedoch nicht ohne Risikobewusstsein – agieren. Sie lässt sich ergründen, z. B. mit wissenschaftlich fundiertem Risikoprofiling. Meiden Sie nicht alle Risiken, sondern setzen Sie sich mit Ihnen auseinander. Risiken durchdacht zu haben, schwierige Situationen erlebt und gemeistert zu haben, das macht Sie sicherer als jede Garantie.

Das Richtige zu tun, statt alles richtig machen zu wollen. Konzentrieren Sie sich darauf, das Richtige zu tun.

  • Was sagt Ihnen Ihr Herz?
  • Was ist Ihnen wichtig?
  • Was ergibt für Sie Sinn?

Wir haben Angst, etwas falsch zu machen. Wir haben den Ehrgeiz, alles richtig zu machen. Doch das lenkt uns nur ab, das Richtige zu tun. Es geht nicht darum:

  • alles perfekt zu regeln.
  • das Optimum rauszuholen.
  • keine Chance zu verpassen.
  • keine Fehler zu machen.

Im BLOG „club-of-happy-lifepreneurs“ finden Sie einen wunderbaren Beitrag von Luminita Saviuc „Wer bin ich – 7 gute Gründe, warum der größte Fehler die Angst vor Fehlern ist“.

 

 

Fazit

Kümmern Sie sich um Ihre Finanzen. Sich nicht darum zu kümmern bedeutet, sich nicht um sich selber zu kümmern. Gestalten Sie Ihr Leben und bestimmen Sie, welche Rolle das Geld dabei einnimmt. Wenn Geld ins Spiel kommt, macht es etwas mit Ihnen. Das spüren Sie. Drehen Sie den Spiess rum und gehen Sie bewusst mit Geld um. So gestalten Sie Ihr Leben.

Tun Sie den ersten Schritt, er ist der Wichtigste. Wer das Richtige tut, der findet inneren Frieden. Mit sich im Reinen zu sein, das gibt wahre Sicherheit.

Bezogen auf Geld kann ich es nicht treffender sagen, als die wunderbare Nicole Rupp

„Geld ist, das was folgt, wenn Du Deinem Herzen folgst!“

 

Was gibt Ihnen Sicherheit? Welche Erfahrungen haben Sie mit Sicherheit im Zusammenhang mit Geld und Finanzen gemacht?

Mythos Finanzmärkte

Finanzmärkte sind faszinierend, wie Sterne. Sie wecken Sehnsüchte und Hoffnungen. Ihre schiere Dimension löst zugleich Unsicherheit und Ängste aus. Nährboden für Geschichten und Mythen.

Sind Sie fasziniert von den Finanzmärkten?

Die Finanzwelt ist uns fremd, aber sie übt eine große Faszination auf uns aus. Die Billionen, die täglich gehandelt werden, die Kurse, Nachrichten und Meldungen, die unablässig auf uns einströmen. Analysen, Charts und Stories rund um die Börse. Sagenhafter Reichtum, Aufstieg und Absturz von Helden wie Bernhard L.Madoff, der Wolf der Wallstreet oder den Gebrüdern Hunt. Erfolgsgeschichten wie Google und Facebook, Dramen wie die Lehmann-Pleite oder Rettung Griechenlands. Und das alles nur einen Klick entfernt. Sind Sie auch fasziniert von dieser Welt? … Oder stößt es Sie ab? Empfinden Sie diese Welt als real oder irreal?

Viele Akteure auf den Finanzmärkten erliegen der Faszination. Sie tauchen völlig ein in diese Welt der Zahlen und des Geldes. Einige haben gar Allmachtsphantasien, so sprach Lloyd Blankfein, Chef von Goldmann Sachs, davon ein Banker zu sein, der „Gottes Werk verrichte“.

Oder sind Ihnen Finanzmärkte suspekt?

Vielen Menschen ist diese Welt jedoch suspekt und Sie versuchen sie – so gut es geht – zu verdrängen. Sie verstehen nicht, was da vor sich geht und sagen sich: „Das hat nichts mit mir zu tun“. Sie legen Ihr Geld auf Tagesgeld oder kaufen eine Immobilie und denken, damit die Finanzmärkte zu umschiffen. Dabei werden die Zinsen und Immobilienpreise von den Finanzmärkten beeinflusst und die Rentenkassen, der Pensionsfonds, die Riesterrente legen das Geld an den Finanzmärkten an, auch wenn uns das nicht ständig bewusst ist.

Ob Sie diese Welt anzieht oder abstößt hat weniger mit der Finanzwelt zu tun, als mit Ihnen selber. Das was wir wahrnehmen ist nämlich immer ein Spiegel unserer Seele. Fakt ist, dass die Finanzmärkte ein sehr hohes Volumen haben, Milliarden von Informationen produzieren und für das Funktionieren unserer Wirtschaft von hoher Bedeutung sind.  Tatsache ist aber auch, dass die gleichen Fakten von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Wie ist Ihre Wahrnehmung? Projizieren Sie Ihre Hoffnungen und Sehnsüchte auf die Finanzmärkte oder eher Ihre Ängste und Befürchtungen? Wahrnehmung ist etwas ganz Subjektives.

 

Wollen Sie Entscheidungen treffen, die Ihnen und Ihren Finanzen gut tun?

Wenn Sie Finanzentscheidungen treffen wollen, die Ihnen gut tun – d. h. wirtschaftlich erfolgreich sind und Ihnen gute Gefühle bereiten – dann empfehle ich Ihnen, sich weniger mit Finanzmärkten zu beschäftigen als mit Ihnen selbst. Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Wie nehmen Sie die Welt war?
  • Wie treffen Sie Entscheidungen?
  • Wie geht es Ihnen damit?
  • Welche Gefühle löst das bei Ihnen aus?
  • Was können Sie selber beeinflussen?

Das ist mindestens so spannend wie die Märkte. Es ist von hoher Relevanz, weil es Sie unmittelbar betrifft. Sie können direkt Einfluss nehmen und damit Ihre Lebensqualität erhöhen.

Wechseln Sie die Perspektive

Sie können versuchen Finanzmärkte zu verstehen, beeinflussen können Sie sie nicht. Verschieben Sie Ihren Fokus, weg von den Märkten, hin zu Ihnen. Um gute Finanzentscheidungen treffen zu können, ist es wichtiger, dass Sie sich selber verstehen als dass Sie die Finanzmärkte verstehen.

Für Ihre Finanzen gilt: Konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die Sie selber beeinflussen können.

Meine Geschichte

Ich komme aus der Finanzwelt. Bereits als Azubi haben mich die Börse und Finanzen fasziniert. Ich habe Unmengen von Zeitungen, Zeitschriften und Literatur hierzu gelesen. Immer neue Theorien, Strategien, Tipps und Prognosen aufgesogen. Während meiner dreißigjährigen Tätigkeit bei einer Großbank wurden tausende neuer Produkte aufgelegt. Jedes mit dem Versprechen, ein Problem zu lösen und noch besser, effizienter, renditestärker als die anderen zu sein. In Wirklichkeit wurden sie immer komplexer, unberechenbarer, ihre Namen immer unaussprechlicher und die geweckten Erwartungen immer öfter enttäuscht.

Ich hatte den Anspruch, meinen Kunden stets das Beste und Neueste zu bieten. Ich wollte mein Wissen an meine Kunden weitergeben. Heute weiss ich, ich habe an der falschen Stelle gesucht. Die Finanzmärkte haben mich magisch angezogen und damit immer weiter weg von der Lösung und von mir.

Fazit

Sollten Sie auch von den Finanzmärkten fasziniert sein, so empfehle ich Ihnen, betreiben Sie es gerne als Hobby. Aber suchen Sie dort nicht den Schlüssel für Ihr persönliches Glück oder für gute Entscheidungen.

Für alle, die Finanzmärkte abschrecken, habe ich eine gute Nachricht:

Sie müssen kein Experte für Finanzmärkte sein, um gute Finanzentscheidungen treffen zu können.

Konzentrieren Sie sich lieber darauf

  • was Sie verstehen
  • was Sie beeinflussen können
  • was Sie kontrollieren und leisten können.

Das ist mehr als Sie denken. Seien Sie gespannt.

 

Suchen Sie noch Ihr Glück an den Finanzmärkten? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?