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Game-Changer: Perspektive wechseln

Es ist erstaunlich, wie sich die Welt verändert, wenn wir aus einer anderen Perspektive auf ein Problem oder eine Situation blicken. Der neue Blickwinkel erleichtert es, andere zu verstehen und neue Lösungen zu finden. “In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Im Tunnelblick

Wenn wir Probleme wälzen, ähneln wir einem Menschen, der eine Taschenlampe besitzt und den Lichtstrahl auf das Problem richtet – und der Rest liegt im Dunkeln. Wäre es möglich das Licht anzumachen, würde uns das vermutlich überfordern – so wie es unsere Augen überfordert, wenn wir aus dem Dunkeln ins Licht treten. Richten wir die Taschenlampe nicht länger auf das Problem, wächst unsere Chance, eine Lösung zu finden.

„Der Lösung ist es egal, warum ein Problem entstanden ist.“ Peter Szabo

Ich war dreißig Jahre in einer Großbank. Ich hätte nie gedacht, wie klein die Welt in einer so großen Bank ausschaut, wenn ich von außen darauf schaue. Haben Sie Ähnliches auch schon erlebt?

 

Jeder lebt in seiner Wirklichkeit

Was wir für wahr halten ist oft nur unsere Wahrnehmung der Dinge. Sobald wir es wagen, den Gedanken zuzulassen, dass unsere Wahrheit nur eine mögliche Sichtweise ist, öffnen wir uns. Ich finde diesen Gedanken sehr erleichternd. Seit ich ihn zulasse kämpfe ich nicht länger gegen Ungläubige, die meine Wahrheit nicht teilen, sondern bin auf einer Entdeckungsreise in die Welt der Wirklichkeiten.

Als Berater hat mich eine Idee zum Coaching geführt. Bevor ich Coach wurde, war sie als Bild in meinem Kopf.  Ich saß nicht länger hinter einem Schreibtisch oder PC verschanzt als Experte, der Empfehlungen ausspricht. Ich sah mich stattdessen als Partner neben meinem Kunden sitzen und die Welt aus seiner Perspektive wahrnehmen. Das ist nicht nur spannend, sondern hilft dem Kunden sehr eine Lösung zu finden, die zu ihm passt.

Es hilft, als Berater das Problem mit den Augen des Kunden zu sehen.

 

Die Wirkung von Perspektivwechseln

Drei Beispiele, wie Perspektivwechsel Anlegern helfen.

 

  1. Altersvorsorge

Finanzentscheidungen haben oftmals Konsequenzen sehr weit in der Zukunft. Der Psychologe Walter Mischel hat herausgefunden, dass es uns schwer fällt uns mit unserem Selbst in der Zukunft zu identifizieren. Das Nachdenken über uns selber in der Zukunft ähnelt im Gehirnscan dem Nachdenken über Fremde. Wer heute Konsumverzicht übt, um für seine Altersvorsorge zu sparen, der entscheidet quasi zwischen: Belohnung (Konsum) sofort oder verzichten zugunsten eines Fremden? Er rät daher, den Gedanken gezielt emotional aufzuladen und die Situation aus der Perspektive des Selbst in der Zukunft zu betrachten: Was wirst Du wohl über Dich denken, wenn Deine Rente nicht zum Leben reicht und Du daran zurückdenkst, dass Du alles ausgegeben hast?

  1. Interessenkonflikte erkennen

Am Beispiel: Erfolgsvergütung

Manche Kunden finden Gefallen an dem Gedanken, dass ihr Vermögensverwalter nur dann Geld verdient, wenn die Performance positiv ist. „Wenn ich verdiene, darf mein Berater auch gut verdienen. Wenn ich nichts verdiene, soll er auch nichts bekommen.“ So der Gedanke. Klingt gut, doch wie sieht dies aus Perspektive des Vermögensverwalters aus, wenn der Kunde hinten liegt? „Wenn es so bleibt, verdiene ich kein Geld. Ich erhöhe das Risiko. Wenn es gut geht, verdiene ich, wenn nicht, kann ich mich nicht verschlechtern. Das Risiko trägt der Kunde.“ Finden Sie die Idee immer noch so attraktiv?

  1. Finanzentscheidungen in der Partnerschaft

Finanzentscheidungen betreffen häufig auch Partner. Oft werden Sie von einem Partner getroffen, der als „Finanzminister“ fungiert, manchmal auch gemeinsam. Selbst Eheleute, die lange verheiratet sind, bleiben Individuen mit eigener Prägung (Kindheit), eigenen Erfahrungen und eigenen Interessen. Vermögen, Einkommen oder Ruhestandsansprüche unterscheiden sich oft stark. Manche Partner sind finanziell abhängig vom anderen. Auch Finanzwissen oder Interesse an Geld und Finanzthemen können sich stark unterscheiden. Sich in die Situation des anderen hineinzudenken, erleichtert das Gespräch und eine konstruktive Lösungsfindung.

 

Versuchen Sie es einmal

„Coaching heißt, einen Denkrahmen zu gestalten, in dem es Kunden möglich wird, neue Lösungen zu finden.“ Daniel Meier

Machen Sie einen Selbstversuch. Welches Problem als Anleger möchten Sie lösen?

  • Wie finde ich ein Finanzprodukt, das zu mir passt?
  • Wie soll ich mich entscheiden?
  • Wie kann ich meinen Partner ins Boot holen?
Neun Fragen, die zum Perspektivwechsel anregen.
  1. Was würde Ihnen Ihr Vater / Ihre Mutter raten, wenn er / sie hinter Ihnen säße?
  2. Was würden Sie denken / fühlen / erwarten, wenn Sie an Stelle Ihres Partners wären?
  3. Was würde Ihr Vorbild tun?
  4. Was würde eine Kamera zeigen, wenn Sie die Szene filmen könnten?
  5. Was würde eine Fliege sehen, die in der Ecke des Raumes sitzt und die Situation beobachtet?
  6. Was würden Sie einem Laien empfehlen, der in Ihrem Fachgebiet zu Ihnen als Berater kommt? Wie sollte er vorgehen?
  7. Was ändert sich für Sie, wenn Sie nicht gleich das Problem lösen müssten, sondern nur einen ersten (kleinen aber konkreten) Schritt in die richtige Richtung tun?
  8. Was verändert sich für Sie, wenn Sie Ihr Ziel nicht als das Ende, sondern als Beginn von etwas formulieren?
  9. Was konkret wäre anders als heute, wenn Ihr Problem, wie durch ein Wunder gelöst wäre?

Berichten Sie im Kommentar von Ihren Erfahrungen!

Honorar statt Provision

„Wie kann ich sicherstellen, dass mein Berater meine Interessen vertritt?“ Wer eine Antwort sucht, achte darauf, wer seinen Berater bezahlt und wofür. In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

 

Letztens erzählte mir meine Nachbarin „Komisch? Ich war gestern am Fahrkartenschalter der Bahn und der Bahnbeamte hat eine Reiseversicherung empfohlen. Warum habe ich nicht verstanden?“ Meine Antwort: „Warum Du das abschließen solltest, weiß ich auch nicht. Aber warum er Dir das empfohlen hat, kann ich Dir sagen. Er hat einen Vertriebsauftrag (Ziel). Sein Arbeitgeber, die Bahn erwartet, dass er Versicherungen verkauft.“

Was bei der Bahn noch fremd, ist bei Banken längst normal.

Bankberater und Versicherungsvermittler sind Verkäufer von Finanzprodukten.

 

Ein ungutes Gefühl

Intransparente Systeme wirken nicht Vertrauensbildend. Und Vertrauen hat die Finanzindustrie mit ihren Skandalen reichlich verspielt. Verbraucherschützer und laut Handelsblatt, selbst die Bundesbank warnen Anleger vor den Kauf- und Verkaufsempfehlungen der Banken. Zu hohe Kosten und zu viele Transaktionen, die Anleger Geld kosten.

Die Geldströme beim Kauf eines Finanzproduktes sind für die Kunden nicht transparent. Beratung wird kostenfrei. Angeboten. Bei Abschluss eines Finanzprodukts fallen Abschlusskosten an. Auch im Verlauf schmälern weitere Kosten seine Performance.

Können Sie sagen, wie hoch die Abschlusskosten Ihrer Finanzprodukte sind und was Sie laufend bezahlen? Kaum ein Kunde kennt die Antwort und das verwundert nicht. Obwohl Gesetze verschärft wurden, werden immer noch nicht alle Kosten klar ausgewiesen. Finanzberater erhalten Ihr Gehalt oder Ihre Provision nicht vom Kunden, sondern von Banken und Versicherungen.

Es bleibt ein ungutes Gefühl. Wie können Sie sicher sein, dass Ihr Berater Ihnen das Produkt deshalb empfohlen hat, weil es ihm mehr Provision einbringt?

Cui bono? Wem nützt es? Das ungute Gefühl in der Provisionsberatung.

 

Honorarberatung eine Alternative

Die Alternative Beratung gegen Honorar. Sie bezahlen Ihren Berater direkt dafür, dass er Sie berät und betreut. Im Gegenzug erhalten Sie Finanzprodukte, die keine Vertriebskosten enthalten, sogenannte „Netto-Produkte“. Der Berater hat keinen Anreiz, Ihnen ein Produkt deshalb zu empfehlen, weil er dafür Geld von dem Produktanbieter erhält. Das vermeidet den Interessenkonflikt des Beraters in der klassischen Provisionsberatung.

Honorarberatung bietet Vorteile:

 1. Transparenz und Klarheit.

Der Honorarberater stellt dem Kunden die Beratungsleistung separat und direkt in Rechnung. Entscheidend ist, dass der Kunde seinen Nutzen erkennt.

 2. Zugang zu kostengünstigen Produkten

Honorarberater empfehlen Produkte, die klassische Provisionsberater nicht empfehlen werden, weil sie nichts daran verdienen. Dazu gehören ETFs, Indexfonds oder sogenannte „Netto-Policen“ bei Versicherungen. Diese Produkte enthalten keine Kick-Backs, Retrozessionen oder Provisionen an Berater und sind erstaunlich günstig.

 3. Anreiz für ein besseres Beratungserlebnis

Berater sollten sich über ihre Beratungsleistung definieren und nicht über Finanzprodukte, die haben andere entwickelt. Wenn der Druck wegfällt, ein Produkt verkaufen zu müssen, kann der Berater sich ganz auf den Kunden und seine Bedürfnisse konzentrieren.

 

Es ist ungewohnt für Beratung zu zahlen. Menschen sind Gewohnheitstiere. Es kostet uns Energie, Gewohnheiten zu ändern. Es fühlt sich womöglich anfangs ungewohnt an. Doch ist es wirklich so ungewöhnlich? Steuerberater, Rechtsanwälte, Dienstleister, sie alle erhalten ein Honorar. Als Finanzplaner und Finanz-Coach kann ich gar nicht anders als auf Honorarbasis arbeiten, genau wie Architekten oder Business-Coaches.

 

Überzeugend – oder welche Einwände haben Sie?

Ist es klug für Beratung zu bezahlen, wo es diese bei Provisionsberatern umsonst gibt?

Jede Beratung bedeutet Aufwand. Niemand arbeitet gern umsonst. Kostenlose Beratung ist für den Provisions-Berater vertane Zeit, wenn kein Abschluss herauskommt. Nur bei Abschluss eines Finanzprodukts erhält er Geld für seine Arbeit. Er wird in jedem Fall versuchen, Sie zu einem Abschluss zu bewegen. Vielleicht haben Sie den Druck, der durch diese Situation entsteht, bereits selber erlebt.

Hat nicht der Honorarberater ein Interesse daran, mir möglichst viele Stunden zu berechnen?

Diese Sorge von Kunden ist nachvollziehbar, gerade am Anfang einer Beziehung. Da er schwer einschätzen kann, wie hoch der Aufwand der Beratung ist, arbeiten viele Honorarberater mit Pauschalen. Sie klären im Vorgespräch den Beratungsumfang und vereinbaren einen Pauschalpreis. Der Kunde hat eine feste Kalkulationsgröße und muss nicht ständig auf die Uhr sehen.

Kann ich mir Honorarberatung leisten?

Können Sie es sich leisten, weiterzumachen wie bisher? Waren Sie damit erfolgreich? Haben Sie ein gutes Gefühl? Können Sie mit Intransparenz und Verkaufsdruck leben?

Falls nein, ist Honorarberatung eine Alternative. Es ist richtig, erst einen Plan zu machen und dann einkaufen zu gehen. Beratung verursacht Kosten und Finanzprodukte verursachen Kosten. Beides zu trennen, schafft Klarheit und Transparenz. Honorar plus Nettoprodukt ist in vielen Fällen günstiger als der Kauf von Provisionsprodukten. Am teuersten sind die Dinge, die wir nicht brauchen.

Nur wer für Beratung bezahlt, darf unabhängige Beratung erwarten.

 

Unabhängige Beratung

Bei Honorarberatung geht es im Kern nicht um die Vergütung, sondern um unabhängige Beratung. Im Englischen spricht man von „independent advice“. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Darum geht es. Das Honorar für Beratung ist lediglich der Game Changer, der das sicherstellen soll.

„You get, what you pay for.“

 

Wofür sind Sie bereit zu zahlen?