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Wie Sie mit Konzentration die Wirkung erhöhen

Die Finanzwelt ist eine Showbranche. Ständig ringen Neuigkeiten, Sensationen und flackernde Kurstafeln um unserer Aufmerksamkeit. Anleger tun gut daran, sich auf das zu konzentrieren, was sie beeinflussen. In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Zauberkünstler, Werbung und Verkäufer

Zauberkünstler sind Meister darin, unsere Wahrnehmung dahin zu lenken, wo gerade nicht das Wesentliche passiert. So ist es ihnen möglich, Gegenstände verschwinden zu lassen, ohne dass wir es sehen. Verblüfft zollen wir Beifall.

Aufmerksamkeit ist wertvoll, das wissen, Medien, Werbeagenturen und Politiker. Täglich wetteifern Sie darum, unsere Aufmerksamkeit zu erregen und zu lenken. Sensation, Provokation, Eskalation. Da fällt es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Auch Finanz-Verkäufer lenken unsere Konzentration bewusst auf bestimmte Aspekte, um von anderen abzulenken.

 

Drei Beispiele wie Verkäufer von Finanzprodukten unsere Aufmerksamkeit ablenken

 

  1. Kleinkredite werden über die Rate verkauft

Konsumentenkredite sind ein lukratives Geschäft für Banken. Hier zahlen die Kunden noch hohe Zinsen, zusätzlich werden Ihnen teure Restschuldversicherungen aufgeschwatzt. Ihren ersten Kleinkredit nehmen Verbraucher meist für eine Anschaffung auf. Er wird später (mehrfach) aufgestockt und das läuft so: Der Zins wird zwar erwähnt, die Aufmerksamkeit geschickt auf die Rate gelenkt. Bank: „Wir haben da ein tolles Angebot für Sie. Als guten Kunden geben wir Ihnen zusätzlich 3.000 Euro Kredit und das zur gleichen Rate wie bisher! Die Laufzeit verlängert sich zwar ein wenig, aber mit der Rate kommen Sie doch gut klar und dann können Sie sich Ihre Anschaffung schon heute leisten!“ Der Kunde hat seinen Wunsch (die Anschaffung) im Kopf, ist froh, dass er Kredit bekommt und ist an die Rate gewöhnt.

  1. Riester, Rürup, bAV werden über die Steuer verkauft

Altersvorsorge fällt uns nicht leicht. Wir sollen heute auf Konsum verzichten, um für etwas vorzusorgen, was wir gar nicht sein wollen, nämlich „alt“. Steuern zu zahlen – wo uns der Staat etwas wegnimmt (Besitzstands-Effekt) – erleben wir sogar noch negativer. Kein Wunder, dass staatlich geförderte Produkte bei Versicherungen der Renner sind. Geld vom Staat zu bekommen oder weniger Steuern zu zahlen, empfinden wir als Gewinn. Vor lauter Steuern sparen bemerken viele nicht, dass sie erhöhte Kosten zahlen und verpackt als Riester oder Rürup eine renditeschwache Rentenversicherung abschließen.

  1. Fonds werden über Geschichten verkauft

Wie ein einzelner Fonds in unserem Portfolio abschneidet ist zweitrangig. Dass die Einzelteile eines Portfolios nicht im Gleichschritt laufen, ist gewollt und sorgt für Stabilität. Entscheidend ist, die Rendite des Portfolios – also, was unterm Strich rauskommt.  Indem Anlageberater die Aufmerksamkeit auf die Einzelteile – statt auf die Summe – richten, lenken Sie von ihrer oftmals bescheidenen Gesamtleistung ab. So lassen sich Anleger leichter bewegen, Fonds zu tauschen, was dem Berater Provision einbringt. Hierzu dienen Geschichten über Börsenzyklen, Fondsmanager, neue Chancen und drohende Gefahren.

Die unzähligen  Börsenbriefe gehen ähnlich vor. Jede Woche zehn neue Tipps. In der Folgewoche Berichte über die drei Tipps, die aufgegangen sind. Die Flops fallen unter den Tisch, schließlich gibt es wieder zehn neue Tipps. Neues Spiel, neues Glück. Nichts geht mehr.

 

Konzentration bedeutet, sich zu fokussieren

„Konzentration (lateinisch concentra, „zusammen zum Mittelpunkt“) ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das, was wichtig ist.“ (Wikipedia) Und wichtig sind Sie und was Sie erreichen wollen. Das ist der Mittelpunkt.

„Der beste Finanzplan hat nichts damit zu tun, was die Märkte machen, nichts damit, was Ihr Immobilienmakler empfiehlt und mit dem heißen Tipp Ihres Schwagers. Es hat nur damit zu tun, was für Sie am wichtigsten ist.“

Carl Richards

Finanztipp: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie selber beeinflussen können.

 

Was Sie alles nicht beeinflussen können

Und ablenkt:

  • Börsenkurse
  • Nachrichten
  • Was Ihr Nachbar / Ihr Kollege tut
  • Welche Aktie die nächste „Apple“ wird
  • Betrugsskandale (Banken, Autoindustrie)
  • Ob das Management Ihrer Aktie, Ihres Fonds ausgewechselt wird
  • Ob die Abgeltungssteuer abgeschafft wird
  • Wer in Amerika Präsident ist
  • Ob in China ein Sack Reis umfällt

 

Finanzmärkte sind ein Zuschauer-Sport von hohem Unterhaltungswert.

Die Konzentration auf die falschen Dinge hat Nebenwirkungen:

 

Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche

Ihre eigene Situation verstehen

  • Haben Sie einen Überblick?
  • Wisse Sie, wo Sie stehen?
  • Wissen Sie, was Sie wollen bzw. wo Sie hinwollen?
  • Kennen Sie Ihre Abhängigkeiten und Risiken?
  • Was sind Ihre Pläne?

Sich selber verstehen

  • Kennen Sie Ihre finanzielle Risikobereitschaft?
  • Können Sie Ihre Erfahrungen, Ihr Wissen und Können realistisch einschätzen?
  • Was brauchen Sie um entscheiden zu können?
  • Haben Sie ausreichend Zeit und Interesse sich um Ihre Finanzen zu kümmern?
  • Schleppen Sie Ballast mit in Form von negativen Erfahrungen oder familiärer Prägung?

Den Partner verstehen

  • Kennen Sie die finanzielle Risikobereitschaft Ihres Partners?
  • Wie ist die Situation Ihres Partners und welche Interessen hat er?
  • Mit wem können Sie über Geld sprechen?

Basiswissen zu Finanzen

  • Haben Sie einen Plan, eine Strategie?
  • Ist Ihr Risiko ausreichend gestreut?
  • Verstehen Sie die Funktionsweise Ihrer Finanzprodukte?
  • Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen?
  • Sind die Kosten transparent und die Sprache verständlich?

Ihre Entscheidungen an all die Ereignisse in Ihrem Leben anpassen

  • Umzug, Hauskauf
  • Jobwechsel, Karriere, Ruhestand
  • Hochzeit, Kinder, Trennung
  • Projekte, Pläne, Selbständigkeit
  • Krankheit, Berufsunfähigkeit, Pflege, Tod
  • Und vieles mehr.

Globale Entwicklungen, Finanzmärkte und Schicksalsschläge, können wir nicht ändern. Aber jeder kann entscheiden, wie er damit umgeht. Wer sich auf die Dinge konzentriert, die er beeinflusst, der erzielt die höchste Wirkung. Dieses Gefühl, etwas bewirken zu können, ist zutiefst befriedigend und motivierend.

 

Game Changer – Wie Anleger bessere Finanzentscheidungen treffen

Game Changer – Das hört sich gut an. Wer von uns würde nicht gern das Spiel verändern? Insbesondere, wenn wir uns als Verlierer sehen. Und sind Finanzen nicht ein Verlierer-Spiel? Wer könnte es diesen Anlegern verübeln, dass sie sich als als Opfer der Banken und Versicherungen, der Politik oder der Umstände sehen?

  • Der Anleger, der nur die Hälfte dessen aus seiner Lebensversicherung erhält, was ihm einst in Aussicht gestellt wurde.
  • Der Anleger, der auf die lächerliche Verzinsung seiner Sparguthaben oder Tagesgelder blickt und von seiner Bausparkasse aufgefordert wird, den Altvertrag mit guten Zinsen aufzulösen.
  • Der Anleger, der von seiner Bank aufgefordert wird einen Nachschuss in seine Schiffsbeteiligung zu tätigen, damit diese nicht liquidiert werden muss.

 

Das kommt mir als Coach sehr bekannt vor.

 

Es fängt bei uns an

Jedes Coaching beginnt mit der Frage nach dem Ziel: „Was möchten Sie mit dem Coaching erreichen?“ Wer zum Coach geht, wünscht, dass sich etwas verändert – am liebsten die Anderen. So höre ich oft:

  • „Ich wünschte, mein Partner würde mich besser verstehen.“
  • „Ich wünschte, mein Chef würde mir mehr zutrauen.“
  • „Ich wünschte, mein Finanzberater würde meine Interessen vertreten.“

Im Laufe des Gesprächs reift regelmäßig die Erkenntnis beim Coachee, dass es ihm nicht möglich ist, das Verhalten seines Partners direkt zu verändern. Er kann nur bei sich anfangen und seine Einstellung und sein Verhalten ändern. Nur die eigene Veränderung bietet die Chance, beim Partner etwas zu bewirken. Er beginnt Verantwortung für sich und sein Tun zu übernehmen. (Was die anderen natürlich nicht ihrer Verantwortung für deren Taten enthebt.)

 

Der erste (nächste) Schritt ist der Wichtigste.

 

Ziel eines Coachings ist es, einen konkreten Schritt Richtung Lösung zu gehen. Dabei bewirken kleine Schritte oft Großes. Es kostet uns Energie und fällt uns schwer, unser Verhalten zu verändern. In mehreren Beiträgen am Jahresanfang 2017 habe ich über Gewohnheiten geschrieben und darüber, wie wir sie verändern können. Game Changer sind alternative Herangehensweisen, die eine große Wirkung haben – das Spiel verändern können. Welche Wirkung kleine Veränderungen haben und was wir bewirken, zeigt diese indianische Weisheit:

„Achte auf Deine Gedanken,
denn sie werden Deine Worte.

Achte auf Deine Worte,
denn sie werden Deine Taten.

Achte auf Deine Taten,
denn sie werden Deine Gewohnheit.

Achte auf Deine Gewohnheiten,
denn sie werden Dein Charakter.

Achte auf Deinen Charakter,
denn sie werden Dein Schicksal.“

Konzentriere Dich auf das, was Du selber beeinflussen kannst

Zauberer kennen das Geheimnis: Wir nehmen das wahr, worauf sich unsere Aufmerksamkeit richtet. Geschickt lenken sie unsere Wahrnehmung vom eigentlichen Geschehen ab. Auch Finanzmärkte üben diese magische Wirkung aus. Die einen blicken gebannt auf das Auf und Ab und den stetigen Nachrichtenstrom der Märkte, andere schauen ängstlich oder angwidert weg. Sie versäumen es, dahin zu schauen, wo die wichtigen Dinge passieren. Relevant für unser Leben sind nicht die Finanzmärkte, sondern, wie wir uns als Anleger entscheiden und verhalten.

„Nicht die Umstände, sondern Deine Entscheidungen bestimmen Deine Zukunft.“ Tony Robins

In diesem Beitrag geht es nicht darum, die Finanzindustrie zu verändern, so wünschenswert das wäre. Viel relevanter für den einzelnen Anleger ist die Frage: Was kann ich konkret tun, um das Spiel zu meinen Gunsten zu verändern?

 

Game Changer - Wie Anleger bessere Finanzentscheidungen treffen.

 

In den nächsten Beiträgen werde ich jeweils einen Game Changer vorstellen und zur Diskussion stellen. Je eine einfache Idee mit dem Potenzial, das Spiel positiv zu Gunsten des Anlegers zu verändern.

  1. Fragen
  2. Ziele
  3. Honorar statt Provision
  4. Perspektive wechseln
  5. Konzentration
  6. Passiv statt aktiv

 

 

Welche Game Changer kennen Sie?