Kennen Sie das Gefühl? Sie schauen die Tagesschau und erfahren: Der Dax hat wieder einen neuen Rekordstand. Ihr Chef erzählt Ihnen von seiner Immobilie in Berlin, Prenzlauer Berg, deren Preis sich verdoppelt. In der Zeitung lesen Sie, dass die deutsche Wirtschaft boomt. Und bei Ihnen? Tagesgeld zu 0,1 %, eine Lebensversicherung die vor sich hindümpelt und Ihr einziges Highlight, ein alter Bausparvertrag mit 4%, wird von der Bausparkasse gekündigt. Ihre Immobilie steht im Pfälzer Wald und Sie wären froh, wenn Sie nicht an Wert verliert.
So oder ähnlich sieht es bei vielen Anlegern aus. Warum erreichen immer nur die anderen etwas?
-
Einige suchen die Schuld bei sich: Ich kann nicht mit Geld umgehen.
-
Andere beklagen die Ungerechtigkeit: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.
Was läuft da schief?
Warum machen immer die Anderen die tollen Geschäfte, nur ich nicht? Share on X
-
Die Stoiker
Laut Handelsblatt liegt in Deutschland die unglaubliche Summe von 3,5 Billionen Euro in Anlagen wie:
- Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch
- Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträgen
Anlagen, die Sicherheit versprechen, aber kaum Rendite bringen. Sobald die Inflation etwas anzieht – wie in diesem Jahr -, kommen wir damit keinen Schritt vorwärts, sondern bewegen uns sogar rückwärts, in diesem Video der DWS anschaulich visualisiert. Viele haben nach wie vor Ihr Geld in Rentenfonds. Fonds mit Anleihen, deren Erträge dahinschmelzen und viel gefährlicher, deren Kurse fallen, sobald die Zinsen ansteigen.
Massiv betroffen von den sinkenden Zinsen sind Lebensversicherungen. Bei Abschluss wurden üppige Zuwächse in Aussicht gestellt (Überschussbeteiligung). Bei Versicherungen, die bereits länger laufen, haben sich die prognostizierten Ablaufleistungen halbiert. 150.000 Euro statt erwarteter 300.000 Euro bei Rentenbeginn. Das hat unmittelbar Einfluss auf den Lebensstandard im Ruhestand. In meinen Vorträgen weise ich regelmäßig auf das Problem hin. Nicht selten lautet die Reaktion: Oh ich glaube so einen Vertrag habe ich auch. Ich schaue da lieber nicht hin. Dabei haben viele noch echte Probleme zu lösen, oder ist Ihre Altersvorsorge in trockenen Tüchern?
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Albert Einstein
Die EZB versucht den hochverschuldeten Ländern der EU mit den Nullzinsen Luft zu verschaffen, auf Kosten Deutscher Sparer. Während die Bevölkerung der südlichen Mittelmeer-Staaten gegen hohe Zinsen demonstriert, nehmen Deutsche Sparer Nullzinsen stoisch hin.
-
Die Impulsiven
Wer Dax-Renditen haben möchte, muss in Aktien investieren. Ich kenne Anleger, die seit acht Jahren auf den richtigen Einstieg warten. Erst war Ihnen nach der Finanzkrise die Sache zu heiß, dann die Kurse schon zu stark gestiegen. Sie warten auf den Crash. Doch ich bin sicher, wenn die Kurse fallen, ist Ihnen die Sache wieder zu heiß.
Wer lange wartet, den beschleicht zunehmend das Gefühl, etwas zu verpassen. Umso länger der Anstieg anhält, je höher der Druck, einzusteigen. So kommt es immer wieder gerade in der Endphase einer Hausse zu Käufen derer, die bisher ängstlich, aber fasziniert, am Rande standen. Auf sinkende Kurse reagieren Sie mit Panik. Hoch kaufen, tief verkaufen, so entsteht maximaler Schaden.
Doch nicht nur bei Aktien beobachte ich „Übersprungshandlungen“. Bei vielen Anlegern staut sich etwas auf. „Gelegenheiten“ lösen erstaunlich unüberlegte Handlungen aus:
- Legendär sind die Steuersparmodelle, deren Vertrieb zum Jahresende regelmäßig auf Hochtouren lief. Ob Ostimmobilien, Lebensversicherungen oder Schiffsfonds. Fast alle Desaster der letzten Jahre verkauften sich über Steuervorteile.
- Der heiße Tipp vom Nachbarn. Ein Grundstück in der Nachbarschaft, ein Aktientipp oder eine „todsichere“ Chance.
- Zufällige Begegnungen: Stelle ich mich als Finanzberater vor, erlebe ich immer wieder, dass mich wildfremde Menschen fragen: Sie sind doch Finanzexperte, was kauft man denn jetzt?
In der Geldanlage handeln viele Menschen situativ, statt konzeptionell. Denken Sie mal für einen Moment an einen Bereich, wo Sie sich auskennen. Würden Sie in Ihrem Job jemandem empfehlen, so spontan und unüberlegt zu handeln?
-
Die Macher
Während wir die Ängstlichen belächeln, achten wir die tatkräftigen Macher. Sie abonnieren Börsenbriefe, schauen ntv und den Newsfeed auf Ihrem Smartphone. Nur nichts verpassen. Die guten Gelegenheiten liegen auf der Straße. Die anderen sind nur zu faul sich zu bücken. Sie Lesen Bestseller über Erfolg und Reichtum, besuchen Trading-Seminare und Anleger-Messen und hängen an den Lippen der Experten und Gurus der Investmentindustrie.
Sie werden hofiert von Banken, Brokern und Vermögensverwaltern, sind sie doch in Ihrem Bemühen, alles richtig zu machen, dankbare Ertragslieferanten. Denn jede Transaktion kostet Geld. Dumm nur das Kosten die Performance der Anleger schmälern. Auch bei den Fonds-Anlegern stehen aktive Fonds-Manager hoch im Kurs. Ihnen vertrauen Anleger Ihr Geld an, in dem guten Gefühl: Die tun was. Die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache: Die überwiegende Mehrheit der aktiven Fonds-Manager erreichen Ihr selbstgestecktes Ziel, eine Benchmark (Index) zu schlagen, nicht. Ein Desaster wie dieser Artikel der Welt zeigt.
Wer erfolgreich sein möchte, braucht eine Strategie
- Wer sich nicht bewegt, kommt nicht voran.
- Wer von außen getrieben abrupt handelt, läuft in die Falle.
- Wer aktiv handelt sollte die Kosten (Geld, Zeit, Energie) einkalkulieren.
Der Dax hat sich seit seiner Auflegung 1988 nahezu verdreizehnfacht. Diese Rendite haben nur diejenigen, die von Anfang an dabei waren und durchgehalten haben, trotz aller Krisen, Crashs und Unkenrufe. Das sollte allen zu denken geben, die glauben durch geschicktes Timing oder geschickte Aktienauswahl besser abzuschneiden. Hinweis: Der Dax besteht nur aus 30 deutschen Aktien. Das ist aus dem Gesichtspunkt der Risikostreuung zu wenig und zu einseitig. Geeigneter ist da der Weltindex MSCI World bzw. eine Mischung aus Aktien und Anleihen.
- Basis ist eine solide Finanzplanung: Wo stehe ich und wo möchte ich hin?
- Um durchzuhalten, hilft es, sich selber gut einschätzen zu können: Welche Ressourcen habe ich und wie ist meine finanzielle Risikobereitschaft?
- Investieren in Anlagen, die
- produktiv sind (Erträge bringen)
- liquide sind (veränderbar)
- Risiken streuen und nicht alles auf eine Karte setzen
- robust sind und Krisen überstehen
- die vor dem Zugriff Dritter geschützt sind.
Lassen Sie sich nicht von Medien-Berichten aus dem Konzept bringen. Der DAX wird noch viele Hochstände vermelden und noch viele Einbrüche erleben. Eine nachhaltig erfolgreiche Anlage orientiert sich nicht am DAX, sondern an den Bedürfnissen des Anlegers.
- Was möchten Sie erreichen?
- Welches Risiko passt zu Ihnen und Ihrer Situation?
- Wofür ist Ihnen das wichtig?
Welchen Weg gehen Sie bei Ihrer Geldanlage?