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Vermögensanlage: Keep it simple

Die Welt der Vermögensanlage sieht kompliziert aus. So dachte ich, als ich letzte Woche in ungewohnter Zuschauerrolle eine Podiumsdiskussion zu meinem Thema verfolgte. Dabei lassen sich selbst anspruchsvolle Inhalte, einfach vermitteln. Einer, der diese Kunst beherrscht, war Teilnehmer der Diskussion: Professor Walz, Autor des Buches „Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen“.  Lassen Sie uns etwas Licht ins Dickicht des Finanzwaldes bringen.

 

Den Wald trotz lauter Bäumen sehen

Der Heidelberger Business Club hatte geladen. Vier Finanzberater und ein Professor beantworteten Fragen einer Moderatorin vor ca. 90 Zuhörern. Es ging um Immobilien, Aktien, Diamanten, Riester-Verträge, Fonds, synthetische und physische ETFs und Bausparverträge. Die Meinungen gingen – wie unter Experten üblich – auseinander. Da machte der Professor eine wichtige Unterscheidung, die zwischen Anlageklassen und Anlagevehikeln. Hartmut Walz von der Hochschule Ludwigshafen gab damit den Zuhörern eine wichtige Hilfestellung, wie sie den Wald, trotz der vielen Bäume, erkennen.

Finanzprodukte sind Anlagevehikel, entscheidend ist, welche Anlageklassen drin sind.

 

Anlageklassen und Anlagevehikel

In Anlageklassen können Anleger – falls Sie das nötige Kleingeld besitzen – direkt anlegen. Dazu gehören (in Klammern ein Beispiel):

  • Cash (Bargeld)
  • Gläubigerpapiere (Anleihen)
  • Unternehmensbeteiligungen (Aktien)
  • Immobilien (Mietshaus)
  • Edelmetalle (Gold)
  • Rohstoffe (Öl)
  • Fremdwährungen (US-Dollar)
  • Finanzderivate (Option)
  • Exotische Anlagen (Kunst)

Anlagevehikel sind die Verpackungen in denen diese Anlageklassen angeboten werden:

  • Einlagenkonten (Sparkonto, Tagesgeld, Prämien-Sparen …)
  • Bausparverträge
  • Kapitallebensversicherungen
  • Altersvorsorgeprodukte (Riester, Rürup, BAV, fondgebundene Versicherungen)
  • Investmentfonds
  • Zertifikate
  • Beteiligungen
  • Und vieles mehr

 

Die Anlageklassen sind es, auf die wir uns konzentrieren. Denn wer wissen will, was aus einer Anlage rauskommt, muss wissen, was drin ist. Denken wir uns also erst einmal die Verpackungen weg.

 

Nur drei Anlageklassen besitzen einen Motor

Der Motor jeder Anlage sind die Erträge. Wir unterscheiden im Wesentlichen diese drei Arten von Erträgen:

  • Zinsen
  • Mieten
  • Gewinne

Anleihen haben Zinsen, Immobilien bringen Mieten und Aktien erwirtschaften Gewinn, den sie zum Teil ausschütten (Dividende). Daneben ist es möglich, durch den Kauf und Verkauf zusätzlich Gewinne, aber auch Verluste, zu realisieren. Das hängt im Wesentlichen von Angebot und Nachfrage ab, also der Antwort auf die Frage: Zu welchem Kurs oder Preis ist ein anderer bereit, mir meine Anlage abzukaufen?

Den restlichen Assetklassen fehlen intrinsischen Erträge. Die Rendite von Anlagen in Edelmetallen, Rohstoffen oder Fremdwährungen bestimmt sich rein über die Veränderungen der Kurse. Eine originäre Ertragsquelle gibt es nicht.

„Nur Aktien, Immobilien und Anleihen besitzen intrinsische Erträge.“ Prof. Hartmut Walz

 

Warum die Anlageklassen so wichtig sind

Nutzen Sie den Pareto-Effekt. Er besagt, dass 80 % der Ergebnisse mit 20 % des Gesamtaufwandes erreicht werden. Übertragen auf Vermögensanlage bedeutet das:

Pareto-Prinzip: 80 % des Anlageerfolgs wird durch die Wahl und Kombination der Anlageklassen bestimmt.

 

Da es nur neun Anlageklassen, aber Millionen von Finanzprodukten gibt, vereinfacht das die Sache erheblich.

Alle die Dinge, die Anleger üblicherweise für sehr bedeutsam halten, tragen in Wahrheit viel weniger zum Erfolg bei, als wir glauben. Dazu gehören:

  • Den richtigen Zeitpunkt für Kauf und Verkauf zu finden (Market-Timing)
  • Die richtige Selektion von einzelnen Werten (Stock-Picking)

Für den langfristigen Erfolg ist es entscheidend, Assetklassen in der richtigen Gewichtung zu kaufen und zu halten (Buy and Hold) und dabei das wichtigste Prinzip der Anlage einzuhalten: Risikostreuung (Diversifikation).

 

Einfach und wirkungsvoll

Stellen Sie sich vor, Sie müssen zwischen zwei Anlagen entscheiden, deren Chance und Risiko Sie nicht einschätzen können? Wie würden Sie vorgehen?

Wer die Chance im Blick hat würde womöglich alles auf eine Karte setzen, doch wer das Risiko begrenzen möchte, würde wohl intuitiv das Kapital zu gleichen Teilen auf die Anlageklassen verteilen. Dies nennen Wissenschaftler „naive Diversifikation“. Damit ist das Risiko, mit einer der Anlagen schief zu liegen, soweit möglich reduziert. Die Grundüberlegung lautet: Wenn man Anlagen mischt, die sich unterschiedlich verhalten (steigt A, fällt B), gleichen sich Risiken aus. So ist zu beobachten, dass in Krisenzeiten Anleger verstärkt Anleihen kaufen und Aktien meiden. In Boom-Zeiten ist es umgekehrt. Aktien und Anleihen verhalten sich oft gegenläufig – genau das was wir suchen, um Schwankungen zu reduzieren.

Nach dem Prinzip der naiven Diversifikation ergeben sich folgende einfache Portfolien mit mindestens zwei, wahlweise drei oder vier Anlageklassen:

  1. 50% Aktien + 50 % Anleihen
  2. 33 % Anleihen + 33% Immobilien + 33% Aktien
  3. 25% Anleihen + 25 % Immobilien + 25% Aktien + 25 % Gold oder Rohstoffe*

*Obwohl Gold und Rohstoffe keinen intrinsischen Ertrag besitzen, kann ihre Beimischung zu Risikoreduktion führen, wenn sie sich anders verhalten als die anderen Anlageklassen.

Das ist übrigens gar nicht so naiv, wie der Name klingt. Der große Vorteil ist, dass es einfach zu verstehen und einfach umzusetzen ist und dem wichtigsten Grundprinzip des Anlegens entspricht: konsequenter Risikostreuung. Entscheidend ist es Anlageklassen miteinander zu kombinieren, die möglichst wenig korrelieren (gleichlaufen).

Diese Betrachtung ist allgemein. In der Praxis ist es sinnvoll, das Risiko, des Portfolios und damit die Mischung der Anlageklassen (Asset-Allokation) dem individuellen Risikoprofil des Anlegers anzupassen.

 

Einfach umzusetzen

Schön und gut werden Sie sagen. Doch welches Anlagevehikel soll ich wählen? Die wenigsten haben das Kapital direkt und breit gestreut in Aktien, Anleihen oder Immobilien zu investieren. Auch hier gibt es eine einfache Lösung: offene Investmentfonds (die heute korrekt, aber sperrig, „Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“ (OGAW) heißen).

Mit Hilfe von Investmentfonds ist es heute jedem möglich, bereits für Beträge unter 100 Euro, sogar als Sparplan in ganze Anlageklassen zu investieren. Die Fonds bündeln das Geld der Anleger und legen es weltweit an. Jedem Anleger gehören ein Bruchteil des Vermögens und er hat Anspruch auf seinen Bruchteil am Ertrag.

Drei Gründe, warum sich Investmentfonds sind für Privatanleger als Anlagevehikel anbieten:

  • Mit Investmentfonds lässt sich in ganze Anlageklassen anlegen und sehr breit diversifizieren.
  • Sie sind liquide, so bleibt der Anleger jederzeit handlungsfähig.
  • Sie bieten besonderen rechtlichen Schutz (Sondervermögen schützt Anlegergelder bei Konkurs der Fondsgesellschaft vor dem Zugriff des Insolvenzverwalters).

Da die Assetklassen 80% des Anlageerfolgs bestimmen, kommt es beim Anlagevehikel vor allem darauf an, keine Fehler zu begehen. Die meisten Anlagevehikel sind teure Verpackungen, die uns Anlegern die Assetklassen in immer neuen Mischungen und Formen verkaufen. Doch das ist einen eigenen Beitrag wert. ETFs sind besonders kostengünstige Investmentfonds.

 

Verleihen, Investieren oder Spekulieren?

Anlagevehikel könnte man auch von Anlage-Werkzeugen sprechen. Wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, es richtig einzusetzen.

Grundsätzlich können wir Geld – außer es auszugeben –

  • Verleihen
  • Investieren
  • oder damit spekulieren.

Wer Geld verleiht ist Gläubiger und hat einen schuldrechtlichen Anspruch auf Rückzahlung des geliehenen Geldes zur Fälligkeit. Entscheidend für die Sicherheit der Anlage ist die Qualität des Schuldners. Denn fällt dieser aus, ist der Rückzahlungsanspruch wertlos. Dafür, dass wir jemandem Geld leihen erwarten wir eine Gegenleistung, den Zins. Typisch sind Bankeinlagen oder Anleihen.

Je länger wir das Geld verleihen und je schlechter die Bonität des Schuldners, umso höher sollte der Zins sein. So die normale Erwartung. Seit der Finanzkrise ist diese Logik weitgehend außer Kraft gesetzt dadurch, dass die Notenbanken massiv in den Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage eingreifen. Es bleibt abzuwarten, wie lange dieses Phänomen noch anhält.

Wer Geld investiert in Immobilien oder Unternehmen hat keinen schuldrechtlichen Anspruch. Es gibt niemandem, der Ihnen beim Kauf einer Immobilie diese wieder zu einem Fixpreis zurücknimmt. Chancen und Risiken und die Verantwortung liegen alleine beim Eigentümer. Die Renditeerwartung muss folglich höher sein, als Ausgleich für dieses Risiko.

Vermietete Immobilien können Sie auch als unternehmerische Beteiligung verstehen. Denn der Mietertrag kommt nicht von selber. Wer erfolgreich eine Immobilie vermietet muss viele Dinge tun, die ein Unternehmer auch tun muss: Mieter suchen, Anzeigen schalten, verhandeln, Verträge schließen, instandhalten, renovieren und kalkulieren.

Spekulieren lässt sich mit jeder Anlageklasse. Es kommt auf die Haltung an.

Ein Spekulant setzt darauf, dass ihm ein anderer (Dummer) seine Anlage zu einem höheren Preis/Kurs abkauft als er bezahlt hat. Anlagen mit hohen Kursschwankungen ziehen Spekulanten stärker an (Aktien, Derivate, Fremdwährungen).

 

Keep it simple

Lassen Sie sich von der Vielfalt der Anlageformen und Produkte nicht verwirren. Fokussieren Sie sich auf die Anlageklasse, deren Gewichtung und darauf Fehler zu vermeiden. Es ist nicht notwendig, dass Sie Experte für Finanzmärkte werden, um erfolgreich anzulegen. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, wo Sie Experte sind, auf Ihr Leben. Und suchen Sie eine Anlage, die Ihre Ziele und Bedürfnisse am besten unterstützt.

 

Mein Lese-Tipp: Prof. Hartmut Walz „Einfach genial entscheiden in Geld- und Finanzfragen

 

 

Clever anlegen: Die Igel-Strategie

„Ich bin schon da!“ ruft der Igel. Kennen Sie die Geschichte vom Hasen und dem Igel, die ein Wettrennen veranstalten? Der Igel gewinnt ohne sich groß anzustrengen, während der Hase sich völlig verausgabt. Was können Sie als Anleger daraus lernen? Heute zeige ich Ihnen wie Sie – ganz legal und ohne Trickserei – 90 % der Anleger hinter sich lassen mit der Igelstrategie.

Die Geschichte wurde bekannt durch die Gebrüder Grimm. Eine Kurzfassung finden im Anhang am Ende dieses Beitrags.

Hasen machen Fehler

Der Hase wollte unbedingt gewinnen. Ein Typ mit echter Sieger-Mentalität, langen Beinen und Tatkraft. Sein Motiv: Erster sein, den Igel schlagen. Völlig überzeugt von seinen Fähigkeiten und der Überlegenheit seiner langen Beine, rannte er drauflos. Ein Scheitern konnte er nicht akzeptieren. Selbst als er wiederholt das Rennen verloren hatte, trat er mit unveränderter Strategie erneut an und verausgabte sich völlig.

Auch an der Börse finden wir jede Menge aktiver Anleger und Finanzprofis, deren Motiv es ist, besser zu sein als der Durchschnitt. Als Messlatte (Benchmark) dient ihnen ein Index (z.B. Dax, Euro Stoxx, MSC World). Aktive Anleger versuchen, durch geschicktes Trading (Market-Timing) oder Auswahl (Stock-Picking) bewusst vom Index abzuweichen und dadurch eine Outperformance zu erreichen.

Wer will schon Durchschnitt sein? Warum alle den Index schlagen wollen.

Aktive Anleger sind überzeugt von der Richtigkeit ihres Tuns, statt langer Beine verlassen sie sich auf:

  • Charts und Analysen
  • Experten und Medien
  • Aktionismus und Glück

Besonders tragisch ist, dass sie nicht innehalten und ihr Verhalten überdenken. Trotz Niederlagen rennen sie unverdrossen weiter drauflos im Glauben, dass sie nur schneller rennen müssen, um erfolgreich zu sein.

 „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Albert Einstein

Selbstüberschätzung

Die Börse zieht „Sieger-Typen“ magisch an. Sie ist nichts für Angsthasen. Traden, also Handeln, lautet die Devise. Wer sich nur intensiv genug einarbeitet und etwas riskiert, der gewinnt, so das Narrativ. Dabei geht es den Akteuren wie französischen Liebhabern oder deutschen Autofahrern, 80 % halten sich für überdurchschnittlich gut. Doch wer in der Schule aufgepasst hat, weiß, dass es nur 50% sein können. Ein klarer Fall von Overconfidence-Bias, so nennt das die Wissenschaft, die sich mit Verhaltens-Fehlern beschäftigt, Behavioral Finance.

Handeln kostet

Unterschätzt werden regelmäßig die Kosten des Handelns. Jede Transaktion kostet Geld, das gilt immer. Aber nicht jede Transaktion ist erfolgreich und bringt Geld. Wer viel handelt muss viel richtigmachen, sonst fressen die Kosten die Performance auf. Aber wer macht schon alles richtig? Selbst wer relativ oft richtig entscheidet, unterliegt der Gefahr mit einer falschen Entscheidung den Erfolg wieder zunichte zu machen. Zufallserfolge steigern die Selbstüberschätzung, neigen wir doch dazu, Erfolge unserem Können und Misserfolge, den Umständen zuzurechnen.

Selbst Profis scheitern

Dass private Anleger bei dem Versuch scheitern, den Markt zu schlagen, erscheint verständlich – aber Experten wie Fondsmanager? Sollten diese nicht mit all ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und Finanzkraft ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielen? Der Grund für ihr Scheitern hat zwei einfache Ursachen:

  • Niemand kann die Zukunft vorhersehen.
  • Nicht nur die Transaktionen kosten Geld, auch die Fondsmanager lassen sich ihre Tätigkeit entlohnen. Das geht direkt zu Lasten der Performance ihrer Kunden.

Dr. Marc Ortmann kommt in einer Studie über die Kosten von Altersvorsorgeprodukten auf laufende Kosten von im Durchschnitt ca. 3,5 % p.a. bei Aktienfonds. Die müssen Fondsmanager erst einmal durch geniale Entscheidungen aufholen, um überhaupt die Performance ihres Vergleichsindexes zu schlagen. Kein Wunder, dass das nur sehr selten gelingt. Vermutlich auch das eher Zufall, denn kontinuierlich über einen längeren Zeitraum schafft es kaum ein Fondsmanager, zu reüssieren.

Viele Studien haben das nachgewiesen. Jährlich untersucht das S&P mit der SPIVA Scorecard. Weitere Studien finden Sie im Anhang am Ende des Beitrags.

 

85% der aktiven Fondsmanger scheitern, Ihren Vergleichsindex zu schlagen.

 

Die Igel-Strategie – weniger ist mehr

Während der Hase blind drauflosrennt, hat sich der Igel eine Strategie überlegt. Sie brauchen dazu keinen zweiten Igel, der den Hasen täuscht, sondern nur einen passiven Fonds, der den Index abbildet. Es sind keine Tricks nötig, aber Disziplin erforderlich.  Es bedeutet auf alles zu verzichten, an das der Hase glaubt:

  • Prognosen
  • Trading
  • Timing
  • StockPicking

und damit die Chance, besser abzuschneiden als der Index.

Paradox: Wer mit weniger zufrieden ist, erreicht mehr. Passives Investieren lohnt sich.

 

Die Strategie ist unter der Bezeichnung Passives Investieren, Prognosefreies Investieren oder Indexing bekannt. Sie lässt sich kostengünstig mit ETFs (Exchange Trading Funds) und Indexfonds umsetzen. Diese bilden einen Index nach mit dem Ziel, die gleiche Performance zu erreichen. Dabei gilt: Kaufen und Halten, statt rein und raus. Denn wie sagt schon eine Alte Börsenregel: „Hin und her macht Taschen leer.“

Anmerkung:

Da ich Ihnen keine Märchen erzählen möchte, gehört zur Wahrheit, dass jeder Vergleich hinkt. Positiv ist, dass Sie keine Tricks anwenden müssen, um besser abzuschneiden als die meisten aktiven Fondsmanger. Natürlich gibt es Ausnahmen. Um herauszufinden ob es sich dabei um Zufall handelt oder um Können bräuchten wir sehr lange Beobachtungszeiträume. Ein Gedankenexperiment:

Wenn von  10.000 Fondsmanager jedes Jahr die Hälfte wetten, dass der Index steigt, liegen 50% richtig und 50 % falsch. Das bedeutet:

  1. Jahr 10.000 Fondsmanager: 5.000 liegen 1 xrichtig
  2. Jahr  5.000 Fondsmanager: 2.500 liegen 2 xrichtig
  3. Jahr 2.500 Fondsmanager: 1.250 liegen 3x richtig
  4. Jahr 1.250 Fondsmanager: 725 liegen 4 x richtig
  5. Jahr 725 Fondsmanager: 362 liegen 5 x richtig
  6. Jahr 362 Fondsmanager: 181 liegen 6 x richtig
  7. Jahr 181 Fondsmanager: 90 liegen 7 x richtig
  8. Jahr 90 Fondsmanager: 45 liegen 8 x richtig
  9. Jahr 45 Fondsmanager: 22 liegen 9 x richtig
  10. Jahr 22 Fondsmanager: 11 liegen 10 x richtig

Nach 10 Jahren gibt es immer noch 11 Fondsmanager, die zehnmal hintereinander richtig lagen. Alles im Bereich des Zufalls und noch und kein Beweis von Können. In den Medien jedoch würden diese Fondsmanager längst als Börsengurus gefeiert werden.

Hase oder Igel?

Wie halten Sie es? Kennen Sie die Performance Ihrer Anlagen? Studien haben gezeigt, dass private Anleger die Performance Ihrer Anlagen oft nicht kennen. Aufgefordert sie zu schätzen, neigen sie dazu, diese stark zu überschätzen. Die Realität sieht meist weniger rosig aus.

Welcher Typ sind Sie? Wollen Sie unbedingt gewinnen? Ist es Ihnen wichtig den Index zu schlagen? Oder geben Sie sich mit dem Durchschnitt zufrieden. Aktien weltweit haben langfristig immerhin zwischen 7 und 10% p.a. gebracht, je nach untersuchtem Zeitraum.

 

 

 

Anhang

Die Geschichte „Hase und Igel“ zum Nachlesen

Der Hase macht sich über die schiefen Beine des Igels lustig. Dieser fordert ihn daraufhin zu einem Wettrennen auf. Der Igel, aufgrund seiner kurzen Beine nahezu chancenlos ersinnt eine List. Er ruft seine Frau, die ihm zum Verwechseln ähnlichsieht und postiert sie am anderen Ende des Ackers. Als das Rennen beginnt läuft der Hase wie von der Tarantel gestochen los und lässt den Igel weit hinter sich. Am Ende der Ackerfurche angekommen schallt dem Hasen der Ruf der Igelfrau entgegen: „Ich bin schon da!“. Der Hase versteht die Welt nicht mehr und fordert Revanche. Überzeugt von der Überlegenheit seiner langen Beine, fordert der Hase immer und immer wieder Revanche, bis er schließlich völlig erschöpft zusammenbricht und stirbt.

Weitere Studien

Das Buch „Herleitung und Umsetzung eines passiven Investment-Ansatzes für Privatanleger in Deutschland“ von Gerd Kommer enthält eine Auflistung vieler Studien, die Underperformance von aktiven Fondsmanagern nachweisen.

Dieser Artikel in „Das Investment“ enthält weitere Quellen.

John C. Bogle, The mutual fund industry 60 years later: For Better or Worse?, Financial Analysts Journal, January 2005
Geoffrey C. Friesen and Travis R. A. Sapp, Mutual fund flows and investor returns: An empirical examination of fund investor timing ability, Journal of Banking & Finance, September 2007

Lukas Schneider, Are UK fund investors achieving fund rates of returns?, Diplomarbeit FHS Kufstein, Juli 2007

Studien für Deutschland sind mir nicht bekannt. Das Verhalten deutscher Fondsmanager und die Kosten deutscher Fonds sind jedoch vergleichbar. Das Problem ist ein systematisches.

 

 

Anlegen: Passiv statt aktiv

Passiv soll besser sein als aktiv? Das widerstrebt uns, haben wir doch schon in der Schule gelernt, dass wir uns anstrengen müssen, um etwas zu erreichen. Sind nicht die Medien voll mit Geschichten über tatkräftige Helden? Und bedeutet erfolgreiches Anlegen nicht, stets informiert zu sein, auf Nachrichten zu reagieren und Trends geschickt auszunutzen?

In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Das Narrativ des aktiven Fondsmanagers

„Der Fonds hat fünf Sterne, das steht für die Qualität. Auf den Fondsmanager kommt es an. Entscheidend ist seine Erfahrung und sein Geschick, Marktentwicklungen zu antizipieren. Er kann flexibel auf Marktveränderungen reagieren, das ist besonders wichtig, wenn die Märkte einbrechen.“ So oder ähnlich erzählen Finanzberater täglich die Geschichte vom aktiven Fondsmanager. Je öfter wir etwas hören, je glaubhafter erscheint es. Selbst derjenige, der die Geschichte erzählt, glaubt umso fester daran, je öfter er sie erzählt.

Doch stimmt sie auch? Wissenschaftliche Studien widerlegen den Mythos. S&P Global untersucht seit 2002 die Performance Europäischer Aktienfonds und veröffentlicht jedes Jahr die „SPIVA Europe Scorecard“ die beweist: Aktive Manger schlagen den Markt nicht.

 

Aktive Fondsmanager halten nicht, was sie versprechen – sie schlagen den Markt nicht.

85 % aller Fondsmanager schlagen ihre Benchmark nicht

Die Prozentzahlen variieren, je nach untersuchtem Zeitraum. Doch die Kernaussage bleibt. Kaum einem Fondsmanager gelingt es, seine Benchmark (einen Index) zu schlagen. Je länger die Zeiträume, je weniger schaffen es. Und das hat drei Gründe:

  1. Wertpapiermärkte sind effizient. Neue Nachrichten verbreiten sich im Internet in Sekundenschnelle und schlagen sich sofort im Kurs nieder. In welche Richtung ist oft genug unvorhersehbar, da das nicht nur von den Fakten, sondern auch davon abhängt, was Marktteilnehmer erwarten.

„Die zentrale Aussage der denkbar umfassenden Literatur zur Kapitalmarkteffizienz lautet, dass es nahezu unmöglich ist, Überrenditen zu erzielen, wenn man nur auf öffentlich zugängliche Informationen zurückgreift.“ Lawrence Summer

  1. Hohe Aktivität erhöht die Fehleranfälligkeit. Viele Entscheidungen bedeuten viele potentielle Fehlerquellen. Fehler können sich verstärken.
  2. Während der Erfolg von Aktivität ungewiss ist, sind die Kosten gewiss. Aktive Fondsmanager produzieren Zusatzkosten, jede Transaktion kostet Geld. Geld, das sie dem Fondsvolumen entnehmen und das die Rendite der Anleger schmälert.

Niemand kann die Zukunft vorhersehen. Was in nächster Zeit an Wertpapiermärkten geschieht unterliegt dem Zufall. Es lässt sich nicht vorhersagen. Besser ist es, auf Prognosen ganz zu verzichten.

Und sollten Sie dies nicht wahrhaben wollen, so seien Sie wenigstens nicht naiv. Oder glauben Sie wirklich, dass jemand, der in der Lage ist Börsenkurse vorherzusagen, als Fondsmanager für Kleinanleger arbeitet?

 

Starmanager werden vom Marketing erfunden

Wenn 85 % der Fondsmanager versagen, gibt es im Umkehrschluss 15 % Fondsmanager, die ihre Benchmark schlagen. Die Idee liegt nahe, sich auf diese zu konzentrieren. Doch die Favoriten wechseln ständig und ohne System, was dafürspricht, dass der Zufall Regie führt.

Viele Transaktionen erhöhen die Kosten. Hohe Kosten fressen die Rendite von aktiven Investmentfonds.

Starmanager werden medial bewusst aufgebaut. Es sind immer Teams, die Fonds managen. Fondsgesellschaften bringen laufend neue Fonds raus. Nur wenige performen, das wird dann werbemäßig ausgeschlachtet. Ein Drittel aller Fonds wird wieder geschlossen. Während Kapitalanlagegesellschaften neue Fonds mit viel Tam Tam ankündigen, versuchen sie erfolglose Fonds möglichst geräuschlos zu schließen.

TIPP: Hüten Sie sich vor Fondsratings und Sternen. Diese legen als Kriterium die Performance der letzten fünf Jahre zugrunde. Diese stellt keine Garantie für die Zukunft dar. Enttäuschungen sind vorprogrammiert, wie dieser Artikel zeigt.

 

Eine einfache Lösung, Flops zu vermeiden

Es gleicht einem Glücksspiel, den Markt mit aktiven Fonds schlagen zu wollen. Wer die Marktrendite erzielt, gehört zu den besten Anlegern. Und das ist gar nicht so schwer.

Wer die Marktrendite will, muss den Markt kaufen.

Passive Fonds haben das Ziel, einen Index nachzubilden und dem Kunden die Performance zu bringen, die der Index hat. Ein Index ist ein Gedankenkonstrukt, das Sie nicht direkt kaufen. Sie brauchen ein Vehikel wie einen Investmentfonds. Investiert der Investmentfonds in die gleichen Werte wie der Index und mit derselben Gewichtung, so bildet er ihn nach. So funktioniert „Passives Investieren“, auch „Indexing“ genannt. Nutzen Sie Exchange Trading Funds (ETF) – sie bilden kostengünstig marktbreite Indices nach.

Den Markt zu schlagen ist eine Kunst. Den Markt abzubilden ein Handwerk.

Das Ergebnis ist verblüffend: Die Anleger, die unbedingt den Markt schlagen wollen, scheitern und werden von den Anlegern überholt, die sich mit der Marktrendite begnügen.

 

Faktor Kosten

Die Kosten unterscheiden sich gravierend. Während aktive Aktienfonds im Schnitt laufende Kosten von 3,5% p.a. aufweisen, liegen passive Fonds (ETFs) bei 0-0,5 % (laut Marc Ortmann im Buch „Kostenvergleich von Altersvorsorgeprodukten“). Das erklärt zwei Phänomene:

  1. Warum aktive Fonds auf Dauer schlechter abschneiden als passive Fonds.
  2. Warum Finanzberater trotzdem weiter aktive Fonds verkaufen.

Denn die Kosten der Anleger sind die Erträge der Verkäufer. Außerdem lassen sich die Geschichten rund um das aktive Investieren bestens verkaufen und so die Aufmerksamkeit von der schlechten Gesamtbilanz weglenken.

“Indexing ist langweilig, keine Frage. Es ist, als wenn man die eigene Schwester küsst. Oder Farbe beim Trocknen zuschaut.” Gerd Kommer

 

Einfach, aber nicht leicht

Das Prinzip ist einfach, es umzusetzen nicht leicht. Ähnlich wie Abnehmen oder einen Baum pflanzen. Die Grundprinzipien sind nicht schwer, die Herausforderung liegt darin durchzuhalten und geduldig zu sein. In der Gruppe mit anderen oder mit einem Personal Coach geht es deutlich leichter.

Der Anleger sollte nicht in Panik geraten. Börsen gleichen einer Achterbahn, wenn der Wagen nach unten saust, wird es unheimlich. Wer jetzt aus dem Wagen springt, nimmt ernsthaft Schaden. Indem er die Aktienquote reduziert kann jeder Anleger die Schwankungsintensität seiner Anlage steuern und an seine finanzielle Risikobereitschaft anpassen.

Ist die Anlage zu langweilig droht ebenso Gefahr. Wer sich langweilt neigt dazu, die Pferde zu wechseln. Schnell wird wieder taktiert, statt eine Strategie nachhaltig umzusetzen. Passives Investieren ist kein Spaziergang, Durchzuhalten erfordert Disziplin und ist anstrengend.

 

Handwerker statt Künstler

Zum Schluss möchte ich noch eine weitverbreitete Falschinformation ausräumen. Selbst von Finanzberatern höre ich immer wieder, dass aktive Fonds deshalb so teuer sind, weil sie Fondsmanager haben, während passive Fonds keinen Fondsmanager brauchen. Das ist Unsinn. Einen Index nachzubilden ist eine anspruchsvolle Arbeit. Das Fondsmanagement muss Veränderungen im Index (veränderte Zusammensetzung, Ausschüttungen und Wiederanlage) nachvollziehen. Gefragt ist solides Handwerk, gilt es doch die Abweichung vom Index (Tracking Error) möglichst niedrig zu halten. Diese soliden Handwerker arbeiten im Stillen, während die Künstler des aktiven Managements sich bewusst vermarkten.