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Wie Frau erfolgreich Finanzentscheidungen trifft

Finanzen gelten nicht als Domäne der Frauen. Völlig zu unrecht. Ich erlebe in meiner Praxis, wie Frauen sehr verantwortungsbewusst mit Geld umgehen. Frauen agieren oft ruhiger und disziplinierter. Ihnen fehlt manchmal lediglich Erfahrung und Zutrauen in ihre Fähigkeiten. Sich seiner Schwäche bewusst zu sein, muss kein Nachteil sein. Männer neigen zur Selbstüberschätzung. Das führt zu Fehlern. Wer klug entscheidet, kann das Spiel zu seinen Gunsten verändern.

„Nicht die Verhältnisse bestimmen Dein Leben, sondern Deine Entscheidungen.“ Tony Robins

 

Change the Game

Die Finanzmärkte faszinieren vornehmlich Männer, das zeigt sich in der Sprache:

  • den Index schlagen
  • den Markt timen und outperformen
  • aktives Management

Vielen Menschen, darunter vielen Frauen, ist diese Welt suspekt. Doch bei Finanzen geht es nicht darum was Finanzmärkte machen, was der Finanzberater empfiehlt oder Ihr Nachbar denkt. Es geht einzig darum, was Ihnen wichtig ist und wie Sie Ihr Leben gestalten. Unsere Finanzentscheidungen haben Einfluss auf unseren Lebensstandard, unsere Handlungsoptionen und unsere Unabhängigkeit. Wer das Spiel zu seinen Gunsten verändern will, tut gut daran, sich auf das zu konzentrieren, was Frau selber beeinflussen kann.

Konzentrieren Sie sich auf das was Sie selber beeinflussen.

 

  1. Selbst-Bewusstsein in der Beziehung

Geld ist ein Beziehungsthema. Wie ist Ihre Beziehung zu Geld? Wofür ist Ihnen Geld wichtig? Welche Rolle spielt Geld in Ihrem Leben? Jeder hat eine ganz eigene Vorstellung von Geld. Da Geld abstrakt ist wirkt es wie eine Leinwand. Wir projizieren unsere Ängste, Hoffnungen und Sorgen darauf.

Was wir über Geld denken sagt mehr über uns als über Geld.

Nur wer reflektiert ist und seine Beziehung zu Geld geklärt hat, kann souverän damit umgehen. Dies gilt besonders, wenn Partner gemeinsam entscheiden. In der Ehe kommen Partner aus verschiedenen Familien zusammen. Sie bringen ihre Geschichte zu Geld mit, oft ungeklärte Konflikte. Unser Verhältnis zu Geld prägt sich in der Kindheit. Wir lernen indem wir nachahmen. Wir entwickeln unbewusst Glaubenssätze, die unser Verhalten mit Geld lenken. Sie können Erfolg beflügeln oder blockieren.

  • Mit wem können Sie über Geld sprechen?
  • Wofür ist Ihnen Geld wichtig?
  • Wie sprechen Sie mit Ihren Kindern über Geld?

 

  1. Gehe nie einkaufen ohne Einkaufszettel

Ziele sind echte Game-Changer. Wer weiß, was er will, ist dem anderen überlegen. Die wenigsten Menschen haben konkrete Finanz-Ziele. Es gilt zunächst herauszufinden, was Sie wollen. Ziele funktionieren, wenn sie konkret und motivierend sind. Konkret bedeutet messbar und terminiert, motivierend bedeutet Sinn machen und Energie freisetzen.

Ziele definieren klingt einfacher als es ist. Wir tun uns schwer damit. Im Dialog mit einem Freund, Coach oder Berater fällt es uns leichter. Auch methodisch gibt es Kniffe. Uns ist meist klarer, was wir nicht wollen. Der geniale Bildhauer Michelangelo hat die „Negativ-Methode“ anschaulich beschrieben. Auf die Frage, wie es ihm gelungen ist, eine perfekte Statue wie den David zu erschaffen, antwortete er:

„Der David steckte von Anfang an in dem Marmorblock. Ich habe nur entfernt, was nicht dazu gehörte“

Einfach in eine Bank zu laufen, ist genauso gefährlich, wie ohne Einkaufszettel in einen Supermarkt zu gehen. Sie haben immer etwas im Korb, das Sie nicht brauchen. Bankberater sind Verkäufer. Sie lieben Kunden, die nicht wissen, was sie wollen, denn der Bankberater hat klare Vertriebsvorgaben. Wenn Sie jedoch das Ziel vorgeben, werden Sie auf Augenhöhe mit Ihrem Berater sein.

  • Wissen Sie, wo Sie stehen?
  • Haben Sie ein konkretes Finanz-Ziel?
  • Welche Bedeutung hat das Ziel für Ihr Leben?

 

  1. Frage nie Deinen Friseur, ob Du eine neue Frisur brauchst

 

Diese Warnung stammt vom legendären Investor Warren Buffet, einem der reichsten Menschen der Welt. Er hat ein Vermögen gemacht mit Investments in Unternehmen. Es gibt Tausende von Finanzprodukten, täglich werden neue kreiert. Alle wollen an den Mann – bzw. die Frau – gebracht werden, deshalb unterhalten Banken Filialen und Versicherungen Agenturen. Und deshalb zahlen die Produzenten von Finanzprodukten Provisionen und Kick-Backs an die Verkäufer ihrer Produkte. So funktioniert Finanzberatung in Deutschland.

You get what you pay for. Wer unabhängige Beratung sucht, handelt klug seinen Berater direkt dafür zu bezahlen.

Sie wünschen unabhängige Beratung? Diese erhalten Sie bei Honorarberatern. Als Kunde zahlen Sie Ihren Berater direkt für die Beratungsleistung, klar und transparent. Im Gegenzug erhalten Sie Zugang zu Finanzprodukten, die keine Vertriebsprovision enthalten, sogenannte „Netto-Produkte“. Sie werden staunen, wieviel günstiger diese sind. Produkte werden Ihnen nur empfohlen, wenn sie für Sie Sinn machen. Wieviel Finanzprodukte haben Sie, von denen Sie gar nicht wissen wofür?

Brauchen Sie Überblick über Ihre Finanzen und einen Plan, dann empfehlen sich zertifizierte Finanzplaner, die ebenfalls auf Honorarbasis arbeiten. Diese helfen Ihnen erst einmal einen Finanzplan zu erstellen, ohne Finanzprodukte zu vermitteln. Für hohe Qualifikation, ganzheitliche Betrachtung und klare Ethikstandards steht der internationale Standard „Certified Financial Planner (CFP)“.

  • Wissen Sie, von wem Ihr Finanzberater Geld erhält?
  • Kennen Sie die Kosten Ihrer Finanzprodukte?
  • Haben Sie einen unabhängigen Berater?

 

FAZIT

Halten Sie es wie John D. Rockefeller

„Lieber eine Stunde nachdenken über Geld, als eine Stunde für Geld arbeiten.“

Aber machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken über das, was Ihnen wichtig ist und versuchen Sie nicht, es anderen recht zu machen.

Das ist übrigens kein Widerspruch zu einer guten Partnerschaft. Gute gemeinsame Lösungen berücksichtigen die Bedürfnisse beider Partner und dazu ist ein gesundes Selbst-Bewusstsein Voraussetzung. Jeder Partner hat eine eigene Perspektive und Interessen. Das ist völlig normal. Wie eine Kommunikation zu Geld in einer Paar-Beziehung gelingen kann, dazu finden Sie Anregungen in meinem Beitrag: Wie spreche ich mit meinem Partner über Geld?

 

Wie treffen Sie Finanzentscheidungen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Worauf suchen Sie eine Antwort?

 

Hilfe meine Lebensversicherung wird fällig

Täglich werden Lebensversicherungen fällig und lösen manche Frage aus: „Was soll ich tun? Soll ich das Kapital nehmen oder die Rente? Welche Alternativen gibt es und wo erhalte ich unabhängigen Rat? Die Versicherungsgesellschaft möchte das Geld im Haus behalten. Mein Nachbar ist Immobilienmakler und hat mir eine Immobilie empfohlen, mein Kollege setzt auf Aktien und meine Erben möchten, dass ich das Kapital erhalte. Doch was will ich?“

 

Sind Sie betroffen?

Lebensversicherungen im Wert von über 80 Milliarden Euro werden jährlich fällig. Statistisch gesehen, hat jeder Deutsche mehr als eine Lebensversicherung. Das hat Tradition, seit 1892 gibt es Lebensversicherungen in Deutschland, schon unsere Großeltern kannten sie. Heerscharen von Finanzvertrieben, haben sie unter das Volk gebracht. In den letzten Jahren ging der Trend zu Rentenversicherungen. Diese sind von vornherein so konstruiert, dass ab Fälligkeit (im Alter) eine lebenslange Rente gezahlt wird. Der Versicherungsnehmer hat jedoch ein Kapitalwahlrecht und kann sich, statt der Rente, alternativ, das Kapital auszahlen lassen.

 

Ihre Ausgangssituation

Wer entscheiden will, sollte die Fakten kennen. Können Sie diese drei Fragen zu Ihrem Vertrag beantworten?

  • Wie hoch wäre die Kapitalabfindung?
  • Wie hoch ist die monatliche Rentenzahlung, wenn Sie die Kapitalabfindung nicht wählen?
  • Bis wann müssen Sie das entscheiden (Frist der Versicherung)?

Bei Rentenversicherungen bekommen Sie standardmäßig eine Rente. Machen Sie von Ihrem Kapitalwahlrecht Gebrauch, ist die Frist zu beachten. Bei Kapital-Lebensversicherungen werden automatisch ausgezahlt. Sie erhalten jedoch im Regelfall ein Angebot für eine Sofortrente. (Achtung: Es wird erneut Provision fällig.) Eine Sofortrente wandelt eine Einmalzahlung in eine sofort beginnende lebenslange Rente um.

Wenn Sie die Fragen nicht beantworten können, stellen Sie die Fragen genauso Ihrer Versicherung. Sie brauchen die Fakten. Nur so ist es möglich, das Angebot Ihrer Versicherung mit anderen Angeboten zu vergleichen. Dieser Schritt macht erst Sinn, wenn Sie sicher wissen, dass Sie eine Rente brauchen und in welcher Höhe.

 

Welches Problem wollen Sie lösen?

Welche Lösung für Sie geeignet ist, hängt davon ab, was Sie erreichen wollen. Brauchen Sie das Geld eigentlich gar nicht und wollen es nur nicht zinslos rumliegen lassen? Dann haben Sie ein Luxusproblem und können sich gleich, den Anlagealternativen zuwenden. Die meisten Menschen brauchen das Geld,

  • um Ihre Rente aufzustocken
  • um Ihren Immobilienkredit zu tilgen
  • um das Haus zu renovieren
  • um den Kindern eine Starthilfe zu geben
  • um eine Reserve zu haben für unerwartete Kosten wie beispielsweise Pflege

Und vieles mehr. Welches Problem wollen Sie lösen?  Wozu benötigen Sie das Geld?

 

Wissen Sie wo Sie stehen?

Vielleicht brauchen Sie erst noch ein paar Informationen. Nehmen wir den ersten Punkt „die Rente aufstocken“. Wissen Sie,

  • wie hoch Ihre Rentenansprüche sind?
  • wieviel Sie momentan und im Ruhestand zum Lebensunterhalt brauchen?
  • wie sehr die Inflation über Jahrzehnte an Ihrer Kaufkraft zehrt?

Es ist gar nicht so leicht zu beantworten, wo wir finanziell stehen:

Wer nicht weiß, wo er steht, tut sich schwer, Finanzentscheidungen zu treffen.

 

Wie Sie vorgehen können

Drei Dinge gilt es zu verstehen:

1.       Die eigene Situation (Vermögen, Ein-/Ausgaben, Ansprüche, Verpflichtungen)

2.       Sich und ggf. seinen Partner (Wie ticken wir? Wie sehen wir Risiko? Was ist uns wichtig?)

3.       Die Alternativen (Formen der Geldanlage, Angebote)

Die Reihenfolge ist wichtig. Wer mit den Alternativen anfängt, dem fehlen die Kriterien zu entscheiden. Wichtiger als hohe Renditeversprechen sind Ihre Ziele. Wer gleich zu Punkt 3 übergeht, ist leichte Beute für Finanzvertriebe, die mit dem Verkauf von Finanzprodukten auf Provision Ihr Geld verdienen.

Unabhängigen Rat gibt es bei:

Achten Sie hierauf:

  • Sucht der Berater eine Lösung, die zu Ihnen und Ihrer Situation passt und spricht er eine verständliche Sprache?
  • Nimmt er sich Zeit und setzt er Sie nicht unter Druck?
  • Legt er alle Kosten transparent offen?

Die Null-Zins-Politik und Ihre Folgen

Manche Besitzer von Lebens- und Rentenversicherungen sind geschockt, wenn Sie erfahren, wie wenig Sie aus Ihren Lebensversicherungsverträgen rausbekommen. Nicht selten beträgt der Rückkaufswert bzw. die Kapitalabfindung bis zur Hälfte dessen, was die Verkäufer der Policen einst in Aussicht gestellt (nicht garantiert) haben. Das wirkt sich gravierend auf den Ruhestand aus. Besonders hart trifft es Immobilienbesitzer, die die Tilgung Ihres Darlehens gegen Lebensversicherung ausgesetzt haben. Statt schuldenfrei zu sein, müssen Sie nun ein neues Darlehen für die Restschuld aufnehmen.

Die Versicherungsgesellschaften schieben diese Entwicklung auf die niedrigen Zinsen. Sicherlich konnte niemand mit Null-Zinsen rechnen, doch nun rächt sich die einseitige Anlagepolitik und die hohen Kosten für den Vertrieb. Die Versicherungsgesellschaften bewegen sich im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Verbraucher haben das Nachsehen.

Neuverträge in klassische Lebensversicherungen sind völlig unattraktiv. Altverträge mit hohen Garantiezinsen versuchen sie loszuwerden (Run off), was ein fatales Signal an Kunden ist. Die Vertriebe setzen auf Indexpolicen und Fonds-Renten. Verbraucher fragen sich zu Recht, ob Sie damit diesmal besser fahren. Das Kostenproblem bleibt. Lesen Sie dazu:  Wie Sie mit drei einfachen Fragen, teure Fehler bei Finanzanlagen vermeiden.

Böses Erwachen bei Lebensversicherungen – Lassen Sie Ihre Verträge unabhängig überprüfen.

 

Prüfen Sie Ihre laufenden Verträge

Machen Sie den Kurzcheck:

  • Was habe ich eingezahlt?
  • Was bekomme ich raus, wenn ich aussteige (Rückkaufswert)?

Ein starkes Indiz für zu hohe Kosten ist es, wenn der Rückkaufswert auch nach Jahren immer noch unter dem Betrag Ihrer Einzahlungen liegt. Die Provisionen für Vermittler und Versicherung lasten schwer. Sie werden laufend den Verträgen entnommen. Es gibt eine Vielzahl von Kosten, die in der Vergangenheit nur mangelhaft ausgewiesen wurden. Beachten Sie auch, dass es mehrere Kosten-Ebenen geben kann, so bei Fonds-Renten. Es fallen Kosten für die Versicherung und für die Fonds an. Letztere werden bei Abschluss der Versicherung meist nicht benannt. Informationen zum Rückkaufswert finden Sie auf Ihrer jährlichen Standmitteilung.

Versicherungen machen es schwer, die Kosten zu ermitteln. Holen Sie sich Rat, aber achten Sie darauf, dass der Berater unabhängig ist. Ihr Versicherungsverkäufer erleidet finanzielle Einbußen, wenn Sie aussteigen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die es zu prüfen gilt:

  • unverändert weiterlaufen lassen
  • Beitrag reduzieren oder aussetzen
  • Versicherung verkaufen
  • Versicherung kündigen
  • Möglicherweise Versicherung widerrufen, wenn möglich.

 

Neben der Rendite, sind steuerliche Aspekte und der Verlust von Versicherungsschutz (Todesfall und ggf. BUZ) zu bedenken.

Es geht um viel Geld. Handeln Sie mit Bedacht.

1.       Klären Sie die Fakten Ihres Vertrages

2.       Klären Sie Ihren Bedarf am besten mit einem unabhängigen zertifizierten Finanzplaner.

3.       Lassen Sie den Vertrag unabhängig überprüfen und prüfen Sie Ihre Optionen.

So kommen Sie zu Entscheidungen, die Sie später nicht bereuen.

 

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Warum private Finanzen selbst Unternehmer herausfordern

Private Finanzen sind eine Herausforderung. Erstaunlicherweise geht es selbst im Job erfolgreichen Menschen so. Sogar Unternehmer und Manager tun sich schwer, obwohl sie es gewohnt sind Finanzentscheidungen zu treffen. Was ist bei privaten Finanzen anders? Folgendes Verhalten habe ich beobachtet:

 

  1. Planlos drauflos

Eine solide Planung ist im Business selbstverständlich. Kein Unternehmen, keine Verwaltung agiert ohne Plan.

Jeder Unternehmer hat einen Businessplan, doch viel zu wenige haben eine private Finanzplanung.

 

In angelsächsischen Ländern ist es üblich, zum Financial Planner zu gehen. Finanzplaner analysieren die Situation und zeigen Wege auf, wie Sie Finanzziele erreichen. Dabei geht es nicht um konkrete Produktempfehlungen, sondern um Konzepte. Damit unterscheidet sich diese Tätigkeit deutlich von der Finanzberatung, die Kunden überwiegend in Deutschland erleben. Da Banken, Versicherungen und Finanzberater von Produkt-Provisionen leben, stehen Finanzprodukte im Fokus. Doch auch in Deutschland gibt es zertifizierte Finanzplaner nach internationalem Standard – Certified Financial Planner (CFPs).

Natürlich wird kein Plan je genauso umgesetzt. Dafür hält das Leben zu viel Überraschendes bereit. Der Wert einer Planung besteht nicht im Plan, sondern vielmehr im Prozess der Planung. Wenn wir planen, machen wir uns Gedanken über:

  • Unsere Ziele
  • Unsere Position
  • Unsere Präferenzen
  • Konsequenzen und Auswirkungen
  • Mögliche Risiken
  • Szenarien
  • Alternativen
Private Finanzplanung: Zu planen bedeutet, vorbereitet zu sein und zielgerichtet zu agieren.

 

  1. Kontrollverlust

Unternehmer beteiligen sich an anderen Unternehmen. Übernahmen, Fusionen und Joint Ventures sind nichts Ungewöhnliches im Geschäftsalltag. Auch Privatanlegern werden Beteiligungen an Flugzeugen, Schiffen, Containern, Immobilien und Private Equity in Form geschlossener Fonds angeboten. So mancher Unternehmer hat mit solchen privaten Anlagen viel Geld verloren.

Deutsche Anleger haben Milliarden mit Schiffsfonds und Beteiligungen versenkt.

 

Wie kann das sein?

Wenn sich ein Unternehmen an einem anderen Unternehmen beteiligt, treibt der Käufer einen großen Aufwand, dieses zu durchleuchten. Due Diligence heißt das Stichwort: Einsicht in Geschäftsbücher, Recherche im Markt, Gutachten von Sachverständigen. Um ihren Einfluss zu sichern, legen Käufer Wert auf die Mehrheit und entsenden Manager und Spezialisten in das übernommene Unternehmen, um Kontrolle auszuüben.

Auf diese Kontrolle verzichten Anleger bei Beteiligungen komplett. Ihr Anteil ist einer von vielen, Beschlüssen der Mehrheit müssen sie sich beugen. Einsicht in Bücher oder Mitspracherechte – Fehlanzeige. Und als i-Tüpfelchen, der Verzicht auf Liquidität. Es gibt keine Börse für geschlossene Fonds, lediglich ein sogenannter Zweitmarkt.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Beteiligungen für Privatanleger: Hochglanzprospekt statt Due Diligence.

 

Der Vergleich macht deutlich, auf welchem schmalen Grad sich Käufer auf Basis eines Hochglanzprospekts bewegen. Ich spreche aus eigener Erfahrung sowohl als Käufer wie als Verkäufer von Beteiligungen (in meiner Zeit bei der Bank). Die Erfahrung lehrt mich, die Finger von geschlossenen Fonds zu lassen. Ich kann den Aufwand einer ausreichenden Prüfung nicht leisten und sehe den wichtigen Anlage-Grundsatz verletzt, stets Handlungsfähigkeit zu bewahren.

Kommen noch weitere Faktoren hinzu, wie hohes Klumpenrisiko und rechtliche Verpflichtungen, wie Nachschusspflichten, kann es im Ernstfall bedrohlich werden. Geschlossene Fonds sind – wenn überhaupt – nur für Privatanleger geeignet, die den Totalausfall verkraften können.

Wer sich hingegen über breit gestreute offene Investmentfonds in Aktien an Unternehmen beteiligt, verfügt über drei entscheidende Vorteile:

  • Risikostreuung als Grundprinzip
  • Handlungsfähigkeit durch tägliches Rückgaberecht zum aktuellen Kurs oder Verkauf über die Börse
  • Rechtlicher Schutz durch Sondervermögen

 

  1. Bei Geld setzt der Verstand aus

Es ist es etwas völlig anderes, als Manger Finanzentscheidungen zu treffen oder als Privatanleger. Für andere zu entscheiden, ist eine andere Herausforderung als für sich selber. Ich möchte nicht urteilen, was schwieriger ist. Fakt ist, es ist anders – vor allem emotional.

Manager sind oft eingebunden in Gremien und ihnen stehen Fachabteilungen zur Seite. Entscheidungen werden intensiv geprüft. Es ist zu bedenken, wie diese auf Anteilseigner, Öffentlichkeit und Belegschaft wirken. Privat entscheiden wir (zu) oft situativ, aus dem Bauch heraus. Nicht selten unter Zeitdruck – selbstgemachter Stress, da wir uns keine Zeit nehmen, oder bewusst herbeigeführter Stress durch Verkäufer, die uns drängen.

Die Gefahren sind vielfältig. Es gibt einen eigenen Forschungszweig, die Behavioral Finance. Er untersucht wie sich Emotionen auf unsere Entscheidungen auswirken. Zwei Beispiele:

Overconfidence Bias

Wir überschätzen unsere Fähigkeiten, wie beim Kauf von geschlossenen Fonds gesehen. Unsere Zuversicht in unsere Fähigkeiten steigt je öfter wir erfolgreich sind, obwohl womöglich ganz andere Faktoren ausschlaggebend sind (Glück, lange Haussephase). Privatanleger sind kleine Fische in einem Haifischbecken. Dafür steht stellvertretend dieses Zitat:

„Du bist nicht Warren Buffet“ Tony Robbins

Was Warren Buffet mit enormem Aufwand, bewundernswerter Disziplin und mittlerweile einzigartiger Ressourcen gelungen ist, das können Privatanleger nicht nachmachen. Oder verfügen Sie über Ressourcen substanzielle Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen zu erwerben?

Verzerrte Wahrnehmung

Jede Finanzentscheidung ist mit einem Risiko verbunden. Die Einschätzung des Risikos hängt von unserer Wahrnehmung ab – aber können wir uns darauf verlassen?

Seltene Risiken wie Terroranschläge überschätzen wir dramatisch, schleichende Risiken wie Übergewicht unterschätzen wir. Crashs bleiben im Gedächtnis haften, Phasen niedriger Volatilität nicht. Was heute geschieht erscheint uns bedeutender als was vorgestern war.

Während wir Verzerrungen in der Wahrnehmung bei anderen beobachten, fällt es uns gleichzeitig schwer, sie bei uns selber zu erkennen.

 

FAZIT:

Private Finanzentscheidungen sind eine Herausforderung. Wir können sie meistern, wenn wir uns ihrer bewusst sind. Es hilft, sich Zeit zu nehmen, zu planen und Schritt für Schritt vorzugehen. In Begleitung fällt es leichter als allein.

Meine Finanz-Coach Kollegin Kornelia Rendings aus Bremen hat sich Gedanken gemacht, wie es nicht so schwer sein muss mit den privaten Finanzen.

 

Wie sind Ihre Erfahrungen?

 

 

Wie Sie mit 3 einfachen Fragen teure Fehler bei Finanzanlagen vermeiden

Fehler bei Finanzanlagen können richtig teuer werden, viel Ärger bereiten und im schlimmsten Fall Ihr Leben negativ verändern. Ob Beteiligungen wie Schiffsfonds, Zertifikate wie Lehmann-Zertifikate oder Immobilien wie Bauherrenmodelle oder Ostimmobilien, allen Anlagen ist eines gemeinsam: Anleger haben große Verluste erlitten, bis hin zum Totalverlust. Sogar vermeintlich sichere Produkte haben enttäuscht, so zahlen Kapital-Lebensversicherungen oft nur die Hälfte dessen aus, was bei Vertragsabschluss versprochen wurde. Wer auf solche Verträge zur Altersvorsorge oder Tilgung seiner Baufinanzierung gesetzt hat, wird böse überrascht.

Sie fragen sich womöglich:

  • Wie kann ich teure Fehler vermeiden?
  • Wem kann ich noch vertrauen?

Stellen Sie die richtigen Fragen und vertrauen Sie auf Ihr Urteilsvermögen:

 

Mit diesen drei Fragen vermeiden Sie teure Fehler bei Finanzanlagen.

 

  1. Wie wirkt es sich auf mein Leben aus, wenn die Anlage schiefgeht? (Risikotragfähigkeit)
  2. Welche Rechtsposition habe ich? (Rechte)
  3. Kann ich im Notfall meine Anlage zu Geld machen? (Liquidität)

 

Trauen Sie sich. Trauen Sie sich, diese Fragen Ihrem Finanzberater zu stellen und trauen Sie sich, keine Kompromisse zu machen. Es geht um Ihr Geld. Diese Fragen sind relevant, essentiell und legitim. Sie haben ein Anrecht darauf, dass Ihr Gesprächspartner die Fragen ernst nimmt und Sie verständlich beantwortet. Fallen die Antworten nicht zu Ihrer Zufriedenheit aus, lassen Sie die Finger davon. Bitten Sie um einen alternativen Vorschlag, wechseln Sie den Berater oder schreiben Sie erst einmal einen Einkaufszettel.

Die drei Fragen folgen diesen Grundprinzipien:

Drei Grundprinzipien bei Finanzanlagen

 

  1. Bedenken Sie die Auswirkungen Ihrer Entscheidungen
  2. Kennen Sie Ihre Rechte
  3. Bleiben Sie handlungsfähig

Wie geht das im Detail?

 

  1. Rechnen Sie mit dem Schlimmsten

„Wie wirkt es sich auf mein Leben aus, wenn die Anlage schiefgeht?“

Also nicht, was kann alles schiefgehen und mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt das ein oder nicht, sondern einfach nur, was bedeutet es, wenn es passieren würde?

  • Müssten Sie Ihren Lebensstandard einschränken?
  • Könnten Sie gar Miete, Auto, Kreditraten oder die Ausbildung Ihrer Kinder nicht mehr bezahlen?
  • Wäre Ihr Lebensstandard im Ruhestand gefährdet?

Oder

  • Wäre es eher ein emotionales Problem (Versagen, Frust, Wut)?
  • Würde es Sie vor anderen schlecht dastehen lassen?
  • War das Geld nicht verplant, sondern „über“?

So können Sie sich schützen:

  • Setzen Sie nicht zu viel auf eine Karte.
  • Verteilen Sie Ihr Risiko auf mehrere Investments.
  • Wählen Sie Losgrößen, deren Ausfall Sie verkraften.
  • Nutzen Sie offene Investmentfonds, um weltweit breit zu streuen.
  • Achten Sie darauf, dass die Anlagen auf die Sie Ihr Geld verteilen nicht alle von den gleichen Ereignissen abhängen. (geringe Korrelation)

 

  1. Verschaffen Sie sich Klarheit

„Welche Rechtsposition habe ich?“

Mit jeder Anlage sind Rechte und Pflichten verbunden. Anleger sollten sie kennen.

  • Sind Sie Gläubiger?
  • Wer ist Ihr Schuldner?
  • Oder sind Sie (Mit-)Inhaber und voll an Gewinn und Verlust beteiligt?

Wie wichtig das ist, haben viele Sparkassen-Kunden in der Finanzkrise erlebt. Ihre Berater hatten ihnen Lehmann-Zertifikate  empfohlen. Zertifikate ermöglichen Wetten auf den Aktienmarkt. Zertifikate sind jedoch keine Aktien, sondern Schuldverschreibungen, also Gläubigerpapiere. Die Rückzahlung oder Auszahlung schuldet der Herausgeber (Emittent). Im Falle von Lehmann-Zertifikaten war der Schuldner die US Bank Lehmann Brothers. Diese ist in der Finanzkrise pleitegegangen. Was passiert, wenn der Schuldner pleite ist? Der Gläubiger – in unserem Fall der Anleger bei der Sparkasse – schaut in die Röhre.

So können Sie sich schützen:

  • Fragen Sie Ihren Berater immer danach, welche Rechtsposition Sie haben.
  • Nutzen Sie den besonderen Schutz durch Sondervermögen“.

Offene Investmentfonds sind „Sondervermögen“, das bedeutet, dass niemand sich an dem Vermögen der Anleger bedienen darf, wenn eine Bank oder die Kapitalanlage pleitegeht. Hätten die Sparkassen-Kunden keine Lehmann-Zertifikate, sondern Lehmann-Fonds besessen, so wäre Ihr Vermögen nicht Teil der Konkursmasse von Lehmann Brothers geworden. Achtung: Das gilt nicht für geschlossene Fonds (Beteiligungen).

 

  1. Bleiben Sie handlungsfähig

„Kann ich im Notfall meine Anlage zu Geld machen?“

Nur Liquidität bedeutet Opportunität und macht es möglich etwas zu verändern. Das ist nicht nur wichtig in Finanzkrisen, sondern auch bei den vielen Veränderungen in unserem Leben. Ob erfreuliche Ereignisse wie Geburt, Hochzeit oder Karriere oder weniger erfreuliche wie Trennung, Tod oder Insolvenz, es ist wichtig, dass Sie über Ihr Geld verfügen können. Lassen sich die Ereignisse vorhersehen, gehen Sie keine Kursrisiken ein. Passieren sie unverhofft, sollten Sie in der Lage sein, möglichst zügig Ihre Anlage zu verkaufen, notfalls auf mit Verlust. Hin und wieder haben wir neue Pläne im Leben (Umzug, Jobwechsel, Hausbau, Familienplanung, Weltreise). Dies macht Anpassungen notwendig.

So können Sie sich schützen:

  • Täglich verfügbare Gelder wie Tagesgeld sind ideal, bringen jedoch kaum Zinsen. Erkundigen Sie sich nach den Bedingungen, wie Sie verfügen können, wenn Sie das Geld bei Banken anlegen (Festgeld, Sparriefe).
  • Wählen Sie Anlagen mit funktionierendem Markt. Börsen sind Märkte für Wertpapieranlagen, Aktien und Renten (Anleihen) werden hier laufend gehandelt. Sie können jederzeit verkaufen, und haben innerhalb weniger Tage das Geld auf Ihrem Konto.
  • Offene Investmentfonds können sowohl an der Börse gehandelt werden (ETFs Exchange Traded Funds) als auch täglich an die Kapitalanlagegesellschaft zum Nettoinventarwert zurückgegeben werden. Ihre Liquidität ist i.d.R. gut. Fragen Sie nach möglichen Einschränkungen. Offene Immobilienfonds haben – als Lehre aus der Finanzkrise – Haltefristen.
  • Meiden Sie geschlossene Fonds. Beteiligungen haben viele Risiken, die für Privatanleger nahezu unüberschaubar sind. Investieren Sie hier nur, wenn Sie einen Ausfall wirklich verkraften können (Regel 1).

 

Eine gute Frage hilft oft mehr als 100 Seiten Information.

 

Weitere Fehler vermeiden Sie, wenn Sie diese drei Indikatoren für erhöhtes Risiko beachten:

 

  1. Ihr Berater setzt Sie emotional oder zeitlich unter Druck, sich zu entscheiden

Unter Druck machen wir leichter Fehler. Seriöse Berater legen Wert darauf, dass Sie Ihre Anlage verstehen und in Ruhe prüfen. Eine goldene Regel für Entscheidungen lautet: Mindestens eine Nacht darüber schlafen. Das verhindert Handeln im Affekt.

 

  1. Utopische Renditeversprechen

Keine Rendite ohne Risiko. Immer wieder lassen sich Anleger mit Traumrenditen ködern. Gier frisst Hirn. 10% Zinsen, 10% Rendite ohne Risiko oder darf es noch ein bisschen mehr sein? 15%? 25%? Hinter solchen Angeboten verbergen sich oft betrügerische Organisationen und Schneeball-Systeme.

  1. Starke Emotionen

Nichts ist so emotional wie Geld. Euphorie oder Panik sind keine guten Ratgeber.

Wir fühlen uns sicher, wenn wir das tun, was viele tun. Leider ist auf die Weisheit der Masse kein Verlass. Wer dem Herdentrieb folgt ist oft zu unkritisch und blind für Risiken.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Angebote mit dem Etikett „ökologisch“ oder „ethisch“ werben. Die Erfahrung zeigt leider, dass Wölfe sich gern mit Schafspelz tarnen. Die Masche ist beliebt bei Betrügern. Schauen Sie lieber zweimal hin.

 

Ein besonders gründlicher Weg, Fehler zu vermeiden und gute Finanzentscheidungen zu treffen, bietet die Private Finanzplanung. Der Finanzplaner (CFP) analysiert Ihre Situation und Ihre Anlagen, spielt Szenarien durch und beachtet finanzielle, rechtliche und steuerliche Aspekte Ihrer Planung.

 

Robust, nicht perfekt

Fehler gehören zum Leben. Wer keine Fehler macht, lernt nichts dazu. Nullfehler-Toleranz mag in der Chip-Produktion hilfreich sein, beim Geldanlegen ist sie utopisch. Entscheidungen unter Ungewissheit und mit mehreren Unbekannten können nicht perfekt sein. Welches die optimale Entscheidung gewesen wäre, wissen wir erst im Nachhinein.

Deshalb, bleiben Sie entspannt. Sie müssen nicht perfekt sein, Ihre Entscheidungen müssen nicht perfekt sein. Treffen Sie einfach die bestmögliche Annahme, vermeiden Sie teure Fehler und konzentrieren Sie sich auf Ihr Leben.

 

 

Wie Sie mit Konzentration die Wirkung erhöhen

Die Finanzwelt ist eine Showbranche. Ständig ringen Neuigkeiten, Sensationen und flackernde Kurstafeln um unserer Aufmerksamkeit. Anleger tun gut daran, sich auf das zu konzentrieren, was sie beeinflussen. In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Zauberkünstler, Werbung und Verkäufer

Zauberkünstler sind Meister darin, unsere Wahrnehmung dahin zu lenken, wo gerade nicht das Wesentliche passiert. So ist es ihnen möglich, Gegenstände verschwinden zu lassen, ohne dass wir es sehen. Verblüfft zollen wir Beifall.

Aufmerksamkeit ist wertvoll, das wissen, Medien, Werbeagenturen und Politiker. Täglich wetteifern Sie darum, unsere Aufmerksamkeit zu erregen und zu lenken. Sensation, Provokation, Eskalation. Da fällt es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Auch Finanz-Verkäufer lenken unsere Konzentration bewusst auf bestimmte Aspekte, um von anderen abzulenken.

 

Drei Beispiele wie Verkäufer von Finanzprodukten unsere Aufmerksamkeit ablenken

 

  1. Kleinkredite werden über die Rate verkauft

Konsumentenkredite sind ein lukratives Geschäft für Banken. Hier zahlen die Kunden noch hohe Zinsen, zusätzlich werden Ihnen teure Restschuldversicherungen aufgeschwatzt. Ihren ersten Kleinkredit nehmen Verbraucher meist für eine Anschaffung auf. Er wird später (mehrfach) aufgestockt und das läuft so: Der Zins wird zwar erwähnt, die Aufmerksamkeit geschickt auf die Rate gelenkt. Bank: „Wir haben da ein tolles Angebot für Sie. Als guten Kunden geben wir Ihnen zusätzlich 3.000 Euro Kredit und das zur gleichen Rate wie bisher! Die Laufzeit verlängert sich zwar ein wenig, aber mit der Rate kommen Sie doch gut klar und dann können Sie sich Ihre Anschaffung schon heute leisten!“ Der Kunde hat seinen Wunsch (die Anschaffung) im Kopf, ist froh, dass er Kredit bekommt und ist an die Rate gewöhnt.

  1. Riester, Rürup, bAV werden über die Steuer verkauft

Altersvorsorge fällt uns nicht leicht. Wir sollen heute auf Konsum verzichten, um für etwas vorzusorgen, was wir gar nicht sein wollen, nämlich „alt“. Steuern zu zahlen – wo uns der Staat etwas wegnimmt (Besitzstands-Effekt) – erleben wir sogar noch negativer. Kein Wunder, dass staatlich geförderte Produkte bei Versicherungen der Renner sind. Geld vom Staat zu bekommen oder weniger Steuern zu zahlen, empfinden wir als Gewinn. Vor lauter Steuern sparen bemerken viele nicht, dass sie erhöhte Kosten zahlen und verpackt als Riester oder Rürup eine renditeschwache Rentenversicherung abschließen.

  1. Fonds werden über Geschichten verkauft

Wie ein einzelner Fonds in unserem Portfolio abschneidet ist zweitrangig. Dass die Einzelteile eines Portfolios nicht im Gleichschritt laufen, ist gewollt und sorgt für Stabilität. Entscheidend ist, die Rendite des Portfolios – also, was unterm Strich rauskommt.  Indem Anlageberater die Aufmerksamkeit auf die Einzelteile – statt auf die Summe – richten, lenken Sie von ihrer oftmals bescheidenen Gesamtleistung ab. So lassen sich Anleger leichter bewegen, Fonds zu tauschen, was dem Berater Provision einbringt. Hierzu dienen Geschichten über Börsenzyklen, Fondsmanager, neue Chancen und drohende Gefahren.

Die unzähligen  Börsenbriefe gehen ähnlich vor. Jede Woche zehn neue Tipps. In der Folgewoche Berichte über die drei Tipps, die aufgegangen sind. Die Flops fallen unter den Tisch, schließlich gibt es wieder zehn neue Tipps. Neues Spiel, neues Glück. Nichts geht mehr.

 

Konzentration bedeutet, sich zu fokussieren

„Konzentration (lateinisch concentra, „zusammen zum Mittelpunkt“) ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das, was wichtig ist.“ (Wikipedia) Und wichtig sind Sie und was Sie erreichen wollen. Das ist der Mittelpunkt.

„Der beste Finanzplan hat nichts damit zu tun, was die Märkte machen, nichts damit, was Ihr Immobilienmakler empfiehlt und mit dem heißen Tipp Ihres Schwagers. Es hat nur damit zu tun, was für Sie am wichtigsten ist.“

Carl Richards

Finanztipp: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie selber beeinflussen können.

 

Was Sie alles nicht beeinflussen können

Und ablenkt:

  • Börsenkurse
  • Nachrichten
  • Was Ihr Nachbar / Ihr Kollege tut
  • Welche Aktie die nächste „Apple“ wird
  • Betrugsskandale (Banken, Autoindustrie)
  • Ob das Management Ihrer Aktie, Ihres Fonds ausgewechselt wird
  • Ob die Abgeltungssteuer abgeschafft wird
  • Wer in Amerika Präsident ist
  • Ob in China ein Sack Reis umfällt

 

Finanzmärkte sind ein Zuschauer-Sport von hohem Unterhaltungswert.

Die Konzentration auf die falschen Dinge hat Nebenwirkungen:

 

Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche

Ihre eigene Situation verstehen

  • Haben Sie einen Überblick?
  • Wisse Sie, wo Sie stehen?
  • Wissen Sie, was Sie wollen bzw. wo Sie hinwollen?
  • Kennen Sie Ihre Abhängigkeiten und Risiken?
  • Was sind Ihre Pläne?

Sich selber verstehen

  • Kennen Sie Ihre finanzielle Risikobereitschaft?
  • Können Sie Ihre Erfahrungen, Ihr Wissen und Können realistisch einschätzen?
  • Was brauchen Sie um entscheiden zu können?
  • Haben Sie ausreichend Zeit und Interesse sich um Ihre Finanzen zu kümmern?
  • Schleppen Sie Ballast mit in Form von negativen Erfahrungen oder familiärer Prägung?

Den Partner verstehen

  • Kennen Sie die finanzielle Risikobereitschaft Ihres Partners?
  • Wie ist die Situation Ihres Partners und welche Interessen hat er?
  • Mit wem können Sie über Geld sprechen?

Basiswissen zu Finanzen

  • Haben Sie einen Plan, eine Strategie?
  • Ist Ihr Risiko ausreichend gestreut?
  • Verstehen Sie die Funktionsweise Ihrer Finanzprodukte?
  • Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen?
  • Sind die Kosten transparent und die Sprache verständlich?

Ihre Entscheidungen an all die Ereignisse in Ihrem Leben anpassen

  • Umzug, Hauskauf
  • Jobwechsel, Karriere, Ruhestand
  • Hochzeit, Kinder, Trennung
  • Projekte, Pläne, Selbständigkeit
  • Krankheit, Berufsunfähigkeit, Pflege, Tod
  • Und vieles mehr.

Globale Entwicklungen, Finanzmärkte und Schicksalsschläge, können wir nicht ändern. Aber jeder kann entscheiden, wie er damit umgeht. Wer sich auf die Dinge konzentriert, die er beeinflusst, der erzielt die höchste Wirkung. Dieses Gefühl, etwas bewirken zu können, ist zutiefst befriedigend und motivierend.

 

Game Changer: Ziele

Wer weiß, was er will, ist anderen überlegen. Das gilt im Leben – in besonderem Maße jedoch bei Finanzentscheidungen und in der Finanzberatung. In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Wer weiß, was er will ist anderen überlegen.

 

Ein Ziel gibt Orientierung

Gerade bei Finanzen haben einige Menschen das Gefühl, den Überblick verloren zu haben. Sie sind überwältigt von den vielen Informationen und Möglichkeiten. Und gelähmt von der Angst, etwas falsch zu machen. Ein Ziel gibt Orientierung.

Vom bloßen Wunsch unterscheidet sich das Ziel durch

  • seine Konkretisierung
  • und seine Magnetwirkung.

Für die Finanzplanung bedarf es sogenannter SMART-Ziele:
S = spezifisch

M = messbar

A = Anspruchsvoll

R = Realistisch

T = Terminiert

Nur Zahlen lassen sich berechnen.

 

Für die Umsetzung ist die Motivation, die Anziehungskraft des Ziels wichtig.

  • Ist das Ziel anspruchsvoll und attraktiv genug, um loszulaufen?
  • Ist ein Ziel realistisch oder erscheint es unerreichbar?
  • Können wir uns das Ziel gut vorstellen, haben wir ein Vorbild oder ein klares Bild?

Tipp: Wer ein konkretes Ziel hat, der kann einschätzen, wie ein Schritt wirkt: Wenn ich das tue, bringt mich das meinem Ziel näher oder eher davon weg?

Tipp: Gerade kreativen Menschen hilft ein Bild. Bilder erreichen unser Unterbewusstsein und wirken stärker als Zahlen.

Wünsche sind gut für die Werbung, Ziele für den Erfolg.

 

Auf Augenhöhe mit Ihrem Finanzberater

Finanzberater haben Vertriebsziele. Wer in eine Bank geht und kundtut: „Ich habe 50.000 Euro anzulegen, was macht man denn da?“ Der legt einem Verkäufer den Ball auf den Elfmeterpunkt. Er muss ihn nur noch verwandeln. „Indexpolicen sind im Moment sehr gefragt, da profitieren Sie vom Aktienmarkt ohne Risiko.“ Wer weiß, was er will ist anderen überlegen.

Drehen Sie den Spieß um. Machen Sie die Zielvorgabe: „Ich habe 50.000 Euro anzulegen. Mein Ziel ist es mit 65 monatlich 3.000 Euro netto zum Lebensunterhalt zur Verfügung zu haben, auch, wenn ich nicht mehr arbeite. Ich bitte um einen konkreten Vorschlag, wie ich die 50.000 Euro am besten für mein Ziel einsetze.“ Der Berater bekommt einen Arbeitsauftrag. Der Ball liegt nicht auf dem Elfmeterpunkt, sondern er bekommt einen Pass im Mittelfeld. Er ist gefordert, sich eine Strategie zu überlegen. Dazu muss er in einen Dialog mit Ihnen eintreten und zunächst noch Informationen einholen. Schießt er zu früh auf das Tor – und macht einen Produktvorschlag bevor er Ihre Situation wirklich kennt –, droht der Ball im Aus zu landen.

 

Wenn ich wüsste, was ich wollte

Toller Tipp, werden Sie womöglich sagen. Wenn ich nur wüsste, was ich wollte, ja dann …

Nach meiner Erfahrung haben die wenigsten Menschen ein konkretes Finanzziel. Am konkretesten ist es in der Baufinanzierung. Bei der Geldanlage herrschen – sich widersprechende –  Wünsche vor:

  • Hohe Rendite
  • Sicherheit
  • Jederzeitige Verfügbarkeit

Finanzberater werden nicht dafür bezahlt, Kunden bei der mühseligen Zielfindung zu helfen. Sie erhalten Provision, wenn der Kunde ein Finanzprodukt kauft.

„You get, what you pay for.“ Ideom

 

Wie finde ich mein Ziel?

Fünf Ideen, wie Sie Ihr Ziel finden:

  1. Vom Problem her

Welches Problem möchten Sie lösen? Beschreiben Sie Ihr Problem so exakt wie möglich.

  1. Die Negativ-Methode

Es fällt uns leichter zu sagen, was wir nicht wollen. Indem wir Dinge ausschließen, nähern wir uns dem Kern. Der Bildhauer Michelangelo, Schöpfer so perfekter Skulpturen, wie dem David, hat es auf den Punkt gebracht. Bewunderer fragten ihn: „Meister, wie haben Sie eine so perfekte Skulptur erschaffen können?“ Seine Antwort: „Der David steckte von Anfang an in dem Marmorblock. Ich habe nur entfernt, was nicht dazu gehörte“.

  1. Wunderfrage

Wenn heute Nacht ein Wunder geschehen würde und Ihr Problem wäre weg. Woran würden Sie das konkret feststellen. Was ist dann anders als heute. Beschreiben Sie den Zustand so genau wie möglich.

  1. Werte-Frage

Was ist Ihnen im Leben besonders wichtig? Wie müsste Ihr Finanz-Ziel aussehen, damit es Ihnen hilft, Ihr Lebens-Ziel zu erreichen? Welcher Gedanke macht Ihre Brust weit?

„Nur mit dem Herzen sieht man gut“ Antoine de Saint-Exupéry (Der kleine Prinz)

  1. Im Gespräch

Mit einem guten Freund oder einem Coach oder Berater fällt es leichter. Voraussetzung ist, dass der Partner zuhört und bereit ist Ihre Sicht auf die Welt zu akzeptieren. Eine wertende Haltung und Expertenrat sind hier fehl am Platz.

Mit wem können Sie über Geld sprechen?

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit Zielen gemacht? Haben Sie ein Finanz-Ziel? Wie haben Sie es gefunden?

Die Macht der Gewohnheit: Bei Geld Sparkasse

  • Warum bringen wir unser Geld zur Sparkasse?

  • Warum nehmen wir uns so wenig Zeit für Finanzentscheidungen?

  • Warum machen wir uns zwar Sorgen um unsere Rente, handeln aber nicht?

Schuld sind Gewohnheiten. In diesem Beitrag erfahren Sie

  1. wie Sie Gewohnheits-Fallen erkennen

  2. und welche Schlüsselgewohnheit Ihnen hilft, bessere Finanzentscheidungen zu treffen.

 

1. Gewohnheits-Fallen

Bei Geld Sparkasse

Warum essen wir bei McDonalds, obwohl das Essen unserer Gesundheit nicht guttut? Mc Donalds nutzt das Wissen darüber, wie Gewohnheiten entstehen:

  • Die Filialen weltweit sehen gleich aus, sind sofort zu erkennen (oft schon von weitem, das „M“).
  • Sie haben das gleiche Angebot
  • und standardisierte Abläufe.
  1. Die Filiale dient als AUSLÖSEREIZ. „Oh Papa, da ist ein Mc Donalds, ich hab‘ Hunger!“
  2. Das Anstehen in der Schlange vor uniformiertem Personal, das Auspacken des Burgers und der Verzehr sind die ROUTINE
  3. Und die satten und glücklichen Kinder die BELOHNUNG.

Es entsteht eine Gewohnheitsschleife:

Doch nicht nur Mc Donalds nutzt das Wissen um Gewohnheiten. Auch Verkäufer von Zahnpasta, Duschgel, Autos und Versicherungen nutzen dieses Wissen. Besonders erfolgreich ist die gute alte Sparkasse. „Bei Geld Sparkasse.“ Vertrauen durch Vertrautheit:

  • Sie war schon immer da.
  • Die (Groß-)Eltern sind bereits hingegangen.
  • Ein Schulfreund arbeitet dort.
  • Wenn es ungemütlich wird an den Finanzmärkten, suche ich Sicherheit bei meiner Sparkasse.
  • Da weiß man, was man hat.

Auch die Kleinen werden gleich herangeführt. Zur Geburt gibt es ein Sparbuch mit fünf Euro von der Sparkasse.

  1. AUSLÖSEREIZ: Wir bekommen Geld, wohin damit? (Fälligkeit, Erbe, Bonus)
  2. ROUTINE: Und schon laufen wir los zur Sparkasse* und kaufen ein Finanzprodukt. *oder unserem Finanzberater
  3. BELOHNUNG Es kümmert sich die Sparkasse, wir haben ein Finanzprodukt und endlich wieder unsere Ruhe.

Andere Kreditinstitute gehen ähnlich vor, doch keines so erfolgreich, wie die Sparkassen. Auch andere Marken versuchen Ihren Namen mit bestimmten Themen zu verbinden:

  • Steinschlag –> Carglass
  • Brille –> Fielmann
  • Versicherung –> „Provinizial – immer da, immer nah“ oder „eine Allianz für’s Leben“
Gerade bei Finanzen sind wir Deutsche Gewohnheitstiere. Bei Geld Sparkasse.

Nach einer Studie der comdirect wechselt nur jeder Fünfte im Leben seine Bank. Warum sind Sie bei Ihrem Finanzberater?

  • Weil er kompetent ist?
  • Weil er Sie versteht?
  • Weil er die besten Lösungen hat?

… Oder aus Gewohnheit?

 

 

Nichts aktiviert unser Belohnungssystem so sehr wie Geld.

Das was für Geld im Allgemeinen gilt, gilt für Finanzprodukte im Besonderen. Weil Geld abstrakt ist, interpretieren wir viel hinein. Es regt unsere Phantasie an. Befördert wird dieses Spiel durch das geringe Wissen zu Geld in der Gesellschaft. Geld ist allgegenwärtig, außer im Lehrplan unserer Schulen. Somit hat unsere Phantasie freien Lauf. „Wer nichts weiß, muss alles glauben“, wusste schon Marie von Ebner Eschenbach.

Wir Menschen sind nicht dafür geschaffen, mit Geld umzugehen, wie dieser Artikel aus der FAZ darstellt. Im Prozess der Evolution ist das Thema Geld extrem jung. Wäre die gesamte Menschheitsgeschichte ein Jahr, so wäre der Zeitraum seitdem wir uns mit Geld beschäftigen ein paar Stunden. Moderne Finanzentscheidungen gäbe es erst seit wenigen Minuten. Voll funktionsfähig sind hingegen noch unsere Instinkte aus der Steinzeit:

  • Fluchtinstinkt bei Risiko
  • Möglichst wenig Nachdenken, um Energie zu sparen
  • Herdentrieb
  • Nahrung sofort konsumieren
  • Gewohnheiten

 

Wie wir Nachrichten konsumieren

Die Börse tangiert die meisten Deutschen nicht. Sie sehen nur ab und an Charts mit schwankenden Kursen. Aufmerksamkeit schenken sie der Börse nur, wenn es neue Rekorde oder starke Einbrüche (Crashs) gibt. „Bad news are good news“ lautet das Motto der Presse, Sensationen verkaufen sich halt gut. Diese verzerrte Wahrnehmung, welche die Normalität (geringe Kursschwankungen) ausblendet, prägt unser Bild.

Wer sich trotz alledem an die Börse wagt neigt oft dazu, ins andere Extrem zu verfallen. Besonders ängstliche Zeitgenossen beobachten täglich die Kurse, um – ja was eigentlich? – nicht zu verpassen. Dabei sind sie einem ohrenbetäubenden Nachrichtenlärm ausgesetzt. Und stehen ständig vor dem Problem:

  • Wem glaube ich?
  • Was ist wichtig und was nicht?
  • Was bedeutet das für mich und meine Anlage?

Eine Gewohnheit, die uns stark verunsichert, wenn wir nicht ganz klare Koordinaten haben. Doch wer hat die schon?

 

Entscheiden macht Müde

Eine wahre Flut von Finanzprodukten ergießt sich laufend in den Vertrieb. Nahezu 400.000 Verkäufer von Finanzprodukten in Deutschland brauchen unentwegt Futter, um Ihre Provisionseinnahmen in Schwung zu halten. Doch wer blickt da noch durch?

Je mehr Alternativen, je schwerer zu entscheiden. Dieses Phänomen nennt sich Entscheidungsmüdigkeit. Und so wundert es nicht, dass das Ergebnis oftmals lautet:

Es war einfacher, nicht zu entscheiden.

Ein ähnliches Phänomen gibt es bei der Partnerwahl. In New York leben überdurchschnittlich viele Singles im Vergleich zur Countryside. Gründe sind die übergroße Auswahl und die hohen Ansprüche der Großstädter.

Nicht-Entscheiden kommt teuer, wenn die Zeit ins Spiel kommt. Für diese Finanzentscheidungen gilt das besonders:

  • Biometrische Versicherungen wie BU, Risikoleben, Krankenversicherung:

Sie werden wesentlich teurer, wenn Ihr Gesundheitszustand sich verschlechtert. Unter Umständen bekommen Sie keinen Versicherungsschutz mehr.

  • Altersvorsorge, Baufinanzierung: Sie können Ihr Sparziel nur noch mit deutlich höheren Beiträgen oder hohem Risiko in der Anlage erreichen.

Wer sich bei Finanzprodukten dennoch entscheidet wählt bevorzugt die Standardoption oder läuft Modethemen (Herdentrieb) hinterher.

Es war einfacher, nicht zu entscheiden. Eine Aussage, die Sie bei Ihren Finanzen teuer zu stehen kommt.

 

 

Andere tun es auch

Wenn wir unsicher sind suchen wir den Schutz der Gemeinschaft. Wir orientieren uns daran, was andere tun. Der soziale Beweis: Andere tun es auch! Er stellt eine starke Motivation dar. Auch im Finanzvertrieb gibt es Bestseller: Sparkonten, Bausparverträge und Lebensversicherungen. Alle drei mittlerweile äußerst Rendite-schwach. Auch im Fondsbereich fließt der Großteil der Gelder in wenige Bestseller-Fonds. Nur wenige halten sich dort, viele enttäuschen und werden bald wieder zugunsten neuer Hoffnungsträger verkauft.

Der Hinweis darauf, was andere tun, zählt mehr als Rechenargumente. Nicht ohne Grund informiert uns Amazon nach jedem Kauf

„Kunden die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch …“

Diese Gewohnheit ist manipulationsanfällig. Was andere unserer Meinung nach tun ist wichtiger, als was sie wirklich tun. Wir schließen von Statussymbolen auf Erfolg und Geld. Dabei sind die dicksten Autos meist geleaste und manche Prachtvilla oder Jacht auf Pump erworben. Wir sehen nur den äußeren Schein. (Ein Vorteil meiner Zeit in der Bank, ein Blick hinter die Kulissen).

 

Herausforderung Altersvorsorge

Wir nehmen uns, was wir wollen, wann wir es wollen (jetzt), und verschieben auf morgen, womit wir uns heute nicht belasten wollen. Zur Not auf Kosten der nächsten Generation und sogar unserer eigenen Zukunft.

Hier ist wieder unser Belohnungssystem aktiv. Wie schwer es fällt, diesem Impuls nicht zu folgen, sehen Sie in diesem Video vom berühmten Marshmallow Test. Schauen Sie rein.

Bei langfristigen Finanzentscheidungen – wie der Altersvorsorge – kommt erschwerend hinzu, dass es uns schwer fällt, uns mit unserem eigenen Ich in der Zukunft zu identifizieren. Walter Mischel, der Psychologe, der den Marshmallow Test erfand, ließ Probanden über fremde Menschen, über sich heute und sich selbst in der Zukunft nachdenken. Dabei hat er Ihre Gehirnströme gemessen. Er kam zu dem Ergebnis: Wenn wir über uns selbst in der Zukunft nachdenken ähnelt das mehr dem Nachdenken über Fremde.

 

2. Schlüsselgewohnheit

Gewohnheiten haben das Potenzial unser Leben zu verändern, deshalb sprechen wir auch von der Macht der Gewohnheit.

Wir besitzen die Fähigkeit, uns selbst zu beobachten

Kennen Sie Ihre Gewohnheiten bei Finanzen?

Beobachten Sie Ihr eigenes Verhalte:

  • Welche Routinen haben Sie?
  • Welche davon sind nützlich?
  • Welche schaden Ihnen langfristig eher?

Tauschen Sie sich dazu mit Ihrem Partner oder einem Coach aus. Einige Anregungen hierzu finden Sie nachfolgend:

 

Achten Sie darauf, wie Sie Finanzentscheidungen treffen

Eine der teuersten Gewohnheiten in Sachen privater Finanzen ist es, situativ zu handeln statt geplant. Sie bekommen Geld oder brauchen Geld? Schon laufen Sie los in Ihre Sparkasse oder zum nächstbesten Finanzberater und lassen sich ein Finanzprodukt empfehlen. Nicht selten erhalten Sie Produkte, die vor allem eines sind, teuer.

  • Suchen Sie eine Schlüsselgewohnheit in Sachen privater Finanzen – also eine Gewohnheit, die die Macht hat Ihr Leben zu verändert? Dann gewöhnen Sie sich an, erst einen Finanzplan zu erstellen, bevor Sie Finanzprodukte einkaufen gehen. Das verändert das Spiel. Nur wer ein Ziel hat, hat Orientierung.
  • Eine sinnvolle Routine wäre es analog der Inspektion beim Auto jährlich den Plan zu überprüfen. Stimmen noch alle Prioritäten und Annahmen?
  • Nehmen Sie sich Zeit für Finanzentscheidungen. Wichtiges zu entscheiden erfordert, dass Sie hellwach statt entscheidungsmüde sind. Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen.
Diese Gewohnheit ist der Schlüssel zum Erfolg bei Ihren privaten Finanzen.

 

Nutzen Sie Gewohnheiten für Ihre Ziele

Eine „schlechte“ Gewohnheit ist es, sich am Nachbarn zu orientieren. Finden Sie heraus, was Ihnen wichtig ist. Leben Sie Ihr Leben und nicht das anderer Leute.

Nutzen Sie die Macht der Gewohnheit für Ihre Ziele. Automatisieren Sie, was Sie entschieden haben. Richten Sie sofort einen Dauerauftrag ein oder lassen Sie die Raten abbuchen. Einige Banken bieten ein sogenanntes Ultimo Sparen. Dort wird das, was vor dem nächsten Gehaltseingang auf dem Konto übrig ist aufs Sparkonto gebucht. So ist es zwar verfügbar, aber nicht in Ihrem Blickfeld auf dem laufenden Konto.

 

Wie man kluge Entscheidungen anstößt

Natürlich hilft es auch, sich Finanzwissen anzueignen. Lesen Sie gezielt ein Buch oder bestimmte Artikel und versuchen Sie, nicht jede Nachricht aufzuschnappen. Einfaches Basiswissen bringt Sie weiter als der Dax-Stand von heute. Er ist morgen bereits veraltet.

Auch die Poltik weiß um die Macht der Gewohnheit. In der politischen Diskussion gibt es die Idee des Nudging. Diese Idee stellten Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein 2008 in Ihrem Buch „Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ vor. Sie plädieren dafür, die Erkenntnisse der Verhaltensforschung zu nutzen, um Verbraucher zu bestimmten Entscheidungen zu bewegen. Wie eine Regel formuliert wird hat entscheidenden Einfluss. Ein Beispiel: In Deutschland ist die Organspende freiwillig. Politiker rufen auf, einen Organspende-Ausweis zu tragen. 10% der Deutschen haben einen. In Norwegen hingegen ist jeder per Gesetz Organspender – es sei denn, er widerspricht. Ergebnis 90% sind Organspender. Der wesentliche Unterschied in Deutschland müssen Verbraucher aktiv werden, um Organspender zu werden, in Norwegen werden sie es indem sie nichts tun.

Nutzen auch Sie Ihr Wissen über Gewohnheiten, um Ihre Trägheit zu überlisten. Kommen Sie ins Tun. Und schenken Sie Ihren Finanzen etwas mehr Aufmerksamkeit. Sie werden sehen, es lohnt sich.

Und brechen Sie vor allem eine schlechte Gewohnheit in unserer Gesellschaft:

Über Geld spricht man nicht!

Wir schon!

 

Welche Erfahrung mit Gewohnheiten in Sachen privater Finanzen haben Sie gemacht? Haben Sie Fragen oder gute Ratschläge für Ihre Mitstreiter?