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Sorgenfrei in Ruhestand mit der Vermögensformel

Die Vermögensformel enthält alle Stellschrauben an denen Anleger drehen können, wenn sie ihren Ruhestand planen. Sie basiert auf dem Zinseszins-Effekt als Motor. Eigenes Vermögen ist Voraussetzung, um im Ruhestand unabhängig von Erwerbs- oder Transfereinkommen, seinen Lebensstandard zu sichern.

Die Vermögensformel

Vermögen = Kapital x Rendite x Zeit

Sie besteht aus nur drei Faktoren:

  1. dem eingesetzten Kapital in Euro
  2. der durchschnittlichen Rendite in % p.a.
  3. der Zeit-Dauer der Anlage in Jahren

„Der Zinseszins ist das 8. Weltwunder.“  Albert Einstein

Lesen Sie dazu den Beitrag „Wie aus Geld Vermögen wird“.

Im aktuellen Beitrag zeige ich Ihnen, wie die Vermögensformel Ihnen hilft, Ihren Ruhestand zu planen:

 

Stellschrauben in der Ruhestandsplanung

Wer seinen Lebensstandard im Ruhestand aufrechterhalten möchte, der braucht Ersatz für wegfallendes Erwerbseinkommen. Wer dabei nicht von Dritten abhängig sein möchte, braucht eigenes Vermögen, dass Kapitalerträge abwirft oder verzehrt werden kann. Die Vermögensformel hilft, zu verstehen welche Stellhebel der Anleger hat.

In der Ruhestandsplanung unterscheiden wir zwei Phasen:

  1. Anspar-Phase
  2. Renten-Phase

Ziel sollte es sein, stets liquide zu sein, d.h. genügend Einnahmen oder Vermögen zu besitzen, um die Ausgaben zu decken. Wer im Ruhestand weniger Einnahmen als Ausgaben hat, muss sein Vermögen verzehren (Entnahmen). Die bange Frage lautet: Wie lange reicht das Kapital?

Das Langlebigkeitsrisiko

Während wir gewöhnlich fürchten, früh zu sterben, gilt es in finanzieller Hinsicht umzudenken: Wer lange lebt, braucht lange Geld.

Das finanzielle Risiko eines langen Lebens ist ein klassisches Risiko, das man versichern kann. Das Versicherungsprodukt nennt sich „Sofort-Rente“. Sie geben der Versicherung einen Betrag, z.B. 100.000 Euro und erhalten im Gegenzug die Zusage einer lebenslangen monatlichen Rente. Je später Sie das tun, je höher die Rente. Denn Ihre Lebenserwartung – und damit die voraussichtliche Dauer der Rentenzahlung – wird immer kürzer.

Das rechnet sich nur, wenn sie sehr alt werden, denn die Versicherungen kalkulieren sehr vorsichtig. Aufgrund der gesunkenen Zinsen liegen die garantierten Renten historisch niedrig. Für 100.000 Euro bekommt ein 65 Jähriger maximal 330 Euro Rente pro Monat. Er müsste somit schon über 90 Jahre alt werden, um mehr rauszubekommen, als er eingezahlt hat. Die meisten Altersvorsorgeprodukte bestehen quasi aus Sparplänen mit anschließender Sofortrente. Die aktuellen Rentengarantien sind aufgrund des derzeitigen Niedrigzinsniveaus unattraktiv.

Alternativ kann der Anleger Vermögen bilden und später daraus monatlich Beträge entnehmen, um die Lücke zu füllen, die zwischen seinen Ausgaben und Renteneinkünften besteht.

 

Die 3 Hebel in der Ruhestandsplanung

1. Stellschraube: Kapital

Anspar-Phase:

Den größten direkten Einfluss haben wir auf den Betrag, den wir ansparen. Möglich sind:

  • Einmalbeitrag
  • Regelmäßige Beiträge – gleichbleibende oder prozentual steigende Sparraten (Dynamik)
  • Unregelmäßige Beiträge (Sparen je nach Kassenlage)

Renten-Phase:

So wie höhere Einzahlungen das Kapital erhöhen, so sorgen niedrigere Entnahmen dafür, dass das Vermögen länger reicht. Doch Vorsicht: Wir neigen dazu, Gutes sofort haben zu wollen und Schlechtes auf später zu verschieben. Der Preis heißt: Bereuen.

Tipp: Bei der Planung über lange Zeiträume ist es wichtig, den Kaufkraftverlust des Geldes zu berücksichtigen. 100 Euro, die wir heute sparen sind viel mehr wert als 100 Euro, die wir in einigen Jahrzehnten entnehmen. Bei der Berechnung helfen Inflationsrechner. Auch diesen Effekt unterschätzen wir regelmäßig. Schon 2% Inflation p.a. reichen aus, um die Kaufkraft in 10 Jahren um 18 % zu senken.

 

2. Stellschaube: Rendite

Die Rendite ist der Ertrag einer Kapitalanlage, der bezogen auf das eingesetzte Kapital pro Jahr erzielt wird. An der Rendite-Schraube sollten Sie mit Vorsicht drehen, bedeutet doch eine höhere Rendite immer auch ein höheres Risiko. Welches Risiko angemessen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Ihrem Anlagehorizont: Je länger Sie das Kapital arbeiten lassen können, je weniger spielen zwischenzeitliche Kursschwankungen eine Rolle.
  • Ihrer Vermögenssituation: Je höher Ihr Vermögen im Verhältnis zu Ihren Ausgaben und je breiter gestreut, je mehr Risiko können Sie verkraften.
  • Ihre finanzielle Risikobereitschaft: Dieses Persönlichkeitsmerkmal bestimmt, ob Sie sich mit Risiken leicht oder schwer arrangieren können.
  • Ihre Lebens-Phase: In der Anspar-Phase können Sie mutiger investieren als in der Renten-Phase, wenn Sie auf Entnahmen aus Ihrem Vermögen angewiesen sind.
Lassen Sie sich nicht ablenken von den vielen sogenannten Altersvorsorgeprodukten. Es sind Verpackungen, entscheidend ist, was drin ist.

 

Es gibt jede Menge „Altersvorsorge-Produkte“, einige staatlich gefördert, andere nicht:

  • Lebensversicherung, Rentenversicherung
  • Riester-Rente,
  • Basis-Rente,
  • betriebliche Altersvorsorge (mit diversen Durchführungswegen)
  • Indexpolicen
  • vermietete Immobilien
  • Pflegeimmobilien
  • Fondsrenten

Für das Risiko primär entscheidend sind die Asset-Klassen in die investiert wird. Kalkulierbare Erträge bieten nur Anleihen, Aktien und Immobilien.

In der Vergangenheit brachten Aktien, die höchsten Renditen, gefolgt von Immobilien und Anleihen. Aktuell sind alle Assetklassen hoch bewertet, also relativ teuer, was die Erwartungen an die Renditen in den nächsten Jahren senkt.

TIPP: Vergessen Sie nie den Grundsatz der Risikostreuung: Diversifikation ist der beste und kostengünstigste Schutz gegen Risiken. 

 

3. Stellschraube: Zeit

Der Faktor Zeit hat den größten Hebel. Zu betrachten sind drei Zeitpunkte:

  • Start der Sparphase
  • Renteneintritt
  • Tod

Gar nicht zu beeinflussen ist der Todeszeitpunkt. Lediglich kalkulatorisch kann die Berechnung auf einen früheren oder späteren Todeszeitpunkt abgestellt werden. Ideal wäre es, wenn das Kapital so hoch ist, dass es trotz Entnahmen „ewig“ reicht. Das ist der Fall, wenn die Entnahmen geringer sind als die Erträge.

Auch der Startzeitpunkt ist nur bedingt beeinflussbar. Der Anleger kann lediglich sofort beginnen zu sparen. Die Zeit lässt sich jedoch nicht mehr zurückdrehen.

Ruhestandsplanung mit der Vermögensformel. Ein späterer Rentenbeginn wirkt sich doppelt aus: Längere Beitragszeit und kürzere Rentenzeit.

 

Den größten Einfluss hat der Rentenbeginn. Je früher die Rentenphase beginnt, je kürzer ist die Sparphase und je länger die Rentenphase. Dies wirkt sich doppelt aus und durch den Zinseszinseffekt mit Verstärker. Wer hingegen später in Rente geht, der kann länger ansparen und den Zinseszinseffekt für sich nutzen. Gleichzeitig verkürzt er die Rentenphase, in der er Entnahmen braucht.

 

Stellschrauben richtig nutzen

Wer die Auswirkung der verschiedenen Stellschrauben richtig einschätzen will, der sollte Alternativen rechnen. Dazu braucht es spezielle Finanzplanungssoftware. Kommen Altersvorsorgeprodukte mit nachgelagerter Besteuerung oder Auswirkungen auf die Sozialversicherungsbeiträge hinzu, braucht es professionelle Finanzplanungssoftware und einen Berater (CFP), der sie zu bedienen weiß. Es gibt leider keine Übersicht für Verbraucher, lediglich eine jährliche Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung und Standmitteilungen der Versicherer. Aus Erfahrung weiß ich, dass es vielen schwer fällt, die Dokumente zu verstehen und die Informationen richtig einzuordnen.

Würden Sie ein Unternehmen führen oder ein Haus bauen ohne Planung?

Wir brauchen Planung zur Orientierung und als Grundlage für unsere Entscheidungen. Erfolg braucht Plan.

Robuste Lösungen halten länger

Wer eine lange Reise antritt, der braucht robustes Schuhwerk. Schuhe, die lange halten und gut passen. Erfahrene Wanderer wissen: Outdoor-Mode ist für Spaziergänger, aber auf langen Reisen, ist Bewährtes vorzuziehen. Wer Vermögen aufbaut oder für das Alter vorsorgt, begibt sich auf eine lange Reise über Jahrzehnte. Auch er braucht robuste Lösungen, die halten.

 

Die Lösung muss zum Problem passen

Wer kurzfristiges Trading betreibt, Börse als Hobby sieht oder seinen Nachbarn beeindrucken möchte, der sucht die perfekte Lösung: Das perfekte Timing, das nächste große Ding, die nächste Welle, die er reiten könnte. Motiv ist es, dazu zu gehören und andere zu beeindrucken. Viele Finanzprodukte befriedigen diese Bedürfnisse. Die Finanzindustrie bietet großartige Unterhaltung.

Wer jedoch das Ziel hat, langfristig und systematisch Vermögen aufzubauen oder vorhandenes Vermögen zu bewahren, der braucht eine robuste Lösung, die etwas aushält und die durchhält. Genau wie beim Wetter gibt es an den Kapitalmärkten Zyklen und Kapriolen. Phasen starker Überhitzung und Temperaturstürze (Crashs), laue Frühlingstage und raue Herbststürme.

 

Gibt es die perfekte Lösung?

Wer für jede Situation den perfekten Schuh braucht, der stößt schnell an Grenzen. Oder wie viele Paar Schuhe wollen Sie auf Ihrer Wanderung mitschleppen? Gesucht ist ein Allwetter-Schuh. Doch der kann eben nicht – wie von manchen Verkäufern versprochen – perfekt in allen Lagen sein. Wohl aber robust, denn unverzichtbar ist, dass er hält. Perfektes ist oft zu fragil.

Misstrauen Sie allen Angeboten, die Ihnen die perfekte Lösung für jede Börsenlage versprechen.

 

Aktien haben sich langfristig bewährt

Innovationen sind wichtige Impulse, doch wenn es darauf ankommt, verlasse ich mich lieber auf Bewährtes. Und beim Vermögenserhalt und der Altersvorsorge geht es um viel, um die finanzielle Basis für Ihre Lebensqualität.

Beim Vermögensaufbau und der Altersvorsorge sollten Sie auf Bewährtes setzen.

Vermögenswerte (Assets), die sich seit Jahrhunderten bewährt haben sind:

  • Cash und Einlagen
  • Renten (Anleihen)
  • Immobilien
  • Aktien
  • Gold

Gläubigerpapiere, wie Anleihen, gab es bereits im Mittelalter und Beteiligungen, wie Aktien, schon seit 400 Jahren. Gold, Geld und Immobilien sind noch älter.

Aktien sind vielen suspekt. Sie gelten als spekulativ und risikoreich. Doch gerade bei langen Anlagezeiträumen erwiesen Sie sich als besonders robust. Dies zeigt eindrucksvoll der Chart des Weltaktienindex, MSCI World, seit 1970.

Quelle: Dimensional Fund Advisors. MSCI World Index enthält über 1.600 größten Aktien aus den 23 größten Industrieländern der Welt. Ein guter Indikator für den Weltaktienmarkt. Zum Vergleich: Der viel bekanntere DAX enthält nur die 30 größten Aktien aus Deutschland.

Ölkrise, Schwarzer Montag, Mauerfall, Asienkrise, Russlandkrise, Jahr 2000 Panik, Dotcom-Blase, 9/11, Irakkrieg, Finanz- und Schuldenkrise, Brexit, Donald Trump … All diese Krisen, Kriege, Terroranschläge und Katastrophen konnten es nicht verhindern, dass der Weltaktienindex heute auf Höchstkurs steht. Auch wenn Kurse der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft darstellen, der Weltaktienindex erwies sich als robust. Nach jedem Einbruch haben sich die Kurse wieder erholt. Panik war stets ein schlechter Ratgeber. Wer durchgehalten hat, das zeigt der Chart, wurde belohnt. Er konnte sein Vermögen langfristig mehren. Aus einem in 1970 investierten Euro wären heute 35 Euro geworden. Rechnet man die Inflation heraus, hätte sich seine Investition immer noch verzehnfacht.

Das ist übrigens nicht das Resultat geschickter Selektion oder geschickten Timings, sondern das Ergebnis von Kaufen und Halten (Passives Investieren). Anlegen mit ruhiger Hand und Durchhaltevermögen.

 

Bewährte Vehikel für Privatanleger

Als Vehikel zur Investition haben sich für Privatanleger Investmentfonds bewährt. Sie ermöglichen:

  • Breite Streuung bei kleinem Kapitaleinsatz
  • Rechtlicher Schutz vor Pleite des Verwalters durch Sondervermögen
  • Hohe Liquidität durch tägliche Rückgabeoption bzw. Börsenhandel

 

Ein Wort zu Immobilien

Auch Immobilien haben sich als krisenfest erwiesen. Diese Aussage gilt für die Assetklasse. Doch Vorsicht, was für die Assetklasse als Ganzes richtig ist, kann sich im konkreten Einzelfall als falsch erweisen. Die Lage ist entscheidend. Nord oder Süd, Großstadt oder Provinz, Preise entwickeln sich unterschiedlich. Da Immobilien viel Kapital binden (mangelnde Risikostreuung) und teilweise kreditfinanziert werden, sind die Auswirkungen gravierend, wenn etwas schiefläuft.

Immobilien und Aktien erfordern beide unternehmerisches Risiko und Engagement. Mieten fließen nicht von selber. Sie sind das Resultat unternehmerischer Entscheidungen, wie Finanzierung, Vermietung, Instandhaltung und Pflege.

 

Wichtiger als das Schuhwerk bleibt die Karte

Ist das Schuhwerk noch so gut, er wird nicht an sein Ziel kommen, wenn  dem Wanderer die Orientierung fehlt. Schuhe, wie Finanzprodukte, sind nur Hilfsmittel – wichtige Werkzeuge, aber auch nicht mehr. Sie ersetzen keine Karte und keinen Kompass. Legen Sie daher zunächst Ihre Route fest. Erst wenn Sie wissen,

  • wo Sie hinwollen,
  • durch welches Gelände Ihr Weg führt
  • und wie lange Sie unterwegs sein werden

sollten Sie Ihr Schuhwerk oder Finanzprodukt wählen.

Für Anleger gilt: Finanzprodukte ersetzen keine Finanzplanung. Nur wer weiß, wo er hinwill, kann entscheiden, was er braucht.

Der Schuh muss dem Wanderer passen

Der Schuh muss nicht nur halten, er sollte auch passen. Nichts ist qualvoller als ein Schuh der zu eng ist oder zu weit. Schmerzhafte Blasen bereiten seinem Träger Pein.

So wie jeder Mensch eine andere Fuß-Form hat, so hat jeder auch eine andere finanzielle Risikobereitschaft und eine individuelle Ausgangssituation. Es lohnt sich, die Anlagestrategie und Asset-Allokation hierauf anzupassen. Es erhöht die Chance, dass der Anleger durchhält und nicht auf halber Strecke aussteigt, weil ihn der Schuh zu sehr drückt.

 

Erfahrung zahlt sich aus

Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Ein erfahrener Begleiter an Ihrer Seite

  • gibt Sicherheit
  • vermeidet Fehler
  • und hilft, Ihr Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren.

Auch dieses Prinzip hat sich bewährt.

 

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Wo setzen Sie auf robuste Lösungen?

 

 

 

 

 

 

3 populäre Irrtümer zu Risiko, die Anlegern teuer zu stehen kommen

3 populäre Irrtümer zu RisikoSie sind Anleger und suchen Sicherheit? Sie wollen Risiken vermeiden? Dann sollten Sie die drei gängigsten Irrtümer zu Risiko kennen. Sie haben damit zu tun, wie wir Risiko wahrnehmen. Doch können wir uns wirklich auf unsere Wahrnehmung verlassen? In drei Beispielen haben Sie hier die Gelegenheit, zu überprüfen aus welcher Perspektive Sie Risiken wahrnehmen und teure Fehler zu vermeiden.

 

Können wir unseren Sinnen trauen?

Als Wahlpfälzer liebe ich guten Wein. Ein Erlebnis hat mich nachdenklich gemacht. Bei einem Winzer im Rheingau habe ich am eigenen Leib erfahren, wie sehr Licht und Farbe meinen Geschmack von Wein beeinflussen. Obwohl mein Verstand wusste, dass ich wiederholt den selben Wein trank, schmeckte er – je nach Farbe im Raum – ganz unterschiedlich:

  • Blaues Licht – Wein schmeckt wie Wasser
  • Rotes Licht – Wein schmeck gehaltvoll und schwer
  • Weißes Licht – Wein schmeckt leicht

Kann ich meinen Geschmacksnerven noch trauen?

Was wir wahrnehmen hängt davon ab, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Zauberkünstler nutzen geschickt unsere eingeschränkte Wahrnehmung, um uns vom wahren Geschehen abzulenken.

Sicherlich kennen Sie Kippbilder. Je nachdem worauf Sie Ihre Aufmerksamkeit richten, sehen Sie zwei unterschiedliche Bilder. Beide sind wahr.

Könnte es sein, dass wir als Anleger auch blinde Flecken haben und wesentliche Punkte übersehen?

Ich lade Sie ein: Prüfen Sie Ihre Wahrnehmung als Anleger. Wie wir Risiko wahrnehmen.

 

  1. Für meine Sicherheit, riskier ich alles

Wenn uns die Angst packt, verhalten wir uns irrational. Nach dem Terroranschlag auf die Türme des World-Trade-Centers 9/11 haben die New Yorker Flugzeuge gemieden und sind auf die Straße ausgewichen. Experten schätzen, dass dieses Verhalten 1.600 Menschen das Leben gekostet hat, da beim Autofahren mehr Menschen je km sterben als beim Fliegen.

Nach der Finanzkrise 2008 haben einige Anleger aus Angst vor Bankenpleiten Ihr Erspartes abgehoben und zu Hause unter das Kopfkissen gelegt. Bei jährlich 150.000 Wohnungseinbrüchen, keine gute Idee, selbst wenn sie glauben, das Geld clever versteckt zu haben.

„Wir sind zu jedem Risiko bereit, von dem wir glauben, dass es unsere Sicherheit erhöht.“ Weidner, Wolfram

Uns Menschen geht es wie dem Reh, das auf der Flucht vor dem Adler dem Wolf in die Arme läuft. Natürlich ist es schwer, in akuter Gefahr einen klaren Kopf zu bewahren. Doch viele Anleger machen ähnliche Fehler schon aus lauter Vorsicht und Angst vor möglichen Risiken.

 

Unterschätztes Risiko

Obwohl im Verkehr Ungewissheit herrscht und viele Gefahren lauern, wagen wir uns täglich auf die Straße. Oder haben Sie schon mal von Dauerparkern gehört, die sich über Jahre nicht vom Parkplatz wagen, weil Ihnen der Verkehr zu hohe Risiken birgt? Beim Geldanlegen jedoch gibt es viele Dauerparker.

Die Parkplätze für Anleger heißen Sparbuch, Tagesgeld oder Termingeld. Über einer Billion Euro liegen auf solchen Park-Konten. Ein Großteil davon Dauerparker, die sich seit der Finanzkrise 2008 – dem 9/11-Ereignis der Finanzen – nicht mehr vom Parkplatz trauen. Dabei haben sie nicht nur die Kursanstiege von Aktien und Immobilien verpasst, sondern auch Ihr Ziel Sicherheit nur scheinbar erreicht. So wie ein Auto, dass nur auf dem Parkplatz steht, an Wert verliert, so verlieren die Einlagen der Sparer an Kaufkraft. Die schleichende Inflation sieht harmlos aus, hat aber seit 2008 – trotz niedriger Inflationsraten – jedem Euro zehn Prozent der Kaufkraft genommen.

Wir unterschätzen wie nachhaltig schleichende Inflation wirkt. Die EZB strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent im Jahr an. Was das zwei Prozent Inflation bedeuten,  sehen Sie hier:

Was nominell in Euro sicher aussieht bedeutet real in Kaufkraft einen sicheren Verlust. Mit einem Inflations-Rechner können Sie Szenarien selber rechnen.

„Wir überschätzen immer den Wechsel, der in den nächsten zwei Jahren geschehen wird und unterschätzen den Wechsel, der in den nächsten zehn Jahren passieren wird. Lassen Sie sich selbst nicht von Nichtstun einlullen.“ Bill Gates

Schleichende Risiken gibt es nicht nur bei der Geldanlage. Mangelnde Bewegung, falsche Ernährung, schlechte Gewohnheiten – stets gilt: Kleine Ursache, große Wirkung mit der Zeit. Ob das Inflations-Risiko für Sie relevant ist, hängt von Ihrem Anlagehorizont ab, das ist der Zeitraum, den Sie überblicken können. Ein Anleger, der das Geld in zwei Jahren braucht, muss sich nicht um Kaufkraftverlust sorgen. Ein Anleger, der langfristig Vermögen aufbaut oder für den Ruhestand vorsorgt, begeht einen teuren Fehler, wenn er die Inflation ignoriert.

Langfristig ist das Geld auf dem Sparbuch alles andere als sicher.

 

FAZIT: Ohne Zinsen ist Geld auf dem Sparkonto schutzlos der Inflation ausgeliefert und verliert an Kaufkraft. Was kurzfristig sicher ist, ist langfristig in Gefahr.

 

Überschätztes Risiko

Genau andersherum ist es bei Aktien. Sie können kurzfristig erheblich schwanken. Ein Risiko, dass Anleger mit kurzfristigem Anlagehorizont zu Recht meiden. Der Kauf von Aktien auf kurze Sicht ist Spekulation.

Die Perspektive ändert sich, wenn das Geld längerfristig arbeiten kann. Je länger das Geld investiert ist, je unwahrscheinlicher ist es, dass ein Verlust entsteht. So hätten bisher alle Anleger, die Ihr Geld in den Weltaktienindex MSCI World investiert hätten, spätestens nach fünfzehn Jahren mit Gewinn verkaufen können.

Daten der Vergangenheit sind keine Garantie für die Zukunft. Aber der beobachtete Effekt ist plausibel, addieren sich Risiken nicht einfach, sondern heben sich zum Teil auf. So gleichen sich ein Teil der Kurs-Schwankungen nach unten und oben mit der Zeit aus. Der Effekt wird noch verstärkt, wenn die Anlage nicht zu einem Zeitpunkt, sondern zeitlich verteilt getätigt wird. Dies ist bei Sparplänen mit gleichbleibenden Raten der Fall (Cost-Average-Effekt).

FAZIT: Das Risiko mit Aktien Verlust zu machen sinkt, je länger Sie investiert sind. Diese Aussage gilt nur, wenn Sie den ganzen Aktienmarkt betrachten. Wer in Einzelwerten investiert geht ein höheres Risiko ein. Investmentfonds ermöglichen es selbst Kleinanlegern, weltweit zu streuen.

Aktien sind langfristig viel sicherer als viele Anleger denken.

 

  1. Verschiedenheit als Chance, Risiko zu reduzieren

Wer von einer Sache überzeugt ist, neigt dazu alles auf diese Karte zu setzen. Das ist riskant. Denn geht die Sache schief, sind die Auswirkungen groß. Das gilt selbst für relativ sichere Anlagen wie Immobilien. Nicht umsonst setzt sich das Bundeskabinett niemals in einen Flieger und der amerikanische Vizepräsident nie zum Präsidenten in die Airforce Nr.1. Keiner will einen Totalausfall riskieren.

Risiken zu verteilen, ist der beste Schutz und erhöht die Sicherheit. Bei der Geldanlage spricht man von Diversifikation. Das Prinzip ist bekannt unter dem Motto „Lege nie alle Eier in einen Korb“. In der Praxis streuen Anleger Risiken oft unzureichend. Der Diversifikations-Effekt tritt nur ein, wenn die Anlagen so verschieden sind, dass die Kurse sich nicht im Gleichklang bewegen (Korrelation). Im Idealfall heben sich die Kursbewegungen gegenseitig auf. So ist zu beobachten, dass Anleger in Krisenzeiten Aktien verkaufen und in Renten (Anleihen) umschichten. Eine Flucht in die Sicherheit. Beruhigt sich die Lage, stehen eher die Chancen im Fokus und das Geld fließt in die Aktien. Eine Mischung aus Aktien und Renten reduziert die Schwankungen, und Verluste der einen Anlage werden (zum Teil) durch Gewinne der anderen Anlage kompensiert.

Geld zu investieren bringt mehr, als es zu verleihen

Auf lange Sicht haben Aktien deutlich höhere Renditen erzielt als Renten. Dieser Effekt ist langfristig messbar, wenngleich nicht zu jeder Zeit., So gibt es immer wieder Phasen (Crash, Baisse) wo es zeitweilig andersherum läuft. Wer jedoch einen langen Atem hat, kann diesen Effekt nutzen und die „Aktien-Prämie“ erzielen. So haben Wissenschaftler die Differenz zwischen der Aktien- und der Renten-Rendite getauft.

Wer langfristig in den Aktienmarkt investiert verdient eine Aktien-Prämie.

 

FAZIT: Wer Aktien Renten beimischt reduziert die Schwankungen seines Depots. Wer Renten Aktien beimischt erhöht langfristig seine Rendite.

 

  1. Wenn am Ende des Geldes noch Leben übrig ist

Wird eine Lebensversicherung fällig stellt sich die Frage: Kapital oder Rente?

Pfiffige Rechner nehmen die Zahl der jährlich in Aussicht gestellte Rente und teilen das Kapital durch die Jahresrente. Manch einer kommt zum Schluss, dass sich die Rente nicht rechnet. Wer das Kapital nimmt und sich laufend Kapital in Höhe der Rente entnimmt kommt einige Jahre damit aus. Erst danach wäre die Rente günstiger. Es folgt meist der Satz: „Wer weiß, ob ich überhaupt so lange lebe?“

Der frühe Tod wird als Risiko gesehen. Doch ist das wirklich Ihr Problem? Sollten Sie sich nicht vielmehr Gedanken machen, was passiert, wenn Sie lange leben?

Wer lange lebt, braucht lange Geld. Unterschätzen Sie nicht Ihr Langlebigkeitsrisiko.

 

Und genau dieses Risiko nimmt Ihnen, wenn Sie das möchten, eine Versicherung ab. Dank vieler Versicherten kann sie eine Mischkalkulation anstellen. Versicherungen nutzen das Prinzip der Risikostreuung. Dank vieler versicherter Personen können sie mit statistischen Durchschnittswerten rechnen, während für den Einzelnen nur seine individuelle Lebenszeit relevant ist.

FAZIT: Bedauern Sie nicht, zu Lebzeiten nicht alles Geld ausgegeben zu haben. Machen Sie sich besser Gedanken über das finanzielle Risiko, eines langes Leben finanzieren zu müssen.

 

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr eigentliches Problem

Stellen Sie die richtigen Fragen:

Lohnt es aus Angst vor einem Risiko ein viel Größeres einzugehen?

Haben Sie ein kurzfristiges Sparziel oder ein langfristiges Ziel und einen langen Anlagehorizont?

Welche Auswirkung hätte der Ausfall einer Anlage für Sie?

Haben Sie Ihre Risiken ausreichend gestreut (diversifiziert), so dass Risiken kompensiert werden?

Sind Sie in der Lage, auch ein langes Leben zu finanzieren?

 

Welches Risiko beschäftigt Sie? Wie lautet Ihre Frage?

 

Wie spreche ich mit meinem Partner über Geld?

Geld ist das letzte Tabu unter Partnern. Paare tun sich schwer, über Geld zu sprechen. Einige befürchten, dass es der Liebe schadet. Ob mit oder ohne Trauschein, keiner der eine Beziehung eingeht, kommt am Thema Geld vorbei. Immer wieder begegne ich Menschen, die über den Umgang mit Geld in ihrer Beziehung nicht glücklich sind. Doch wie darüber sprechen?

Das Ideal der Liebe

Paare waren ursprünglich Überlebensgemeinschaften. Ihr Zweck war es, den gemeinsamen Alltag zu bewältigen. Heute ist das Ideal der Paarbeziehung die Liebe. Gefragt, warum wir mit einem Partner zusammen sind, lautet die erwartete Antwort: Weil wir uns lieben. Und nicht: Weil wir uns brauchen. Dabei ist letzteres auch heute noch der Fall.

Wir brauchen uns auf drei Ebenen:

Emotional – Bestätigung liebenswert zu sein, angenommen zu sein
Praktisch – Aufgabenteilung, ergänzende Kompetenzen
Faktisch – um Kinder zu zeugen und uns zu versorgen

 

Hört beim Geld die Liebe auf?

Und die harte Realität

Viele haben die Sorge, dass es der Liebe schadet, über Geld zu sprechen.
So kommt es zu merkwürdigen Phänomenen:

• Ein Partner weiß nicht, was der andere verdient.
• Ein Partner ist „Finanzminister“ und trifft alle Entscheidungen allein.
• Ein Partner interessiert sich nicht für Geld, lebt aber gut vom Geld seines Partners.

Die Auswirkungen können drastisch sein:

• Ein Partner fühlt sich abhängig und ist es womöglich auch.
• Widersprüchliche Signale bei der Erziehung der Kinder in Sachen Geld.
• Nach einer Trennung (Tod oder Scheidung) steht der ahnungslose Partner alleine da.

Für Verliebte mag es unromantisch klingen, über Geld zu sprechen oder gar einen Ehevertrag zu schließen. Jede Beziehung wird im Laufe der Zeit auf die Probe gestellt und dann zahlt es sich aus.

 

Über Geld spricht man nicht

Kennen Sie diesen Spruch? Wie leben Sie das – in der Paarbeziehung, einer Freundschaft oder gegenüber den Kindern? Können wir Geld außen vorlassen? Ist Geld nicht allgegenwärtig?

• Wer bezahlt die Rechnung?
• Wem gehört die Wohnung, das Haus, das Auto?
• Wieviel Taschengeld bekommen die Kinder?
• Ziehen wir wegen eines tollen Jobangebots (Karriere) um?
• Wer hat welchen Rentenanspruch?

Über etwas nicht zu sprechen, bedeutet nicht, dass es nicht da ist. Unausgesprochen bleibt, was wir erwarten und ersehnen. Unausgesprochen bleibt, welche Gedanken, Befürchtungen und Hoffnungen Geld-Handlungen auslösen. Schweigen löst keine Probleme.

Es ist unmöglich, Geld aus einer Beziehung herauszulassen.

 

Die Sprachlosigkeit überwinden

Viele Paare wissen nicht, wie sie es anstellen sollen, über Geld zu sprechen, ohne das Ideal der Liebe zu beschädigen. Hier setzt Michael Mary mit seiner Erfahrung als Therapeut in der Paarberatung an. Er hat drei Formen der Liebe beobachtet, die jeweils eine eigene Logik und ein eigenes Verhalten aufweisen. Sie ähneln den drei Motiven um Freundschaft einzugehen, die Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik beschreibt: Freundschaft um des Nutzens Willen, des Wesens Willen und der Lust Willen.

Diese drei Formen der Liebe kommen heute in jeglicher Kombination in Paarbeziehungen vor, gleichzeitig oder zeitversetzt:

Partnerschaftliche Liebe
• Freundschaftliche Liebe
• Emotional-leidenschaftliche Liebe

Die drei Formen der Liebe bedingen drei Formen von Geld:

• Partner-Geld
• Freundschafts-Geld
• Liebes-Geld

Diese Differenzierung erleichtert es Paaren, über Geld und ihre Absichten mit Geld zu sprechen. Richtig angewendet stärkt das die Beziehung. Falsch angewendet führt es zu Konflikten.

Buchempfehlung: Michael Mary „Liebes Geld“ Vom letzten Tabu in Paarbeziehungen

Nachfolgend möchte ich die drei Geldformen kurz vorstellen.

Partner-Geld

Partnerschaftliche Liebe entstammt einem Versorgungsversprechen. Es geht darum, den Lebensalltag gemeinsam zu bewältigen. Die Logik dahinter ist eine Verhandlungs-Logik. Über die Leistungen – ob ökonomisch oder nicht – muss verhandelt werden. Eine Gegenleistung kann erwartet werde. Die Partner haben einen Anspruch auf Erfüllung, den sie aktiv einfordern. Das Verhalten, dass beide voneinander erwarten ist verlässlich, berechenbar, vertragstreu.

Das Verhandeln geschieht bewusst, und es kommt zu einem Vertrag – ob schriftlich (Ehevertrag), mündlich oder unausgesprochen (konkludentes Handeln). Die Leistungen, die die Partner füreinander erbringen, müssen nicht gleich, sondern lediglich gleichwertig sein. Ein klassisches Beispiel: Ein Partner arbeitet, um Geld zu verdienen und der andere bleibt zu Hause, um den Haushalt zu führen und Kinder zu erziehen. Es ist nicht zielführend, zu berechnen wieviel die Hausarbeit in Euro wert ist. Vielmehr lautet die Verhandlungslogik: Wir teilen uns die Aufgaben und jeder gibt sein Bestes. So ist beides gleichwertig, ohne gleichartig sein zu müssen. Ändern sich die Lebensumstände, ist neu zu verhandeln. Beispiele sind: Umzug und Hauskauf, Nachwuchs, Kinder aus dem Haus, Renteneintritt, Pflege der Eltern.

Partnergeld ist Tauschgeld und kann den Zahlenden entpflichten, seine Schuld tilgen. Der Sinn von Partnergeld ist Bindung. Partnergeld gibt es sowohl in der Paarliebe als auch im Geschäftsverkehr, dort bleibt es allerdings kalt.

Freundes-Geld

Freundschaftliche Liebe bestätigt uns in unserer Identität und fördert die Entwicklung unserer Persönlichkeit. Basis sind gemeinsame Interessen oder gegenseitige Faszination (von der Andersartigkeit). Die Logik dahinter ist eine Teilhabe-Logik. Sie ist nicht kalkulierend, sondern freiwillig. Ein Gegengeschenk kann erhofft, aber nicht erwartet werden. Das Verhalten, das beide voneinander erwarten ist wohlwollend, akzeptierend und unterstützend.

Es ist ein Geben und Nehmen von Herzen. Sein Maßstab ist die Erfüllung und das Glück des Partners. Deshalb gilt: Was den einen glücklich macht, darf den anderen nicht unglücklich machen. Auch wenn es gut ist, dass Geben und Nehmen sich auf Dauer ausgleichen, es geht nicht um ein Aufrechnen. Freundes-Geld bleibt freiwillig.

Liebes-Geld

Emotional-leidenschaftliche Liebe ist bedingungslos. Sie bedeutet, dass sich jeder um seiner selbst willen und ohne Vorbehalt geliebt fühlt. Ganz angenommen, so wie er ist. Die Logik dahinter ist die einer Schenkung. Liebe schenken bedeutet ohne Erwartungen und ohne Anspruch etwas zurückzufordern. Gegengeschenke dürfen ersehnt werden, aber nicht mehr. Das Verhalten, das beide voneinander erwarten ist eine Offenbarung und Zuwendung zum Innersten.

Liebes-Geld soll Liebe zeigen. Es hat keinen Maßstab, sondern entspringt dem Bedürfnis des Schenkenden, seiner Liebe Ausdruck zu geben.

Die Eigensicherung nicht vernachlässigen

Geld zu Geben oder zu nehmen ist mit Erwartungen verbunden. Je ehrlicher wir uns und unserem Partner gegenüber dies eingestehen, je einfacher wird die Kommunikation. Das Modell von Mary mit seiner Logik, kann dabei helfen. Wer sein Einkommen als Partner-Geld einbringt, darf eine gleichwertige Gegenleistung erwarten und sogar einfordern. Das gilt jedoch genauso, für denjenigen, der auf Einkommen und Karriere verzichtet, um diese dem Partner zu ermöglichen.

Wer seinem Partner helfen möchte, darf seine „Eigensicherung“ nicht vernachlässigen.

Diesen Grundsatz kennt jede Seilschaft im Berg. Doch immer wieder sehe ich Fälle in denen ein Partner dem anderen alles ermöglicht, ohne sich selber abzusichern. Helma Sick hat das mit Ihrem Buchtitel „Ein Mann ist noch keine Altersvorsorge“ auf den Punkt gebracht.

Kritisch wird es bei einseitige Liebe oder Freundschaft, die nicht erwidert werden. Sie führen zur Selbstaufgabe. Nicht selten thematisieren Paare Geld nicht, aus Angst ihr Partner könnte sie verlassen. Fehlt die Eigensicherung, ist diese Angst nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich begründet.

Die Haltung ist entscheidend

In einer gesunden Partnerschaft finden sich alle drei Formen der Liebe und des Geldes:

• Partnerschaftliche Liebe und Partner-Geld beruhen auf einem Vertrag über gleichwertige Leistungen.
• Freundschaftliche Liebe und Freundes-Geld sind ein gegenseitiges Geben und Nehmen von Herzen – ohne aufzurechnen.
• Emotional-leidenschaftliche Liebe und Liebes-Geld sind bedingungslos – fern von Erwartungen und Ansprüchen.

Entscheidend ist die Absicht. Welche Absicht Partner mit dem was sie tun verbinden, können nur sie selber definieren. Der Ansatz von Mary bietet ein Modell, das hilft sich beim Umgang mit Geld über die eigenen Absichten klarer zu werden und Asymmetrien zu vermeiden. Wer Liebes-Geld schenkt, darf keine Gegengeschenke erwarten oder gar einfordern. Genauso schräg wäre es als Gegenleistung für Partner-Geld zu erwarten, (um seiner selbst willen) geliebt zu werden.

Chance und Risiko

Wer eine Lösung will, die von der Beziehung bestimmt wird und nicht vom Geld, der muss über Geld sprechen. Sonst macht das Geld etwas mit der Beziehung. Den ersten Schritt zu tun, erfordert Mut. Das Risiko besteht darin, das der wahre Zustand einer Beziehung offenbar wird. Noch nie erlebt habe ich jedoch, dass das Ansprechen von Geldthemen eine Beziehung zerstört.

Wer mit seinem Partner über Geld spricht, hat die Chance, Erwartungen zu klären und den anderen besser zu verstehen. Auch in einer Paarbeziehung bleiben wir Individuen, die die Welt aus unterschiedlicher Perspektive wahrnehmen. Dies zu akzeptieren und sich einzufühlen ist eine gute Basis. Geldentscheidungen bewusst und gemeinsam zu treffen, stärkt die Bindung unter Partnern.

 

Wie Sie mit Konzentration die Wirkung erhöhen

Die Finanzwelt ist eine Showbranche. Ständig ringen Neuigkeiten, Sensationen und flackernde Kurstafeln um unserer Aufmerksamkeit. Anleger tun gut daran, sich auf das zu konzentrieren, was sie beeinflussen. In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Zauberkünstler, Werbung und Verkäufer

Zauberkünstler sind Meister darin, unsere Wahrnehmung dahin zu lenken, wo gerade nicht das Wesentliche passiert. So ist es ihnen möglich, Gegenstände verschwinden zu lassen, ohne dass wir es sehen. Verblüfft zollen wir Beifall.

Aufmerksamkeit ist wertvoll, das wissen, Medien, Werbeagenturen und Politiker. Täglich wetteifern Sie darum, unsere Aufmerksamkeit zu erregen und zu lenken. Sensation, Provokation, Eskalation. Da fällt es schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Auch Finanz-Verkäufer lenken unsere Konzentration bewusst auf bestimmte Aspekte, um von anderen abzulenken.

 

Drei Beispiele wie Verkäufer von Finanzprodukten unsere Aufmerksamkeit ablenken

 

  1. Kleinkredite werden über die Rate verkauft

Konsumentenkredite sind ein lukratives Geschäft für Banken. Hier zahlen die Kunden noch hohe Zinsen, zusätzlich werden Ihnen teure Restschuldversicherungen aufgeschwatzt. Ihren ersten Kleinkredit nehmen Verbraucher meist für eine Anschaffung auf. Er wird später (mehrfach) aufgestockt und das läuft so: Der Zins wird zwar erwähnt, die Aufmerksamkeit geschickt auf die Rate gelenkt. Bank: „Wir haben da ein tolles Angebot für Sie. Als guten Kunden geben wir Ihnen zusätzlich 3.000 Euro Kredit und das zur gleichen Rate wie bisher! Die Laufzeit verlängert sich zwar ein wenig, aber mit der Rate kommen Sie doch gut klar und dann können Sie sich Ihre Anschaffung schon heute leisten!“ Der Kunde hat seinen Wunsch (die Anschaffung) im Kopf, ist froh, dass er Kredit bekommt und ist an die Rate gewöhnt.

  1. Riester, Rürup, bAV werden über die Steuer verkauft

Altersvorsorge fällt uns nicht leicht. Wir sollen heute auf Konsum verzichten, um für etwas vorzusorgen, was wir gar nicht sein wollen, nämlich „alt“. Steuern zu zahlen – wo uns der Staat etwas wegnimmt (Besitzstands-Effekt) – erleben wir sogar noch negativer. Kein Wunder, dass staatlich geförderte Produkte bei Versicherungen der Renner sind. Geld vom Staat zu bekommen oder weniger Steuern zu zahlen, empfinden wir als Gewinn. Vor lauter Steuern sparen bemerken viele nicht, dass sie erhöhte Kosten zahlen und verpackt als Riester oder Rürup eine renditeschwache Rentenversicherung abschließen.

  1. Fonds werden über Geschichten verkauft

Wie ein einzelner Fonds in unserem Portfolio abschneidet ist zweitrangig. Dass die Einzelteile eines Portfolios nicht im Gleichschritt laufen, ist gewollt und sorgt für Stabilität. Entscheidend ist, die Rendite des Portfolios – also, was unterm Strich rauskommt.  Indem Anlageberater die Aufmerksamkeit auf die Einzelteile – statt auf die Summe – richten, lenken Sie von ihrer oftmals bescheidenen Gesamtleistung ab. So lassen sich Anleger leichter bewegen, Fonds zu tauschen, was dem Berater Provision einbringt. Hierzu dienen Geschichten über Börsenzyklen, Fondsmanager, neue Chancen und drohende Gefahren.

Die unzähligen  Börsenbriefe gehen ähnlich vor. Jede Woche zehn neue Tipps. In der Folgewoche Berichte über die drei Tipps, die aufgegangen sind. Die Flops fallen unter den Tisch, schließlich gibt es wieder zehn neue Tipps. Neues Spiel, neues Glück. Nichts geht mehr.

 

Konzentration bedeutet, sich zu fokussieren

„Konzentration (lateinisch concentra, „zusammen zum Mittelpunkt“) ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf das, was wichtig ist.“ (Wikipedia) Und wichtig sind Sie und was Sie erreichen wollen. Das ist der Mittelpunkt.

„Der beste Finanzplan hat nichts damit zu tun, was die Märkte machen, nichts damit, was Ihr Immobilienmakler empfiehlt und mit dem heißen Tipp Ihres Schwagers. Es hat nur damit zu tun, was für Sie am wichtigsten ist.“

Carl Richards

Finanztipp: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie selber beeinflussen können.

 

Was Sie alles nicht beeinflussen können

Und ablenkt:

  • Börsenkurse
  • Nachrichten
  • Was Ihr Nachbar / Ihr Kollege tut
  • Welche Aktie die nächste „Apple“ wird
  • Betrugsskandale (Banken, Autoindustrie)
  • Ob das Management Ihrer Aktie, Ihres Fonds ausgewechselt wird
  • Ob die Abgeltungssteuer abgeschafft wird
  • Wer in Amerika Präsident ist
  • Ob in China ein Sack Reis umfällt

 

Finanzmärkte sind ein Zuschauer-Sport von hohem Unterhaltungswert.

Die Konzentration auf die falschen Dinge hat Nebenwirkungen:

 

Konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche

Ihre eigene Situation verstehen

  • Haben Sie einen Überblick?
  • Wisse Sie, wo Sie stehen?
  • Wissen Sie, was Sie wollen bzw. wo Sie hinwollen?
  • Kennen Sie Ihre Abhängigkeiten und Risiken?
  • Was sind Ihre Pläne?

Sich selber verstehen

  • Kennen Sie Ihre finanzielle Risikobereitschaft?
  • Können Sie Ihre Erfahrungen, Ihr Wissen und Können realistisch einschätzen?
  • Was brauchen Sie um entscheiden zu können?
  • Haben Sie ausreichend Zeit und Interesse sich um Ihre Finanzen zu kümmern?
  • Schleppen Sie Ballast mit in Form von negativen Erfahrungen oder familiärer Prägung?

Den Partner verstehen

  • Kennen Sie die finanzielle Risikobereitschaft Ihres Partners?
  • Wie ist die Situation Ihres Partners und welche Interessen hat er?
  • Mit wem können Sie über Geld sprechen?

Basiswissen zu Finanzen

  • Haben Sie einen Plan, eine Strategie?
  • Ist Ihr Risiko ausreichend gestreut?
  • Verstehen Sie die Funktionsweise Ihrer Finanzprodukte?
  • Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen?
  • Sind die Kosten transparent und die Sprache verständlich?

Ihre Entscheidungen an all die Ereignisse in Ihrem Leben anpassen

  • Umzug, Hauskauf
  • Jobwechsel, Karriere, Ruhestand
  • Hochzeit, Kinder, Trennung
  • Projekte, Pläne, Selbständigkeit
  • Krankheit, Berufsunfähigkeit, Pflege, Tod
  • Und vieles mehr.

Globale Entwicklungen, Finanzmärkte und Schicksalsschläge, können wir nicht ändern. Aber jeder kann entscheiden, wie er damit umgeht. Wer sich auf die Dinge konzentriert, die er beeinflusst, der erzielt die höchste Wirkung. Dieses Gefühl, etwas bewirken zu können, ist zutiefst befriedigend und motivierend.

 

Game-Changer: Perspektive wechseln

Es ist erstaunlich, wie sich die Welt verändert, wenn wir aus einer anderen Perspektive auf ein Problem oder eine Situation blicken. Der neue Blickwinkel erleichtert es, andere zu verstehen und neue Lösungen zu finden. “In der Serie „Game Changer“ stelle ich je eine Idee vor, mit der Sie als Anleger die Qualität Ihrer Finanzentscheidungen verbessern können. Es sind kleine Ideen mit großer Wirkung.

Im Tunnelblick

Wenn wir Probleme wälzen, ähneln wir einem Menschen, der eine Taschenlampe besitzt und den Lichtstrahl auf das Problem richtet – und der Rest liegt im Dunkeln. Wäre es möglich das Licht anzumachen, würde uns das vermutlich überfordern – so wie es unsere Augen überfordert, wenn wir aus dem Dunkeln ins Licht treten. Richten wir die Taschenlampe nicht länger auf das Problem, wächst unsere Chance, eine Lösung zu finden.

„Der Lösung ist es egal, warum ein Problem entstanden ist.“ Peter Szabo

Ich war dreißig Jahre in einer Großbank. Ich hätte nie gedacht, wie klein die Welt in einer so großen Bank ausschaut, wenn ich von außen darauf schaue. Haben Sie Ähnliches auch schon erlebt?

 

Jeder lebt in seiner Wirklichkeit

Was wir für wahr halten ist oft nur unsere Wahrnehmung der Dinge. Sobald wir es wagen, den Gedanken zuzulassen, dass unsere Wahrheit nur eine mögliche Sichtweise ist, öffnen wir uns. Ich finde diesen Gedanken sehr erleichternd. Seit ich ihn zulasse kämpfe ich nicht länger gegen Ungläubige, die meine Wahrheit nicht teilen, sondern bin auf einer Entdeckungsreise in die Welt der Wirklichkeiten.

Als Berater hat mich eine Idee zum Coaching geführt. Bevor ich Coach wurde, war sie als Bild in meinem Kopf.  Ich saß nicht länger hinter einem Schreibtisch oder PC verschanzt als Experte, der Empfehlungen ausspricht. Ich sah mich stattdessen als Partner neben meinem Kunden sitzen und die Welt aus seiner Perspektive wahrnehmen. Das ist nicht nur spannend, sondern hilft dem Kunden sehr eine Lösung zu finden, die zu ihm passt.

Es hilft, als Berater das Problem mit den Augen des Kunden zu sehen.

 

Die Wirkung von Perspektivwechseln

Drei Beispiele, wie Perspektivwechsel Anlegern helfen.

 

  1. Altersvorsorge

Finanzentscheidungen haben oftmals Konsequenzen sehr weit in der Zukunft. Der Psychologe Walter Mischel hat herausgefunden, dass es uns schwer fällt uns mit unserem Selbst in der Zukunft zu identifizieren. Das Nachdenken über uns selber in der Zukunft ähnelt im Gehirnscan dem Nachdenken über Fremde. Wer heute Konsumverzicht übt, um für seine Altersvorsorge zu sparen, der entscheidet quasi zwischen: Belohnung (Konsum) sofort oder verzichten zugunsten eines Fremden? Er rät daher, den Gedanken gezielt emotional aufzuladen und die Situation aus der Perspektive des Selbst in der Zukunft zu betrachten: Was wirst Du wohl über Dich denken, wenn Deine Rente nicht zum Leben reicht und Du daran zurückdenkst, dass Du alles ausgegeben hast?

  1. Interessenkonflikte erkennen

Am Beispiel: Erfolgsvergütung

Manche Kunden finden Gefallen an dem Gedanken, dass ihr Vermögensverwalter nur dann Geld verdient, wenn die Performance positiv ist. „Wenn ich verdiene, darf mein Berater auch gut verdienen. Wenn ich nichts verdiene, soll er auch nichts bekommen.“ So der Gedanke. Klingt gut, doch wie sieht dies aus Perspektive des Vermögensverwalters aus, wenn der Kunde hinten liegt? „Wenn es so bleibt, verdiene ich kein Geld. Ich erhöhe das Risiko. Wenn es gut geht, verdiene ich, wenn nicht, kann ich mich nicht verschlechtern. Das Risiko trägt der Kunde.“ Finden Sie die Idee immer noch so attraktiv?

  1. Finanzentscheidungen in der Partnerschaft

Finanzentscheidungen betreffen häufig auch Partner. Oft werden Sie von einem Partner getroffen, der als „Finanzminister“ fungiert, manchmal auch gemeinsam. Selbst Eheleute, die lange verheiratet sind, bleiben Individuen mit eigener Prägung (Kindheit), eigenen Erfahrungen und eigenen Interessen. Vermögen, Einkommen oder Ruhestandsansprüche unterscheiden sich oft stark. Manche Partner sind finanziell abhängig vom anderen. Auch Finanzwissen oder Interesse an Geld und Finanzthemen können sich stark unterscheiden. Sich in die Situation des anderen hineinzudenken, erleichtert das Gespräch und eine konstruktive Lösungsfindung.

 

Versuchen Sie es einmal

„Coaching heißt, einen Denkrahmen zu gestalten, in dem es Kunden möglich wird, neue Lösungen zu finden.“ Daniel Meier

Machen Sie einen Selbstversuch. Welches Problem als Anleger möchten Sie lösen?

  • Wie finde ich ein Finanzprodukt, das zu mir passt?
  • Wie soll ich mich entscheiden?
  • Wie kann ich meinen Partner ins Boot holen?
Neun Fragen, die zum Perspektivwechsel anregen.
  1. Was würde Ihnen Ihr Vater / Ihre Mutter raten, wenn er / sie hinter Ihnen säße?
  2. Was würden Sie denken / fühlen / erwarten, wenn Sie an Stelle Ihres Partners wären?
  3. Was würde Ihr Vorbild tun?
  4. Was würde eine Kamera zeigen, wenn Sie die Szene filmen könnten?
  5. Was würde eine Fliege sehen, die in der Ecke des Raumes sitzt und die Situation beobachtet?
  6. Was würden Sie einem Laien empfehlen, der in Ihrem Fachgebiet zu Ihnen als Berater kommt? Wie sollte er vorgehen?
  7. Was ändert sich für Sie, wenn Sie nicht gleich das Problem lösen müssten, sondern nur einen ersten (kleinen aber konkreten) Schritt in die richtige Richtung tun?
  8. Was verändert sich für Sie, wenn Sie Ihr Ziel nicht als das Ende, sondern als Beginn von etwas formulieren?
  9. Was konkret wäre anders als heute, wenn Ihr Problem, wie durch ein Wunder gelöst wäre?

Berichten Sie im Kommentar von Ihren Erfahrungen!

Die Macht der Gewohnheit: Bei Geld Sparkasse

  • Warum bringen wir unser Geld zur Sparkasse?

  • Warum nehmen wir uns so wenig Zeit für Finanzentscheidungen?

  • Warum machen wir uns zwar Sorgen um unsere Rente, handeln aber nicht?

Schuld sind Gewohnheiten. In diesem Beitrag erfahren Sie

  1. wie Sie Gewohnheits-Fallen erkennen

  2. und welche Schlüsselgewohnheit Ihnen hilft, bessere Finanzentscheidungen zu treffen.

 

1. Gewohnheits-Fallen

Bei Geld Sparkasse

Warum essen wir bei McDonalds, obwohl das Essen unserer Gesundheit nicht guttut? Mc Donalds nutzt das Wissen darüber, wie Gewohnheiten entstehen:

  • Die Filialen weltweit sehen gleich aus, sind sofort zu erkennen (oft schon von weitem, das „M“).
  • Sie haben das gleiche Angebot
  • und standardisierte Abläufe.
  1. Die Filiale dient als AUSLÖSEREIZ. „Oh Papa, da ist ein Mc Donalds, ich hab‘ Hunger!“
  2. Das Anstehen in der Schlange vor uniformiertem Personal, das Auspacken des Burgers und der Verzehr sind die ROUTINE
  3. Und die satten und glücklichen Kinder die BELOHNUNG.

Es entsteht eine Gewohnheitsschleife:

Doch nicht nur Mc Donalds nutzt das Wissen um Gewohnheiten. Auch Verkäufer von Zahnpasta, Duschgel, Autos und Versicherungen nutzen dieses Wissen. Besonders erfolgreich ist die gute alte Sparkasse. „Bei Geld Sparkasse.“ Vertrauen durch Vertrautheit:

  • Sie war schon immer da.
  • Die (Groß-)Eltern sind bereits hingegangen.
  • Ein Schulfreund arbeitet dort.
  • Wenn es ungemütlich wird an den Finanzmärkten, suche ich Sicherheit bei meiner Sparkasse.
  • Da weiß man, was man hat.

Auch die Kleinen werden gleich herangeführt. Zur Geburt gibt es ein Sparbuch mit fünf Euro von der Sparkasse.

  1. AUSLÖSEREIZ: Wir bekommen Geld, wohin damit? (Fälligkeit, Erbe, Bonus)
  2. ROUTINE: Und schon laufen wir los zur Sparkasse* und kaufen ein Finanzprodukt. *oder unserem Finanzberater
  3. BELOHNUNG Es kümmert sich die Sparkasse, wir haben ein Finanzprodukt und endlich wieder unsere Ruhe.

Andere Kreditinstitute gehen ähnlich vor, doch keines so erfolgreich, wie die Sparkassen. Auch andere Marken versuchen Ihren Namen mit bestimmten Themen zu verbinden:

  • Steinschlag –> Carglass
  • Brille –> Fielmann
  • Versicherung –> „Provinizial – immer da, immer nah“ oder „eine Allianz für’s Leben“
Gerade bei Finanzen sind wir Deutsche Gewohnheitstiere. Bei Geld Sparkasse.

Nach einer Studie der comdirect wechselt nur jeder Fünfte im Leben seine Bank. Warum sind Sie bei Ihrem Finanzberater?

  • Weil er kompetent ist?
  • Weil er Sie versteht?
  • Weil er die besten Lösungen hat?

… Oder aus Gewohnheit?

 

 

Nichts aktiviert unser Belohnungssystem so sehr wie Geld.

Das was für Geld im Allgemeinen gilt, gilt für Finanzprodukte im Besonderen. Weil Geld abstrakt ist, interpretieren wir viel hinein. Es regt unsere Phantasie an. Befördert wird dieses Spiel durch das geringe Wissen zu Geld in der Gesellschaft. Geld ist allgegenwärtig, außer im Lehrplan unserer Schulen. Somit hat unsere Phantasie freien Lauf. „Wer nichts weiß, muss alles glauben“, wusste schon Marie von Ebner Eschenbach.

Wir Menschen sind nicht dafür geschaffen, mit Geld umzugehen, wie dieser Artikel aus der FAZ darstellt. Im Prozess der Evolution ist das Thema Geld extrem jung. Wäre die gesamte Menschheitsgeschichte ein Jahr, so wäre der Zeitraum seitdem wir uns mit Geld beschäftigen ein paar Stunden. Moderne Finanzentscheidungen gäbe es erst seit wenigen Minuten. Voll funktionsfähig sind hingegen noch unsere Instinkte aus der Steinzeit:

  • Fluchtinstinkt bei Risiko
  • Möglichst wenig Nachdenken, um Energie zu sparen
  • Herdentrieb
  • Nahrung sofort konsumieren
  • Gewohnheiten

 

Wie wir Nachrichten konsumieren

Die Börse tangiert die meisten Deutschen nicht. Sie sehen nur ab und an Charts mit schwankenden Kursen. Aufmerksamkeit schenken sie der Börse nur, wenn es neue Rekorde oder starke Einbrüche (Crashs) gibt. „Bad news are good news“ lautet das Motto der Presse, Sensationen verkaufen sich halt gut. Diese verzerrte Wahrnehmung, welche die Normalität (geringe Kursschwankungen) ausblendet, prägt unser Bild.

Wer sich trotz alledem an die Börse wagt neigt oft dazu, ins andere Extrem zu verfallen. Besonders ängstliche Zeitgenossen beobachten täglich die Kurse, um – ja was eigentlich? – nicht zu verpassen. Dabei sind sie einem ohrenbetäubenden Nachrichtenlärm ausgesetzt. Und stehen ständig vor dem Problem:

  • Wem glaube ich?
  • Was ist wichtig und was nicht?
  • Was bedeutet das für mich und meine Anlage?

Eine Gewohnheit, die uns stark verunsichert, wenn wir nicht ganz klare Koordinaten haben. Doch wer hat die schon?

 

Entscheiden macht Müde

Eine wahre Flut von Finanzprodukten ergießt sich laufend in den Vertrieb. Nahezu 400.000 Verkäufer von Finanzprodukten in Deutschland brauchen unentwegt Futter, um Ihre Provisionseinnahmen in Schwung zu halten. Doch wer blickt da noch durch?

Je mehr Alternativen, je schwerer zu entscheiden. Dieses Phänomen nennt sich Entscheidungsmüdigkeit. Und so wundert es nicht, dass das Ergebnis oftmals lautet:

Es war einfacher, nicht zu entscheiden.

Ein ähnliches Phänomen gibt es bei der Partnerwahl. In New York leben überdurchschnittlich viele Singles im Vergleich zur Countryside. Gründe sind die übergroße Auswahl und die hohen Ansprüche der Großstädter.

Nicht-Entscheiden kommt teuer, wenn die Zeit ins Spiel kommt. Für diese Finanzentscheidungen gilt das besonders:

  • Biometrische Versicherungen wie BU, Risikoleben, Krankenversicherung:

Sie werden wesentlich teurer, wenn Ihr Gesundheitszustand sich verschlechtert. Unter Umständen bekommen Sie keinen Versicherungsschutz mehr.

  • Altersvorsorge, Baufinanzierung: Sie können Ihr Sparziel nur noch mit deutlich höheren Beiträgen oder hohem Risiko in der Anlage erreichen.

Wer sich bei Finanzprodukten dennoch entscheidet wählt bevorzugt die Standardoption oder läuft Modethemen (Herdentrieb) hinterher.

Es war einfacher, nicht zu entscheiden. Eine Aussage, die Sie bei Ihren Finanzen teuer zu stehen kommt.

 

 

Andere tun es auch

Wenn wir unsicher sind suchen wir den Schutz der Gemeinschaft. Wir orientieren uns daran, was andere tun. Der soziale Beweis: Andere tun es auch! Er stellt eine starke Motivation dar. Auch im Finanzvertrieb gibt es Bestseller: Sparkonten, Bausparverträge und Lebensversicherungen. Alle drei mittlerweile äußerst Rendite-schwach. Auch im Fondsbereich fließt der Großteil der Gelder in wenige Bestseller-Fonds. Nur wenige halten sich dort, viele enttäuschen und werden bald wieder zugunsten neuer Hoffnungsträger verkauft.

Der Hinweis darauf, was andere tun, zählt mehr als Rechenargumente. Nicht ohne Grund informiert uns Amazon nach jedem Kauf

„Kunden die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch …“

Diese Gewohnheit ist manipulationsanfällig. Was andere unserer Meinung nach tun ist wichtiger, als was sie wirklich tun. Wir schließen von Statussymbolen auf Erfolg und Geld. Dabei sind die dicksten Autos meist geleaste und manche Prachtvilla oder Jacht auf Pump erworben. Wir sehen nur den äußeren Schein. (Ein Vorteil meiner Zeit in der Bank, ein Blick hinter die Kulissen).

 

Herausforderung Altersvorsorge

Wir nehmen uns, was wir wollen, wann wir es wollen (jetzt), und verschieben auf morgen, womit wir uns heute nicht belasten wollen. Zur Not auf Kosten der nächsten Generation und sogar unserer eigenen Zukunft.

Hier ist wieder unser Belohnungssystem aktiv. Wie schwer es fällt, diesem Impuls nicht zu folgen, sehen Sie in diesem Video vom berühmten Marshmallow Test. Schauen Sie rein.

Bei langfristigen Finanzentscheidungen – wie der Altersvorsorge – kommt erschwerend hinzu, dass es uns schwer fällt, uns mit unserem eigenen Ich in der Zukunft zu identifizieren. Walter Mischel, der Psychologe, der den Marshmallow Test erfand, ließ Probanden über fremde Menschen, über sich heute und sich selbst in der Zukunft nachdenken. Dabei hat er Ihre Gehirnströme gemessen. Er kam zu dem Ergebnis: Wenn wir über uns selbst in der Zukunft nachdenken ähnelt das mehr dem Nachdenken über Fremde.

 

2. Schlüsselgewohnheit

Gewohnheiten haben das Potenzial unser Leben zu verändern, deshalb sprechen wir auch von der Macht der Gewohnheit.

Wir besitzen die Fähigkeit, uns selbst zu beobachten

Kennen Sie Ihre Gewohnheiten bei Finanzen?

Beobachten Sie Ihr eigenes Verhalte:

  • Welche Routinen haben Sie?
  • Welche davon sind nützlich?
  • Welche schaden Ihnen langfristig eher?

Tauschen Sie sich dazu mit Ihrem Partner oder einem Coach aus. Einige Anregungen hierzu finden Sie nachfolgend:

 

Achten Sie darauf, wie Sie Finanzentscheidungen treffen

Eine der teuersten Gewohnheiten in Sachen privater Finanzen ist es, situativ zu handeln statt geplant. Sie bekommen Geld oder brauchen Geld? Schon laufen Sie los in Ihre Sparkasse oder zum nächstbesten Finanzberater und lassen sich ein Finanzprodukt empfehlen. Nicht selten erhalten Sie Produkte, die vor allem eines sind, teuer.

  • Suchen Sie eine Schlüsselgewohnheit in Sachen privater Finanzen – also eine Gewohnheit, die die Macht hat Ihr Leben zu verändert? Dann gewöhnen Sie sich an, erst einen Finanzplan zu erstellen, bevor Sie Finanzprodukte einkaufen gehen. Das verändert das Spiel. Nur wer ein Ziel hat, hat Orientierung.
  • Eine sinnvolle Routine wäre es analog der Inspektion beim Auto jährlich den Plan zu überprüfen. Stimmen noch alle Prioritäten und Annahmen?
  • Nehmen Sie sich Zeit für Finanzentscheidungen. Wichtiges zu entscheiden erfordert, dass Sie hellwach statt entscheidungsmüde sind. Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen.
Diese Gewohnheit ist der Schlüssel zum Erfolg bei Ihren privaten Finanzen.

 

Nutzen Sie Gewohnheiten für Ihre Ziele

Eine „schlechte“ Gewohnheit ist es, sich am Nachbarn zu orientieren. Finden Sie heraus, was Ihnen wichtig ist. Leben Sie Ihr Leben und nicht das anderer Leute.

Nutzen Sie die Macht der Gewohnheit für Ihre Ziele. Automatisieren Sie, was Sie entschieden haben. Richten Sie sofort einen Dauerauftrag ein oder lassen Sie die Raten abbuchen. Einige Banken bieten ein sogenanntes Ultimo Sparen. Dort wird das, was vor dem nächsten Gehaltseingang auf dem Konto übrig ist aufs Sparkonto gebucht. So ist es zwar verfügbar, aber nicht in Ihrem Blickfeld auf dem laufenden Konto.

 

Wie man kluge Entscheidungen anstößt

Natürlich hilft es auch, sich Finanzwissen anzueignen. Lesen Sie gezielt ein Buch oder bestimmte Artikel und versuchen Sie, nicht jede Nachricht aufzuschnappen. Einfaches Basiswissen bringt Sie weiter als der Dax-Stand von heute. Er ist morgen bereits veraltet.

Auch die Poltik weiß um die Macht der Gewohnheit. In der politischen Diskussion gibt es die Idee des Nudging. Diese Idee stellten Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein 2008 in Ihrem Buch „Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt“ vor. Sie plädieren dafür, die Erkenntnisse der Verhaltensforschung zu nutzen, um Verbraucher zu bestimmten Entscheidungen zu bewegen. Wie eine Regel formuliert wird hat entscheidenden Einfluss. Ein Beispiel: In Deutschland ist die Organspende freiwillig. Politiker rufen auf, einen Organspende-Ausweis zu tragen. 10% der Deutschen haben einen. In Norwegen hingegen ist jeder per Gesetz Organspender – es sei denn, er widerspricht. Ergebnis 90% sind Organspender. Der wesentliche Unterschied in Deutschland müssen Verbraucher aktiv werden, um Organspender zu werden, in Norwegen werden sie es indem sie nichts tun.

Nutzen auch Sie Ihr Wissen über Gewohnheiten, um Ihre Trägheit zu überlisten. Kommen Sie ins Tun. Und schenken Sie Ihren Finanzen etwas mehr Aufmerksamkeit. Sie werden sehen, es lohnt sich.

Und brechen Sie vor allem eine schlechte Gewohnheit in unserer Gesellschaft:

Über Geld spricht man nicht!

Wir schon!

 

Welche Erfahrung mit Gewohnheiten in Sachen privater Finanzen haben Sie gemacht? Haben Sie Fragen oder gute Ratschläge für Ihre Mitstreiter?