Das Vermächtnis des John Bogle – ETFs

John Bogle, der Mitte der 70ger Jahre den ersten Indexfonds auflegte, ist verstorben. Privatanleger auf der ganzen Welt verdanken ihm die Chance, mit Indexfonds und ETFs kosteneffizient, breit gestreut und einfach an der Börse investieren zu können. Seine Investmentfirma Vanguard ist heute der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt. Lesen Sie, was Bogle Privatanlegern geraten hat.

Wer war John Bogle?

Schon sein Geburtsdatum 1929, das Jahr der großen Depression in den USA, ist ein besonderes. Die ökonomischen Folgen bekam Bogle als Kind unmittelbar zu spüren. Seine Eltern mussten ihr Haus verkaufen, sein Vater verfiel dem Alkohol und er wurde Scheidungskind. Dank eines Stipendiums konnte er dennoch an der Princeton University studieren und fiel dort durch ausgezeichnete Leistungen in Mathematik auf. 1951 stieg er in die Investmentfirma Wellington ein und zu deren Chairman auf. Eine fehlgeschlagene Fusion hatte zur Folge, dass er entlassen wurde. Daraufhin  gründete er  1974 die heute legendäre Investmentgesellschaft Vanguard Company, die er zwanzig Jahre leitete. Vanguard verwaltet heute über drei Mrd. US-Dollar und ist nach Black Rock, die Nr. 2 weltweit. 1999, Ende des letzten Jahrtausends, zog das renommierte Fortune Magazin Bilanz und kürte ihn zu einem der vier „Giants of the 20th Century“ neben Warren Buffet, Peter Lynch und George Sorros. 

Der Pionier

Bogle benannte seine Firma nach dem Flaggschiff des britischen Admirals Nelson „Vanguard“ – was soviel wie „Vorreiter“ heißt. Er legte den ersten Indexfonds für Privatanleger auf und begründete damit eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Heute sind rund ein Fünftel aller Anlagegelder in Indexfonds und ETFs (in Deutschland übliche Variante) investiert. Kein Segment ist so stark gewachsen und das aus gutem Grund. Für Indexfonds spricht:

  • Transparenz: Anleger wissen genau, was in den Fonds drin ist, da sie einen öffentlichen Index nachbilden.
  • Sie ermöglichen eine breite Streuung.
  • Sie sind extrem flexibel und liquide (jede Größenordnung, als Sparplan oder Entnahmeplan).
  • Und das zu extrem niedrigen Kosten im Vergleich zu gängigen, aktiven Investmentfonds.

Wissenschaftliche Untersuchungen hatten gezeigt, das aktive Fondsmanager und Anleger, die auf Market Timing (geschicktes Ein- und Aussteigen) und Stock-Picking (Rosinenpicken) setzen, nicht in der Lage waren, den Markt dauerhaft zu schlagen. Daraus leitete Bogle die Idee ab, den Markt nachzubilden indem er mit seinen Fonds so investierte, wie der Index zusammengesetzt war. Man spricht auch vom „passiven Investieren“ oder „prognosefreien Investieren“. Das ist kostengünstiger und weniger fehleranfällig und führt zu konstant besseren Ergebnissen als das Groh der aktiven Fonds. 

„Suche nicht die Nadel im Heuhaufen, kaufe einfach den Heuhaufen.“

John Bogle

Damit stellte sich Bogle gegen die etablierte Fondsindustrie und er musste erhebliche Widerstände überwinden. Erst nach der Finanzkrise ist das Interesse hierzulande an ETFs erwacht, unterstützt von Empfehlungen der Verbraucherschützer, Onlinebanken und Honorarberater. Klassische Finanzvertriebe sind ETFs ein Dorn im Auge, da sie keine Ausgabeaufschläge haben und keine Kick Backs an den Vertrieb zahlen.

Die Grundregeln des John Bogle

Regel 1: Sie müssen Investieren

Das größte Risiko sind nicht die Kursschwankungen (Volatilität), sondern ist es an der Seitenlinie zu stehen, während der Markt Rendite erwirtschaftet.

Regel 2: Kaufen Sie Ihr Fondsportfolio und dann halten Sie es.

Buy and Hold – Kein Market-Timing und Stock-Picking.

Regel 3: Machen Sie die Zeit zu Ihrem Freund

Investieren Sie frühzeitig. Beginnen Sie in jungen Jahren, so kann der Zinseszins-Effekt seine ganze Kraft entfalten.

„Zeit ist Dein Freund, Impulskäufe Deine Feinde.“

John Bogle

Regel 4: Unterdrücken Sie emotionale Impulse

Emotionen verleiten zu Fehlern. Erwartungen an künftige Renditen sollten auf langjährigen Durchschnittswerten beruhen. Bewerten Sie die letzten Jahre nicht über. Ein Fehler ist es, Erwartungen aufgrund von Launen oder Gerüchten zu ändern und der Masse zu folgen.

„Die größten Feinde des Investors sind Kosten und Emotionen.“

John Bogle

Regel 5: Suchen Sie Fonds mit niedrigen Kosten

Die Kosten können sonst den Zinseszinseffekt ausbremsen. Ihre Netto-Rendite ist die Brutto-Rendite abzüglich der Kosten.

Regel 6: Keep it simple

Die Grundregel des Investierens ist einfach: Finden Sie Ihre Balance zwischen Aktien, Renten und Cash und damit zwischen Rendite, Risiko und Kosten. Aufgrund der breiten Streuung reichen wenige Fonds aus.

Regel 7: Berücksichtigen Sie die Rückkehr zum Mittelwert

Aktien-Märkte steigen dauerhaft, aber unter Schwankungen. Der Markt übertreibt nach oben und unten, hat aber stets die Tendenz zum Mittelwert zurückzukehren.

„Die wichtigste aller Regeln an den Finanzmärkten ist, die ewige Rückkehr zum Mittelwert.“

John Bogle

Regel 8: Halten Sie Kurs

„Egal, was an den Märkten passiert, bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu. Das ist der wichtigste Rat, den ich Ihnen geben kann. Ihn nicht zu befolgen, könnte sich als Ihr größter Fehler erweisen.“

John Bogle

Fazit

Das ist das Vermächtnis von John Bogle, das in seinen Büchern und in der von ihm gegründeten Investmentgesellschaft Vanguard weiterlebt. Vanguard ist nicht nur überaus erfolgreich, es ist auch kein klassischer Vertreter der Wall Street. Genossenschaftlich organisiert, propagiert das Unternehmen nicht kurzfristiges Profitstreben, sondern sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass die Kosten für Privatanleger sinken. Privatanleger in aller Welt haben John Bogle viel zu verdanken.