Warum private Finanzen selbst Unternehmer herausfordern

Private Finanzen sind eine Herausforderung. Erstaunlicherweise geht es selbst im Job erfolgreichen Menschen so. Sogar Unternehmer und Manager tun sich schwer, obwohl sie es gewohnt sind Finanzentscheidungen zu treffen. Was ist bei privaten Finanzen anders? Folgendes Verhalten habe ich beobachtet:

 

  1. Planlos drauflos

Eine solide Planung ist im Business selbstverständlich. Kein Unternehmen, keine Verwaltung agiert ohne Plan.

Jeder Unternehmer hat einen Businessplan, doch viel zu wenige haben eine private Finanzplanung. Klick um zu Tweeten

 

In angelsächsischen Ländern ist es üblich, zum Financial Planner zu gehen. Finanzplaner analysieren die Situation und zeigen Wege auf, wie Sie Finanzziele erreichen. Dabei geht es nicht um konkrete Produktempfehlungen, sondern um Konzepte. Damit unterscheidet sich diese Tätigkeit deutlich von der Finanzberatung, die Kunden überwiegend in Deutschland erleben. Da Banken, Versicherungen und Finanzberater von Produkt-Provisionen leben, stehen Finanzprodukte im Fokus. Doch auch in Deutschland gibt es zertifizierte Finanzplaner nach internationalem Standard – Certified Financial Planner (CFPs).

Natürlich wird kein Plan je genauso umgesetzt. Dafür hält das Leben zu viel Überraschendes bereit. Der Wert einer Planung besteht nicht im Plan, sondern vielmehr im Prozess der Planung. Wenn wir planen, machen wir uns Gedanken über:

  • Unsere Ziele
  • Unsere Position
  • Unsere Präferenzen
  • Konsequenzen und Auswirkungen
  • Mögliche Risiken
  • Szenarien
  • Alternativen
Private Finanzplanung: Zu planen bedeutet, vorbereitet zu sein und zielgerichtet zu agieren. Klick um zu Tweeten

 

  1. Kontrollverlust

Unternehmer beteiligen sich an anderen Unternehmen. Übernahmen, Fusionen und Joint Ventures sind nichts Ungewöhnliches im Geschäftsalltag. Auch Privatanlegern werden Beteiligungen an Flugzeugen, Schiffen, Containern, Immobilien und Private Equity in Form geschlossener Fonds angeboten. So mancher Unternehmer hat mit solchen privaten Anlagen viel Geld verloren.

Deutsche Anleger haben Milliarden mit Schiffsfonds und Beteiligungen versenkt. Klick um zu Tweeten

 

Wie kann das sein?

Wenn sich ein Unternehmen an einem anderen Unternehmen beteiligt, treibt der Käufer einen großen Aufwand, dieses zu durchleuchten. Due Diligence heißt das Stichwort: Einsicht in Geschäftsbücher, Recherche im Markt, Gutachten von Sachverständigen. Um ihren Einfluss zu sichern, legen Käufer Wert auf die Mehrheit und entsenden Manager und Spezialisten in das übernommene Unternehmen, um Kontrolle auszuüben.

Auf diese Kontrolle verzichten Anleger bei Beteiligungen komplett. Ihr Anteil ist einer von vielen, Beschlüssen der Mehrheit müssen sie sich beugen. Einsicht in Bücher oder Mitspracherechte – Fehlanzeige. Und als i-Tüpfelchen, der Verzicht auf Liquidität. Es gibt keine Börse für geschlossene Fonds, lediglich ein sogenannter Zweitmarkt.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Beteiligungen für Privatanleger: Hochglanzprospekt statt Due Diligence. Klick um zu Tweeten

 

Der Vergleich macht deutlich, auf welchem schmalen Grad sich Käufer auf Basis eines Hochglanzprospekts bewegen. Ich spreche aus eigener Erfahrung sowohl als Käufer wie als Verkäufer von Beteiligungen (in meiner Zeit bei der Bank). Die Erfahrung lehrt mich, die Finger von geschlossenen Fonds zu lassen. Ich kann den Aufwand einer ausreichenden Prüfung nicht leisten und sehe den wichtigen Anlage-Grundsatz verletzt, stets Handlungsfähigkeit zu bewahren.

Kommen noch weitere Faktoren hinzu, wie hohes Klumpenrisiko und rechtliche Verpflichtungen, wie Nachschusspflichten, kann es im Ernstfall bedrohlich werden. Geschlossene Fonds sind – wenn überhaupt – nur für Privatanleger geeignet, die den Totalausfall verkraften können.

Wer sich hingegen über breit gestreute offene Investmentfonds in Aktien an Unternehmen beteiligt, verfügt über drei entscheidende Vorteile:

  • Risikostreuung als Grundprinzip
  • Handlungsfähigkeit durch tägliches Rückgaberecht zum aktuellen Kurs oder Verkauf über die Börse
  • Rechtlicher Schutz durch Sondervermögen

 

  1. Bei Geld setzt der Verstand aus

Es ist es etwas völlig anderes, als Manger Finanzentscheidungen zu treffen oder als Privatanleger. Für andere zu entscheiden, ist eine andere Herausforderung als für sich selber. Ich möchte nicht urteilen, was schwieriger ist. Fakt ist, es ist anders – vor allem emotional.

Manager sind oft eingebunden in Gremien und ihnen stehen Fachabteilungen zur Seite. Entscheidungen werden intensiv geprüft. Es ist zu bedenken, wie diese auf Anteilseigner, Öffentlichkeit und Belegschaft wirken. Privat entscheiden wir (zu) oft situativ, aus dem Bauch heraus. Nicht selten unter Zeitdruck – selbstgemachter Stress, da wir uns keine Zeit nehmen, oder bewusst herbeigeführter Stress durch Verkäufer, die uns drängen.

Die Gefahren sind vielfältig. Es gibt einen eigenen Forschungszweig, die Behavioral Finance. Er untersucht wie sich Emotionen auf unsere Entscheidungen auswirken. Zwei Beispiele:

Overconfidence Bias

Wir überschätzen unsere Fähigkeiten, wie beim Kauf von geschlossenen Fonds gesehen. Unsere Zuversicht in unsere Fähigkeiten steigt je öfter wir erfolgreich sind, obwohl womöglich ganz andere Faktoren ausschlaggebend sind (Glück, lange Haussephase). Privatanleger sind kleine Fische in einem Haifischbecken. Dafür steht stellvertretend dieses Zitat:

„Du bist nicht Warren Buffet“ Tony Robbins

Was Warren Buffet mit enormem Aufwand, bewundernswerter Disziplin und mittlerweile einzigartiger Ressourcen gelungen ist, das können Privatanleger nicht nachmachen. Oder verfügen Sie über Ressourcen substanzielle Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen zu erwerben?

Verzerrte Wahrnehmung

Jede Finanzentscheidung ist mit einem Risiko verbunden. Die Einschätzung des Risikos hängt von unserer Wahrnehmung ab – aber können wir uns darauf verlassen?

Seltene Risiken wie Terroranschläge überschätzen wir dramatisch, schleichende Risiken wie Übergewicht unterschätzen wir. Crashs bleiben im Gedächtnis haften, Phasen niedriger Volatilität nicht. Was heute geschieht erscheint uns bedeutender als was vorgestern war.

Während wir Verzerrungen in der Wahrnehmung bei anderen beobachten, fällt es uns gleichzeitig schwer, sie bei uns selber zu erkennen.

 

FAZIT:

Private Finanzentscheidungen sind eine Herausforderung. Wir können sie meistern, wenn wir uns ihrer bewusst sind. Es hilft, sich Zeit zu nehmen, zu planen und Schritt für Schritt vorzugehen. In Begleitung fällt es leichter als allein.

Meine Finanz-Coach Kollegin Kornelia Rendings aus Bremen hat sich Gedanken gemacht, wie es nicht so schwer sein muss mit den privaten Finanzen.

 

Wie sind Ihre Erfahrungen?